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Atempause nach der Erholung

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Stark, stärker, DAX. Der deutsche Aktienmarkt verteidigt in einer Zeit nicht mehr zu zählender schlechter Nachrichten sein zurück gewonnenes Terrain. Derzeit befinden wir uns beim Deutschen Aktienindex ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Allzeithoch von 16.300 und dem jüngsten Verlaufstief von 12.400 Punkten. Nach der gerade erfolgten Aufholjagd musste so oder so eine Verschnaufpause her. Ein Sprung aus dem Stand von 2.000 Zählern führt zu einer überkauften Marktlage, die durch einen Rücksetzer oder Seitwärtsgeschiebe abgebaut werden sollte. Dies alles passiert im Kontext einer Zukunftsperspektive ohne Lichtblicke. Für die Mehrzahl der Analysten steht deswegen fest, dass es sich bei der aktuellen Stärke nur um eine sogenannte Bärenmarktrallye handeln kann. Dementsprechend verläuft seit dem Hoch ein übergeordneter Abwärtstrend im Hintergrund, der bald erneut wieder aufgenommen werden müsste. Tatsächlich lässt die Nachrichtenlage, kurzfristig keine großen Sprünge zu. Die letzten Entwicklungen ersticken vorerst neue Verhandlungserfolge, der Ton wird abermals verschärft. Damit ist jeder Tag, den wir über 14.000 Punkten beim DAX verbringen, ein Erfolg. Natürlich kann jede Minute auch eine positive Neuigkeit den Markt in die Gänge bringen. Der große Pessimismus sichert uns ein Stück ab, Schwarzseher gingen in den zurückliegenden Wochen verstärkt aus der Börse. Außerdem fürchten immer mehr Menschen um ihr Erspartes. Kann Bargeld so eine Zeit überstehen? Wird es durch den Krieg oder die Inflation wertlos? Von solchen Gedankenspielen profitieren Aktien, denn diese stellen Sachwerte dar, die Vermögenswerte in eine bessere Zeit transportieren können. Für Aktien spricht ebenso die hohe negative Realverzinsung von minus 6 Prozent. Da strahlen Konkurrenzanlagen wie Anleihen noch keine Gefahr aus. Deutsche sowie chinesische Dividendentitel sind im historischen Vergleich preiswert, sogar unterbewertet. Die Unternehmen aus China lassen perspektivisch die amerikanische Börsenaufsicht in ihre Bücher schauen. Das nimmt trotz verlängertem Lockdown in Shanghai etwas Druck aus dem Kessel. Den entsprechenden Positionen im Depot hilft es nach einer schwierigen Zeit etwas auf die Beine.

Edelmetalle vor nächstem Schub?

Nach der Hektik folgt Langeweile. Gold und Silber entfernen sich von den Topkursen, fallen trotz Zinspanik erst einmal nicht weiter ab. Gold notiert dabei deutlich über der großen Unterstützung von 1.800 USD. Seit dem Jahr 2000 läuft der Aufwärtstrend beim gelben Metall. Aus rein technischer Sicht müssten weitere Schübe Richtung Norden anstehen. Das Beste kommt zum Schluss. Nicht wenige Experten gehen von einem Superzyklus bei Rohstoffen aus, der uns weitere Jahre begleitet. So bieten eben auch die fundamentalen Aspekte, Kaufargumente an. Die Angst vor Geldentwertung und der negative Realzins sprechen klar für Edelmetalle. Öl sowie Gas bleiben ein Spielball von Zockern, die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet schießen die Preise in die eine oder andere Richtung. Seriöses Investieren ist auf kurze Sicht unmöglich.

Unterbrechung beim Zinsanstieg

Heutzutage möchte niemand in der Haut eines Notenbankers stecken. Immer mehr kristallisiert sich ein unlösbarer Spagat für anstehende Problemlösungen heraus. Dabei waren es die Geldlenker selbst, die den Weg in die berüchtigte Sackgasse fuhren. Wie soll ein Kompromiss, zwischen Rezessionsgefahr und Preisexplosion zu finden sein? Es braucht unglaubliches Fingerspitzengefühl sowie einen glasklaren Fahrplan. Dann verzeihen die Märkte auch unpopuläre Maßnahmen. Der Federal Reserve, ist so eine Fähigkeit zuzutrauen. Bisher glauben die Investoren der eingeschlagenen Linie. Nach dem Abfall der Kurse gibt es auch hier ein Luftholen. Danach sollte die Schwäche ihre Fortsetzung finden und damit für anziehende Zinsen sorgen.

Atempause nach der Erholung
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.