An den Aktienmärkten setzt sich der Hochseilakt fort. Bei unserem DAX wurde der letzte minimale Schwächeanfall schnell aufgefangen, die Marke von 14.000 Punkten bleibt derzeit die große Herausforderung. Mittlerweile tauchen bei den warnenden Stimmen vor einem Knall auch ernstzunehmendere Stimmen auf. Dabei gerät verständlicherweise an erster Stelle der US-Markt ins Visier. Natürlich lohnt auch hier der zweite Blick, bei diesem sind Differenzierungen unausweichlich. Aktien aus den Bereichen Automobil, Chemie, Industrie und Pharma sind nicht zu teuer, sollten mittelfristig ein großartiges Comeback hinlegen. Über die Exzesse im Technologiesektor habe ich hingegen an dieser Stelle schon öfter geschrieben. Was sich nunmehr in der zweiten sowie dritten Reihe bei amerikanischen Aktien abspielt, kann nur noch mit „Neuer Markt 2.0“ umschrieben werden. Die Zocker stürzen sich auf alles, was bei 3 nicht auf dem Baum ist. Es werden ständig weitere Spielfelder gesucht, der neueste Schrei sind SPACS sowie Short-Squeeze. Beim ersteren wird eine Mantelgesellschaft an die Börse gebracht. Im Anschluss kauft man mit dem eingesammelten Geld ein Unternehmen. Die meisten dieser Firmen schreiben noch hohe Verluste, am Markt dagegen werden bereits astronomische Summen aufgerufen. Etliche Privatanleger springen blind auf diesen Zug, wissen oft gar nicht, was sie da kaufen. Beim Short-Squeeze werden Aktien ins Visier genommen, die Investoren bereits über längere Zeit pessimistisch einschätzen. Aus diesem Grund wurden in der Vergangenheit große Aktienpakete von jener Gruppe an solchen Unternehmen verkauft, um diese nach einem Kursverfall billiger zurückerwerben zu können. Jetzt werden mit großen Kaufangriffen, diese „Shorter“ unter massiven Druck gebracht. Wenn die Preise, entgegen ihrer Erwartung, auf einmal steigen, müssen sie die nicht in ihrem Besitz befindlichen Titel um fast jeden Preis zurückkaufen. Das können Kursvervielfachungen in wenigen Stunden bedeuten. Bei Neuemissionen spielen sich ähnliche Szenen ab. Diese Entwicklungen lassen die Börsen zu einem Spielcasino verkommen. Es geht nicht mehr um sinnvolle Investitionen, die Gier ist ausgebrochen. Die Börsengeschichte hat uns gelehrt, wie solche Prozesse enden. 20 Prozent der Zocker können mit einem Gewinn rausgehen, 80 Prozent werden verbrannte Erde vorfinden. Die Internetblase hat auch gezeigt, wie lange so etwas trotzdem „gut“ gehen kann. Am Ende steht aber immer der Zusammenbruch. Wann diese Party beendet ist, vermag kein Mensch zu sagen. Die Krone wird dem Ganzen noch aufgesetzt, indem die Casino-Boys mitten in einer Pandemie mit ungewissem Ausgang, solche Übertreibungen vom Stapel treten. Wir halten an unserer Strategie fest.
Vernünftig seitwärts
Mit der seit 6 Monaten laufenden Seitwärtsbewegung haben die Edelmetalle die damaligen Steigerungen ordentlich verarbeitet. Von einer Blase sind wir meilenweit entfernt. Trotzdem finden sich bisher keine neuen Investoren. Das Geld wandert kurzfristig dorthin, wo die lauteste Musik gespielt wird. Gold und Silber fehlt aktuell der Sex-Appeal. Anleger mit Weitsicht nutzen solche Gelegenheiten. Neben der moderaten Bewertung würde eine Rückkehr der Inflation die Edelmetalle beflügeln. Mit dem Abklingen der Pandemie stünde starken Preissteigerungen nichts mehr im Wege. Unternehmen und Private Haushalte investieren sowie konsumieren dann wie im Zweiten Frühling. Das gedruckte Geld würde sich nicht mehr nur noch im Finanzkreislauf aufhalten, sondern wandert Richtung Wirtschaftskreislauf. Dieser Prozess befeuert Inflation. Beim Öl läuft die Pause bilderbuchhaft, der Angriff auf 60 USD bleibt immer möglich.
Warten auf die Inflation
Wir treten auf der Stelle. Der Korridor von 177-178 beim Bund-Future bleibt in Stein gemeißelt. Das oben beschriebene Szenario bei den Edelmetallen trifft auch auf die Rentenmärkte zu. Dann käme richtig Bewegung in die Anleihenkurse, darauf bereiten wir uns vor.