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Deutschland hat gewählt

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Aus ökonomischer Sicht ist die ungünstigste Konstellation mit Rot-Rot-Grün verhindert worden. Der deutsche Markt hätte dann vollkommen neu bewertet werden müssen. Trotzdem hält sich der Jubel in Grenzen. Bei hoher Wahlbeteiligung gibt es kein endgültiges Ergebnis, vorerst bleiben wir bei einer Hängepartie. Zwei Optionen stehen im Ring, die Börse würde Jamaika der Ampel vorziehen. Da wir uns nicht in einem Wunschkonzert befinden, sollte zum Realismus übergegangen werden. Scholz als Kanzler stellt aktuell die höchste Wahrscheinlichkeit dar. In den folgenden Wochen werden die Pläne der neuen Regierung, genau zu verfolgen sein. Sozialdemokratisch angeführte Staaten hinterlassen Bremsspuren in der Ökonomie. Gut gemeinte soziale Umverteilungen passen mit wirtschaftlicher Runderneuerung nicht zusammen. Die Geschichte belegt dies eindeutig. Ausländisches Kapital bleibt abwanderungsgefährdet. Im Hintergrund braut sich zudem ein gefährlicher Cocktail zusammen, der weitere Sorgenfalten auf die Stirn zieht. Steigende Zinsen stehen wieder einmal im Zentrum etlicher Warnungen. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen erreicht über 1,50% p.a., es wird nur eine Durchgangsstation sein. Damit entsteht langsam eine Konkurrenz zu Aktien, Kryptowährungen sowie Edelmetallen. Durch die anziehenden Inflationserwartungen werden die Preisexplosionen bei Öl und vor allem Gas abgebildet. Dabei belastet uns der Gaspreis mit Sicherheit über längere Zeit. Die Ölkrise von 1973 lässt grüßen. Als wäre dies nicht alles bereits genug, bedroht die Knappheit von Chips und anderen zahlreichen Komponenten die wirtschaftliche Erholung. Neue Kapazitäten werden nicht von heute auf morgen aus dem Boden gestampft. Dieses Problem ist lösbar, wird aber bis in das Jahr 2022 andauern. Für die Aktienkurse erhöht sich auf dem hohen Niveau mit den genannten Belastungen die Wahrscheinlichkeit der Korrekturfortsetzung. Sollten wir die 15.000 nachhaltig unterschreiten, lässt sich aus Erfahrungswerten ein erster Zielkorridor von 13.000 bis 13.500 Punkten berechnen. Dort wären spätestens die ersten Käufe fällig. Für solche Ereignisse wurde in der Vergangenheit konsequent Liquidität aufgebaut beziehungsweise beibehalten. Auf der einen Seite schlagen die Börsenverluste nicht komplett auf die Depots durch, zum anderen müssen Chancen genutzt werden, die sich bieten.

Unterschiedliche Perspektiven

Edelmetalle kommen nicht auf die Beine. Die Stimmung ist sprichwörtlich im Eimer. Mit dem Zinsanstieg schwingt eine zusätzliche Keule über dem Markt. Gold entfernt sich vom wichtigen Ausbruchslevel bei 1.840 USD, bei Silber gab es den nächsten Ausverkauf über den Terminmarkt. Kurzfristig scheint keine Besserung in Sicht. Wir werfen die Flinte nicht ins Korn. Die Streuung auf verschiedene Anlageklassen im Depot ist unausweichlich. Solche Maßnahmen zahlen sich in einer mittelfristigen Betrachtung immer aus. Bei einer Eskalation an den Märkten können Edelmetalle als Krisenwährung fungieren. Das rabenschwarze Sentiment lockt zu antizyklischen Investments. Vollkommen entgegengesetzt entwickeln sich Öl sowie Gas. Hier springen die Preise. In Großbritannien führt dies bereits zu unglaublichen Einschnitten bei den Verbrauchern. Aus China trifft eine anziehende Nachfrage auf Verknappungen seitens der OPEC oder aus Osteuropa. Mit dieser Konstellation werden wir noch einige Zeit leben müssen.

Zinswende nimmt Konturen an

Auf der Notenbanksitzung in den Vereinigten Staaten wurden wie erwartet keine neuen Beschlüsse gefasst. Die Zinsen blieben unangetastet, das wird sich im kommenden Jahr ändern. Eine Verlangsamung bei den Anleihekäufen steht ab November auf der Agenda. Soweit sieht die Theorie aus. Eine Notenbank kann mit ihrer Politik lediglich Einfluss auf die kurzfristigen Zinsen ausüben. Die langfristigen Zinssätze bilden sich durch Angebot und Nachfrage an den Rentenmärkten. Diese nehmen Entwicklungen vorweg. Nach gefühlter Ewigkeit starten die Zinsen einen abermaligen Anlauf Richtung Norden. Dieser sieht ernstzunehmend aus. Wir haben mit einer Zinsanlage den Fuß in der Tür, Anschlusskäufe stehen im Raum.

Deutschland hat gewählt
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.