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Auf kurze Sicht in Deckung

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Ein Teil der Aktienanleger geht nach erfolgreichen Wochen in die Defensive. Von Seiten der technischen Indikatoren stehen alle Kurzfristsignale am Anschlag. Optimismus und Sorglosigkeit nahmen leicht bedenkliche Konturen an. Damit ist eine Börse für den Moment überkauft. Vor einer Fortsetzung der Hausse (Aufwärtstrend) braucht es den berühmten Rücksetzer. So eine Bereinigung, scheint gerade den Anstoß zu finden. Ausnahmen bestätigen zwar die Regel. Trotzdem müssten unsere nun zweifachen Liquiditätsbeschaffungen durch Aktienverkäufe in der zurückliegenden Woche, den zum Teil neuen geopolitischen Risiken angemessen sein. Ein hochstehender Markt ist viel anfälliger für eine schlechte Nachricht. Noch immer steht eine Antwort Moskaus auf die Panzerlieferungen aus, der Ton zwischen China und den Vereinigten Staaten wird durch gegenseitige Provokationen rauer. Natürlich kann den Aktienmarkt jederzeit auch eine bisher vollständig unbekannte Neuigkeit treffen. Sollte es zu einer Art Blitzeinschlag kommen, sind wir durch unseren Barbestand handlungsfähig. Das Geld würde dann auf ermäßigten Niveau für Rückkäufe eingesetzt. Im Hintergrund berichten die Unternehmen zum Geschäftsverlauf des letzten Quartals und geben ihre Ausblicke bekannt. Während in den USA die Halbzeit erreicht ist, beginnt dieser Prozess in Deutschland gerade erst. Insgesamt überbieten positive Aspekte die Enttäuschungen. Dies ist nicht selbstverständlich aufgrund der herrschenden Mehrfachkrisen. Dennoch fällt das Zahlenwerk in Summe schlechter aus als bei der vorhergehenden Berichterstattung. Vor allem Giganten wie Apple, Amazon oder Alphabet können nur schwer an alte Erfolge anknüpfen. Massive Stellenstreichungen sind die Folge. In den Kursen wurde die Entwicklung durch regelrechte Kursstürze in der Vergangenheit vorweggenommen. Wahrscheinlich erfinden sich diese Konzerne zukünftig neu, damit entstünde eine der spektakulärsten Wetten für die nächsten zwei Jahre. Schlussendlich sind wir zum jetzigen Zeitpunkt breit aufgestellt, sind auf alle Eventualitäten ordentlich vorbereitet.

Mitten in der Korrektur

Für die Edelmetalle begann die Atempause im Schneckentempo. Ende vergangener Woche löste dann ein extrem robuster Arbeitsmarktbericht in den USA einen Abverkauf aus. Nach den hohen Zuwächsen in den zurückliegenden Monaten war dieser Rückschlag immer eine mögliche Konsequenz. Zuletzt hatte der aufkeimende Optimismus groteske Züge angenommen. Dies bedarf einer Abkühlung. Vorher steht nur nie der Auslöser oder der genaue Zeitpunkt fest. Nun sollten es deutlich über den Erwartungen neu geschaffene Arbeitsplätze innerhalb der Vereinigten Staaten sein. Nach der Veröffentlichung kamen Ängste über eine in Zukunft straffere Zinspolitik der Federal Reserve auf, da die bisherigen Maßnahmen keine Wirkung entfalteten. Der Markt lebt von der Fantasie einer schwächeren Konjunktur, weil dann weitere schädliche Zinsanhebungen der Vergangenheit angehörten. Mit den neuen Daten zog ebenso der US-Dollar an. Beide Belastungen waren zu viel für Gold & Co, Gewinnmitnahmen setzen ein. Der langfristige Investor muss das durchstehen. Auf Sicht der nächsten 24 Monate bleiben deutlich höhere Zielkurse die Leitlinie. Öl testet die Grenze von 80 USD. Fast alle Börsensektoren legen eine typische Konsolidierung an den Tag.

Die Notenbanken haben gesprochen

Am Ende wurden die Erwartungen der Marktteilnehmer durch die getroffenen Zinsentscheidungen erfüllt. In den Vereinigten Staaten erfolgte der kleine Zinsschritt mit 0,25 Prozent, für Europa ging es um 0,5 Prozent nach oben. Diese Verkündungen wurden mit Erleichterung aufgenommen, lassen etwas Druck aus dem Kessel und geben klar den gesteckten Rahmen für die folgenden Monate vor. Insgesamt reagierten die Kurse am Rentenmarkt besonnen. Leichte Rückgänge erfolgten, was zu marginal höheren Renditen führte. Jetzt nimmt vorerst eine Seitwärtsbewegung die höchste Wahrscheinlichkeit ein.

Auf kurze Sicht in Deckung
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.