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Entscheidungen, wohin das Auge schaut

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Genau an der Grenze von 15.000 Punkten beim Deutschen Aktienindex erfolgte der Gegenangriff des Bullenlagers. Seitdem ist ein ordentliches Polster nach unten erarbeitet. Das lässt etliche Börsianer von der nicht mehr erwartbaren Jahresendrallye träumen. Aus Perspektive der Markttechnik wäre dies möglich. Der jüngste Anstieg sorgte für eine Entspannung, die Indikatoren drehen auf positiv. Noch fehlt dem Aufschwung die Kraft, die Nachfrage lässt bei den überschaubaren Tagesumsätzen, zu wünschen übrig. Eine Entscheidung, bei der kurzfristig beide Richtungen möglich sind, liegt in der Luft. Unsere Achillessehne bleibt die Abhängigkeit von den Kursentwicklungen jenseits des Großen Teiches. Diesen amerikanischen Aktienmarkt meiden wir, die Preise dort sind vollkommen überzogen. Welche Konsequenz hätte eine Korrektur der US-Börsen auf den deutschen Markt? Selten in der Geschichte konnte eine Emanzipation verfolgt werden. In unseren Depots halten wir beträchtliche Bestände an heimischen Aktien, ein Nachlegen zu den jetzigen Preisen ist nicht zwingend notwendig. Märkte können über längere Zeiträume irrational bleiben. Dadurch besteht die Option, dass auch eine viel zu teure Wall-Street vorerst weiter steigt. Diesem Zug rennen wir nicht hinterher. Ich muss ein Investment zu jedem Zeitpunkt mit meiner Erfahrung sowie meinem Gewissen gegenüber Ihnen rechtfertigen können. Dementsprechend braucht unsere Liquidität vertretbarere Alternativen. Im Mittelpunkt sollten die Bewertung und die mittelfristigen Zukunftsaussichten stehen. Die Minikorrektur der letzten Wochen in Deutschland reicht dafür nicht aus. Chinesische Aktien haben den Crash weitgehend hinter sich, besitzen ein günstiges Kurs-Gewinnverhältnis und glänzen trotz heutiger Sorgen mit rosigen Zukunftsaussichten. 1,2 Milliarden Menschen sind und bleiben ein unschlagbares Argument. Auf Sicht von zwei Jahren sehe ich ein Potential von 50 Prozent beim chinesischen Index. Folgerichtig wurden die Positionen bei Aktieninvestments aus China in diesen Tagen erhöht.

Wer bringt den Stein ins Rollen?

Ein später Abverkauf am Freitag brachte die Edelmetalle wieder einmal unter Druck. Im Unterschied zu früheren Schwächephasen fiel die Dynamik zaghafter aus. Bereits am Dienstag konnten die Sorgenkinder wichtige technische Marken zurückerobern. Über die Terminmärkte ist reges Kaufinteresse der Investoren spürbar. Beherzte Zugriffe erfolgten vor allem bei Silber. Zum weißen Metall ergibt sich eine wichtige Beobachtung. Lediglich 14 Prozent der offenen Kontrakte von Silber-Futures sind physisch hinterlegt. Hier ist kaum vorstellbar, was bei einem nachhaltigen Anstieg preistechnisch im positiven Sinne passieren kann. Meiner Einschätzung nach steht auch Gold auf mittlere Sicht vor erheblichem Aufwertungsdruck. In der Historie gab es eine spannende Faustregel. Ungefähr 10 bis 12% aller sonstigen auf der Welt vorhandenen Anlageklassen sollten durch reale Goldbestände „gedeckt“ sein. Derzeit bewegen wir uns lediglich bei 5 Prozent Deckung. Wer liefert den Denkanstoß zum Schließen dieser Schere? Eine hartnäckige Inflation, Notenbanken oder der Hinweis einer Börsenlegende können dafür die Auslöser sein. Ich habe bei beiden Edelmetallen für Sie zugekauft. Der aktuelle Ölpreis deckt die Haushaltsdefizite der OPEC-Staaten ausreichend. Dreistellige Kurse wären ihnen sympathisch, sie wissen dann aber auch von einem drohenden Nachfragerückgang. Deswegen bleibt von dieser Seite das Interesse an weiteren Übertreibungen Richtung Norden gering.

Kurze Pause beim Zinsanstieg?

Richtung 170 Zähler marschierte der Bund-Future für einige Handelssitzungen. Im Gegensatz zu früher prallte dieser jedoch dort ab und legte den Rückwärtsgang ein. Steht die alte Unterstützung von 170 nun als starker Widerstand? Es wäre ein wichtiger Beleg für die tatsächliche Zinswende. Unsere Positionen bei der Geldanlage für steigende Zinsen wurden nun aufgestockt. Bald reduziert die US-Notenbank ihre Anleihekäufe. Dieser Umstand sollte unser Investment positiv unterstützen.

Entscheidungen, wohin das Auge schaut
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.