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Extreme und Grenzspiele

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Coronavirus ist derzeit das meistgenannte Wort auf dem Planeten. Bisher wurde an den Aktienmärkten nur eine kleine Korrektur durch die Lungenkrankheit ausgelöst. Der Deutsche Aktienindex tauchte kurz unter die Grenze von 13.000 und berappelte sich danach schnell wieder nach oben. Wirtschaftliche Bremsspuren durch den Virus sind immer noch möglich, werden per heute von den Börsianern als gering eingeschätzt. Die ganze Wahrheit werden wir natürlich erst im Nachhinein erfahren. Hyundai legt Ende der Woche die Produktion in Südkorea auf Eis, da wichtige Bauteile aus China nicht geliefert werden können. Die deutsche Autoindustrie wird ähnliche Effekte mit Verzögerung spüren. Wie lange und mit welcher Schwere diese Entwicklungen dauern weiß kein Mensch und steht in den Sternen. Die aktuell größeren Vorsichtssignale erreichen uns aus den Vereinigten Staaten. Trotz aller Risiken wird auf Rekordniveau die Party erst richtig angeschmissen. Diese Ekstase konzentriert sich nach wie vor auf sehr wenige Aktien. Amazon, Alphabet, Facebook und Apple laufen in spektakuläre Fahnenstangen, die an der Börse mit jeweils über einer Billion USD bewertet wurden. Wie lange geht das gut, es schreit geradezu nach einer gewissen Normalisierung. Den Vogel schoss in dieser Woche der Autopionier Tesla ab, der auf Grund von Leerverkaufseindeckungen und Kurszielanhebungen in den Orbit abhob. Hier kommen Erinnerungen an den Neuen Markt sowie die bis dato einmalige Volkswagen/Porsche-Spekulation auf. Tesla ist jetzt mehr wert als VW und BMW zusammen. Das Ende ist bekannt. Zum jetzigen Zeitpunkt hat sich die komplette Wall-Street von ganz wenigen Aktien bei ihren Rekordjagden abhängig gemacht. Es besteht ein Klumpenrisiko, eine starke Korrektur zum Beispiel von Tesla könnte den gesamten Aktienmarkt anstecken. In diesem Umfeld, voll investiert zu sein oder bereits Rückkäufe zu tätigen macht keinen Sinn. Die Risiken sind höher als die Chancen. Nach einer richtigen Korrektur wird gekauft auf Teufel komm raus, bis dahin müssen wir geduldig bleiben und auch steigenden Kursen hinterherschauen können. Dow 30.000 und DAX 14.000 scheinen kurzfristig wieder möglich aber was dann…

Logischer Rückschlag

Gold und Silber gehen nun doch nach zwei Ausbruchsversuchen in die berühmte Korrekturwelle C über. Das macht keine Freude, stärkt aber den Trend noch mehr. Es gibt also klassischerweise noch ein Luftholen vor dem nächsten Angriff. Bei Gold wäre die Unterstützung bei 1.510 als Halt sehr wichtig. Der kurzfristig gestiegene Risikoappetit lässt Gelder bei den Edelmetallen abfließen, Aktien profitieren davon. Wir dürfen uns von den Stimmungsschwankungen nicht anstecken lassen. An der Börse ist alles möglich, ich habe es schon etliche Male erlebt, dass innerhalb kürzester Zeit aus Euphorie Panik wurde. Die Edelmetalle sind und bleiben unsere Depotversicherung. Innerhalb kürzester Zeit kollabierte der Ölpreis. Durch Corona brach die tägliche Ölnachfrage seitens China auf dem Weltmarkt um 20 Prozent ein. Hier macht ein Engagement auf der Käuferseite Sinn. Die Russen und Saudis wollen die Fördermengen zurückfahren, in der Konsequenz steigt der Preis.

Wie immer

In der kurzen Verunsicherung lugte der Bund-Future über 175 Zähler. Jetzt ist das Zinsbarometer Richtung 174 unterwegs und normalisiert sich. Die Zinswende pausiert und wir müssen es auch. Lediglich die genaue Beobachtung des Marktes bleibt am Ende des Tages übrig. Die hochgefährlichen Zombipapiere sind natürlich unverändert im Markt und werden irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes für Sprengstoff sorgen.

In eigener Sache

Wegen der Ferien gibt es in der kommenden Woche keine Lektüre. Die nächste Kolumne erscheint am Mittwoch, den 19.02.2020.

Momentan muss man den Markt permanent neu Analysieren. Wir übernehmen diesen Job für Sie! Schreiben Sie uns einfach!

 

Extreme und Grenzspiele
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.