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Orientierungslos im ruhigeren Fahrwasser

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Nach dem kleinen Schwächeanfall im Anschluss der amerikanischen Notenbanksitzung konnte der Deutsche Aktienindex den Sprung zurück in den Aufwärtstrend vollziehen. Für eine Entwarnung ist es zu früh, dafür war es eben bisher nur ein Hüpfer. Zudem sind die Tagesumsätze im DAX mit 2,7 Milliarden Euro zu gering, für einen Angriff auf die magische Grenze von 16.000 braucht es mehr. Bewegung in die Kurse wird, die in wenigen Wochen beginnende Quartalsberichtssaison der Unternehmen bringen. In der ökonomischen Betrachtung erreichen uns zwiegespaltene Signale. Während in den USA das oft diskutierte Konjunkturprogramm von 1,2 Billionen USD auf den Weg gebracht sowie gefeiert wurde, lohnt sich ein zweiter Blick darauf. Lediglich 540 Milliarden davon werden einen wirtschaftlichen Nutzen einbringen. Mit diesem Betrag wird die marode Infrastruktur der Amerikaner aufgehübscht. Der große Rest fließt aus wahltaktischen Gründen in Sozialprogramme, die Wirkung in der Wirtschaft ist an dieser Stelle gleich Null. Dagegen strahlte gestern der in Deutschland stark beachtete ifo-Geschäftsklimaindex. In der aktuellen Umfrage bei Deutschlands Unternehmern sprechen 103,7 Punkte für robusten Optimismus. Die boomende Industrie und die Öffnungsmöglichkeiten heizen die Stimmung an. Freudensprünge setzten nach der Bekanntgabe nicht ein. Auf der einen Seite konnte die Steigerung so erwartet werden, in den Kursen ist zudem Einiges an guten Nachrichten eingepreist. Darüber hinaus weist jede Medaille zwei Seiten auf. Über aller Zuversicht schwebt das drohende Comeback der Virusmutationen. Wir müssen keine Propheten sein, dass die Pandemie uns abermals einholen kann, wie ein Blick in andere Länder beweist. Immer wieder konnten die Märkte solche Nackenschläge verdauen, wie sieht es beim nächsten Lockdown aus? So eine Frage kann nicht seriös beantwortet werden. Es bleibt die Angst vor einer Endlosschleife. Deswegen müssen wir trotz einiger Lichtblicke auf unserem Baranteil bestehen. Dieser schützt uns vor größeren Verlusten, sichert den Handlungsspielraum für eventuell notwendige Käufe auf ermäßigtem Niveau.

Der Boxer liegt weiter am Boden

Nach dem Kurssturz versuchen die Edelmetalle, auf die Beine zu finden. Bisher ist es ein Taumeln, die Notierungen bleiben angeschlagen. Unmittelbar gegen Ende der Notenbanksitzung brach die Stimmung der Terminmarktspekulanten rapide ein. Die vollkommene Skepsis ist zurück, Edelmetallanleger kennen diese Gemütslage seit Monaten. Expertenmeinungen weisen wiederholt darauf hin, dass Edelmetallinvestments überholt sind, der Steinzeit angehören und kein Mensch mehr braucht. Kurzfristig führt das selbstverständlich zu großer Verunsicherung, erzeugt Verkaufsdruck. Somit müssen wir eine Bodenbildung der Preise abwarten. Ein Lichtblick bleiben mögliche Goldinvestments aus Indien. Indische Kryptokäufe stiegen von 200 Millionen USD im Vorjahr auf 40 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Darunter leidet der Goldpreis. Rückumschichtungen bleiben nach dem Einbruch von Bitcoin & Co eine ernsthafte Option. Der Ölpreis pendelt zwischen 73 und 74 USD. So gesundet die Markttechnik nach dem zurückliegenden Anstieg.

Eingriffe der Federal Reserve

An den Rentenmärkten sind die Wogen vorerst geglättet. Mit geringen Volumina von Anleihekäufen gelingt es der amerikanischen Notenbank, die Rendite der zehnjährigen Staatspapiere bei 1,5 Prozent p.a. festzuhalten. Größere Prüfungen dieser Gegenwehr blieben bislang aus. Unser Bund-Future steht deutlich über 170 Punkten, verdammt uns dadurch zum Zuschauen. Ein Kaufsignal wird für uns erst beim Unterschreiten dieser Grenze aufgezeigt.

 

Orientierungslos im ruhigeren Fahrwasser
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.