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Etwas Vorsicht schadet nicht

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Für den Deutschen Aktienindex hat der Kampf um die Marke von 15.000 Punkten begonnen. Derzeit wird nach dem Motto: „Der Trend ist Dein Freund“ gehandelt. Gestiegene Kurse ziehen neue Käufer an. Als Folge gerieten wir in die Phase einer leichten Überhitzung. Nun steht auf die kurze Sicht eine Entscheidung an. Entweder es kommt zu einem Durchmarsch Richtung Allzeithoch von über 16.000 oder es tritt eine vollkommen normale Konsolidierung ein. Dabei kann kein Börsianer in die Zukunft schauen. Vielmehr muss in Wahrscheinlichkeiten gedacht werden. In diesem Kontext spielen langjährige Erfahrung sowie eine Risikioabwägung die maßgeblichen Rollen. Die technischen Indikatoren und vor allen Dingen die neuerlichen Unwägbarkeiten im Kriegskonflikt lassen eine gesunde Vorsicht ratsam erscheinen. Wie wird die Antwort des Kremls auf die Panzerlieferungen ausschauen? Alles Unmögliche bleibt möglich. In so einem Umfeld kann auf die maximale Chancenwahrnehmung verzichtet werden. Aus diesem Grunde wurde Anfang der Woche sicherheitshalber etwas zusätzliche Liquidität aufgebaut. Sollte es zu einem stärkeren Kursrückgang kommen, würde dieser Barbestand für sinnvolle Rückkäufe genutzt. Im Alltag bestimmt die Berichtssaison der Unternehmen den Takt. Wie erwartet, wird ein Schlagabtausch von positiven Überraschungen, aber auch herben Enttäuschungen vollzogen. In den Einzelaktien erfolgen dann heftige Eruptionen in beide Richtungen. Von plus bis minus 10 Prozent und mehr ist alles dabei. Aus den Indizes sind solche Einzelschicksale derzeit nicht herauslesbar. In Summe hielten sie die erhöhten Niveaus. Ausgerechnet jetzt erreicht uns ein globales Gewitter an Warnungen zum Aktienmarkt sowie zur Wirtschaftsentwicklung. Zuletzt war es im Lager der Schwarzseher etwas ruhiger geworden. Hedgefondsmanager, Analysten und studierte Ökonomen aus bekannten Häusern stimmen abermals ihr Klagelied an. Pessimismus ist die beste Absicherung für die Börse. Demgegenüber passt der Internationale Währungsfonds seine Rezessionsprognose aus dem Oktober 2022 an, sieht die Weltwirtschaft in einer robusteren Verfassung. Ein möglicher Rücksetzer darf uns nicht beunruhigen, der übergeordnete Trend bliebe davon unberührt. Dieser reicht weit bis in das Jahr 2024 oder 2025.

Die Stimmung bleibt gut, aber…

Seit dem Tief vom September 2022 hat der Goldpreis eine Erholung von 20 Prozent auf das Parkett gelegt. So eine Entwicklung kann jederzeit zu einer Korrektur führen. Davon sollten wir uns dann nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Über die Terminmärkte strömt unaufhaltsamer Optimismus in Richtung Edelmetalle. Eine Abkühlung in absehbarer Zeit wäre die logische Konsequenz. Die langfristige Hintergrundtendenz in Richtung Norden bliebe aber bestehen. Aus meiner Sicht sind auf eine Perspektive von zwölf Monaten deutlich höhere Preise erzielbar. Kursrückgänge sind Kaufgelegenheiten. Silber bleibt im Schatten vom großen Bruder, eine Emanzipation im Jahresverlauf stellt eine der interessantesten Wetten am Kapitalmarkt dar. Nach dem Sprung aufwärts fällt Öl drei Tage in Folge. Mit den neuen Unsicherheiten schalten einige Anleger auf Defensive. Beim OPEC-Treffen rechnen die Experten mit unveränderten Fördermengen. Ein Luftholen beim Ölpreis ist derzeit die wahrscheinlichste Option.

Woche der Notenbanken

Zweimal schauen die Augen der Investoren gebannt auf die Sitzungen der beiden weltweit wichtigsten Notenbanken innerhalb der laufenden Woche. Am heutigen Mittwochabend beginnt die amerikanische Federal Reserve mit dem nächsten Zinserhöhungsreigen. 97 Prozent der Beobachter erwarten eine Anhebung der Leitzinsen um 0,25 Prozent, nur 3 Prozent gehen von einem noch höheren Schritt mit 0,50 Prozentpunkten aus. Ein höheres Tempo wird einen Tag später die EZB angehen. Dort gilt ein Aufschlag von 0,5 Prozent als ausgemachte Sache. Sehr genau wird im Anschluss auf die Kommentare der Notenbanker geachtet. Findet das laute Bellen eine Fortsetzung oder erleben wir eine schrittweise Zähmung durch die weltweit rückläufigen Inflationsraten? Am Rentenmarkt gaben die Kurse hingegen nach, was zu steigenden Renditen führte.

Etwas Vorsicht schadet nicht
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.