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Fest gefahren

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Auf hohem Niveau stoßen deutsche Aktien an eine Art Deckel. Technische Analysten sehen die Möglichkeit eines Doppel-Tops. Fallende Preise wären dann die logische Konsequenz. Noch ist es nicht so weit. Natürlich kann der Ausbruch in beide Richtungen erfolgen. Da helfen nur Vergangenheitsbetrachtungen oder Wahrscheinlichkeitsannahmen. Zudem besteht immer die Möglichkeit, dass die geopolitische Bühne ein Zeichen der Entspannung beziehungsweise Eskalation sendet. So etwas liegt nicht in unserer Macht. Der Jahrestag des Kriegsausbruchs am 24.02.23 bietet einige Brisanz. Obendrauf sendet ein wichtiger technischer Indikator Korrekturbedarf. Der sogenannte V-DAX (Volatilitätsindex), bei dem die Schwankungsbreite des Marktes gemessen wird, erreicht vorrübergehende Tiefststände. Auf diesem Level kam es in der Vergangenheit überwiegend zu Kursabschlägen im zugrundeliegenden Index (DAX). Demgegenüber sendet die heimische Wirtschaft angenehme Signale. So stieg der wichtige Einkaufsmanagerindex den vierten Monat in Folge auf immerhin 51,1 Punkte. Werte von über 50 Zählern bedeuten Wachstum. Liegt die gemessene Zahl unter dieser Grenze, müsste von Schrumpfung gesprochen werden. Zusätzlich findet eine Aufhellung der Konjunkturerwartungen seitens der Börsen- und Finanzexperten statt. Der hierfür maßgebliche ZEW-Index lag über den Schätzungen. Auf mittlere Sicht lauern damit hilfreiche Stützen für die Zukunft. Im heutigen Umfeld konnten diese guten Neuigkeiten keine zusätzliche Kauflaune auslösen. Folglich steckt hier ein weiterer Indikator, der auf eine kurzfristige Atempause hindeutet. Mit diesen Fakten sowie den zunehmenden Verwerfungen auf der Bühne der Weltpolitik verharren wir im Modus Vorsicht. Aktien bleiben hochinteressant, versprechen auf Sicht von ein bis zwei Jahren deutlich höhere Stände als derzeit. Ein Vollinvestment rechtfertigen die erwähnten Risiken schwer. Im schlimmsten Fall muss an der Börse auch einmal eine Chance liegengelassen werden. Wir bleiben handlungsfähig und gehen erst bei einem eventuellen Rücksetzer auf Einkaufstour.

Gegenbewegung nach kleinem Ausverkauf

Nach dem Jahreshoch bei Gold von rund 1.950 USD ging es zuletzt rasant abwärts bis in den Bereich von 1.820 USD. Schnell wurden die alten Verdächtigen zum Sündenbock gemacht. Ein starker US-Dollar sowie hohe Inflationsdaten sorgten für neuerlichen Abgabedruck. Sicherlich kann dies als eine Seite der Medaille betrachtet werden. Nach starken Bergaufschüben stehen eben Korrekturphasen an. Seit über 400 Jahren gibt die „goldene“ Regel: Zwei Schritte vorwärts, ein Schritt rückwärts in der Aufwärtsbewegung die Marschroute vor. In der Abwärtsbewegung (Ein Schritt aufwärts, zwei Schritte rückwärts) würden die Kurse sich spiegelbildlich verhalten. Das große Bild für die Edelmetalle bleibt bisher unbeschädigt, die Preise wollen nach oben. Öl liegt zwischen 80 bis 90 USD. Eine Verknappung des Ölangebotes infolge von Sanktionen, begleitet von einer sanften Wiederbelebung Chinas könnte der Cocktail für letztlich steigende Kurse sein.

Die Zinsangst ist zurück

Vergangene Woche standen unzählige Veröffentlichungen zur Inflationsentwicklung auf der Agenda. Insgesamt ergab sich ein gemischtes Szenario. Optimisten hatten auf klarere Entspannungen an der Preisfront gewettet. Diese Hoffnung blieb unerfüllt. Nun feiern Ängste vor einer Rückkehr zu einer wiederholt strafferen Geldpolitik seitens der Notenbanken eine Wiederauferstehung. An den Finanzmärkten gibt es keine Wunschkonzerte. Überzogenen Erwartungen stehen immer überraschende Enttäuschungen gegenüber. Dabei sollten Kenntnisse über Entstehung und dem Abbau von Inflation vorhanden sein. Bei den wenigsten Experten ist dies der Fall. Hohe Preise verschwinden nicht von heute auf morgen. Es ist ein langwieriger sowie komplizierter Prozess. Hier ist der Anfang zur Normalisierung bereits vollzogen. Zwischenzeitliche Ausreiser sind gewöhnlich, dazu zählt ebenso eine gewisse Lohn-Preisspirale. Am Rentenmarkt gingen schlussendlich die Kurse in den Rückwärtsgang, die Renditen stiegen. Immerhin sieht ein Banker der EZB den Zinsgipfel im Sommer für Europa am Horizont.

Fest gefahren
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.