Teilen
Aktienkurse trotzen dem Gegenwind

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Bis zum heutigen Tag kann kein Risiko dieser Welt die Aktienkäufer aus der Ruhe bringen. Die typische sowie notwendige Korrektur findet derzeit nicht statt. Mittlerweile testet unser Deutscher Aktienindex das Jahreshoch, bis zum Allzeitrekord von rund 16.300 Zählern fehlen lediglich 4,5 Prozentpunkte. Spätestens dort fällt die Entscheidung über Aus- oder Einbruch. Noch in der vorhergehenden Woche stand der DAX vor einem Verkaufssignal bei knapp 15.000 Punkten. Nun schießt der Index in die entgegengesetzte Richtung. Dabei gab es keinerlei wirtschaftliche oder politische Neuigkeiten. Demzufolge bleibt es kurzfristig bei einer Überhitzung. Jetzt kommt es darauf an, wie viele Investoren auf den fahrenden Zug springen müssen, die bisher komplett falsch gelegen haben. Es bleibt ein Ritt auf der berühmten Rasierklinge. Am folgenden Freitag steht in den USA der aktuelle Arbeitsmarktbericht an. Dieser wird mit großer Spannung erwartet. Zum einen erhalten wir einen Eindruck zum Zustand der US-Ökonomie. Auf der anderen Seite resultieren daraus Hinweise für die Zinspolitik der amerikanischen Notenbank. Je schwächer die Daten ausfallen, umso besser wäre dies für den Aktienmarkt. Auf den ersten Blick erscheint dieser Sachverhalt unlogisch. Natürlich ist die Börse auch nie von Logik geprägt, hier werden eigene Gesetze vollzogen. Eine nachlassende Wirtschaftsleistung beflügelt die Fantasie auf ein Ende der Zinserhöhungen. Denn Zinsanlagen stellen die bedeutendste Konkurrenz zu Aktien dar. Ab einer bestimmten Rendite schwenken Anleger mit ihrer Liquidität von Dividendentiteln auf Anleihen um. Solche Prozesse würden den Druck auf Aktien erhöhen. Wieso soll ich ein Risiko für ein schwankendes Investment eingehen, wenn ich zu einem festen Zins sicher investieren kann. Gestern schockte der Chef der Federal Reserve die Anleger. Unter Umständen müssen die Zinssätze in den Vereinigten Staaten länger und deutlicher als bisher angenommen, erhöht werden. Solche Aussagen mutieren zum Spielverderber. Unsere behutsame Vorgehensweise sollte in Anbetracht der zahlreichen Risiken vertretbar sein.

Erste Erholung ist angelaufen und wurde direkt abverkauft

Kurz vor der wichtigen technischen Unterstützung bei 1.800 USD drehte der Goldpreis nach oben ab. Seitdem standen fast 3 Prozent Zuwachs auf der Agenda. Nach einer Übertreibung zu Jahresbeginn wird eine klassische Bereinigung vollzogen. Bilderbuchmäßig folgt den zwei Schritten nach oben, der eine nach unten. Jetzt kommt es auf eine tragfähige Bodenbildung an, von der aus die Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends erfolgt. Unter Umständen kann dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen. Silber folgte dem großen Bruder im Schlepptau. Wie immer fielen dabei die Ausschläge in beiden Richtungen heftiger aus. Powell stoppte die jüngste Erholungsrallye mit seiner Aussage, dass das Zinsplateau am Ende höher ausfalle als bisher erwartet. Folglich findet eine Verzögerung der Bewegung in Richtung Norden statt, eine baldige Wiederaufnahme stellt die größte Wahrscheinlichkeit dar. Öl verharrt zwischen 80 bis 90 USD. Geringe Abschläge erfolgten, als China die künftigen jährlichen Wachstumsziele von 5,5 auf 5,0 Prozent senkte. Insgesamt sollte es eine Frage der Zeit sein, bis das Schwarze Gold höhere Notierungen anpeilt.

Notenbanker versprühen Angst

Am zurückliegenden Wochenende sorgten zwei Notenbanker aus den Vereinigten Staaten mit falkenhaften Kommentaren zur Zinspolitik für Unruhe. Unter Falken werden in dem Zusammenhang Vertreter einer rigorosen Inflationsbekämpfungspolitik verstanden. Mit raschen sowie starken Zinsanhebungen möchten sie der Teuerung entgegengetreten. Dabei schießt man gerne auch einmal über das Ziel hinaus. Konjunkturelle Aspekte, wie das Abwürgen der Wirtschaft, spielen eine untergeordnete Rolle. Unser Bund-Future verharrt bei 131 Zählern. So tief stand dieser über Jahre nicht. Als Konsequenz steigen die Zinsen in Deutschland. Immerhin erreicht die Umlaufrendite für eine Laufzeit mit über 4 Jahren einen Wert von 2,70 Prozent p.a. Der Zyklus scheint noch nicht am Ende.

Aktienkurse trotzen dem Gegenwind
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.