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Die Atempause findet ihre Fortsetzung

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Im letzten Monat des Jahres kehrt etwas Ruhe sowie Besonnenheit ein. Bei knapp 14.600 Punkten ging dem Deutschen Aktienindex erst einmal die Puste aus. Dabei lag der nächste Ausbruch nach oben zuletzt sogar im Bereich des Möglichen. Wenige Prozentpunkte fehlten dafür. Aus technischer und trendstabilisierender Sicht ist eine Unterbrechung der Stärke, wie bereits mehrfach beschrieben, der idealtypische Verlauf. In New York ging es am Montag deutlich eine Etage tiefer. Nach zahlreichen positiven Handelstagen müssen sich die Marktteilnehmer erst wieder daran gewöhnen. Hierbei fällt auf, dass der deutsche Aktienmarkt wesentlich geringere Abschläge, zu verkraften hatte. Unsere moderatere Bewertung sowie die kleinere Technologielastigkeit stellen die Ursachen dar. Rund um den Globus verstummen die Skeptiker trotz der seit Oktober laufenden Aufwärtsbewegung nicht. Gebetsmühlenartig wiederholen sie ihre Warnungen in regelmäßigen Abständen. Jetzt war es abermals so weit, über gewisse Finanzmedien verteilen die Experten ihren großen Pessimismus für 2023 in Bezug auf Aktien. Bekannte Namen wie BlackRock, Morgan Stanley oder die Deutsche Bank sehen Rückgänge von 20 Prozent und mehr. Als häufigste Begründung steht immer noch die hohe Wahrscheinlichkeit einer schweren Rezession im Raum. Tatsächlich liegen ihnen sämtliche „Trümpfe“ offen auf der Hand. Die Weltlage bietet bestimmt alles für eine permanente Resignation. Trotzdem ist das Gute an der ganzen Sache, dass alle Investoren solche Meinungen kennen. Was an der Börse jeder weiß, macht nicht mehr heiß. Zurückhaltung ist für einen Trend immer besser als Euphorie. Dadurch entsteht eine gewisse Absicherung Richtung Süden. Überraschende Töne ließ Jerome Powell bei seiner letzten Rede verlautbaren. Die US-Notenbank möchte in Zukunft zaghafter bei Zinserhöhungen vorgehen. Für das folgende Jahre wäre dies eine stützende Hintergrundmelodie. Eine Art Revolution steht im eigenen Land in den Startlöchern. 2023 könnte die Aktienrente zur Entlastung unseres maroden Altersvorsorgesystems Realität werden. So eine sinnvolle politische Entscheidung gab es seit Langem nicht. Automatisch stünden ab der Einführung über Jahrzehnte vollkommen neue Anlagesummen zur Verfügung. Das ist Musik in meinen Ohren. Unser DAX müsste neu bewertet werden. Regelmäßig fließt dann den Aktien hierzulande frisches Kapital zu. Zudem verheißen diese Ströme einen langfristig orientierten Grundsatz. Die Haltedauer der Papiere wird bleibend sein, für Zockerei gibt es weniger Spielraum. Per heute bleibt Wachsamkeit wichtig, bei einem Rückfall kommen Käufe ins Spiel.

Achterbahnfahrten, wohin das Auge schaut

Schwindlig wurde es zuletzt den Rohstoffinvestoren. Powells zarte Verlautbarungen schoben die Edelmetalle weiter nach oben. Gold knackte 1.800 USD, für Silber ging es über 23 USD. Dann folgten robuste US-Wirtschaftsdaten in Form des Einkaufsmanagerindex der Dienstleister. Sofort flammten neue Zinsängste auf. Gold und Silber gerieten stark unter Druck, versuchen aber alles, die wichtigen Linien zu verteidigen. Bisher ist dies gelungen. Technisch bleibt das Bild positiv. Wenn es nicht noch zu einem Fehlsignal kommt, liegt ein junger aufwärtsgerichteter Trend vor uns. Öl bleibt in den Schlagzeilen. Fördermengen sowie Ölembargo prägen die Überschriften. So ist den Spekulanten Tür und Tor geöffnet. Dadurch entstehen Zufallspreise, ein Bruch nach unten bleibt möglich.

Vor der letzten FED-Sitzung des Jahres

Am 14. Dezember 2022 treffen die amerikanischen Notenbanker das letzte Mal in diesem Jahr aufeinander. Mittlerweile geht ein Großteil der befragten Fachleute von einer Leitzinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte aus. Es wäre die erste kleine Entschleunigung der jüngsten Vergangenheit als Steigerungen mit einem Dreiviertelprozent an der Tagesordnung standen. Seit geraumer Zeit dominieren die Bullen den Anleihemarkt. Der Bund-Future kletterte dadurch auf über 143 Zähler. Zehnjährige US-Staatsanleihen entfernen sich deutlich von der 4 Prozent-Grenze, nur noch 3,57% p.a. stehen auf der Uhr. Optimisten gehen davon aus, dass wir bei Rentenpapieren bereits die Höchststände der Renditen gesehen haben. Die Prüfung dafür ist angelaufen.

Die Atempause findet ihre Fortsetzung
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.