Trotz aller globalen Sorgen und Nöte halten die westlichen Börsen ihre Rekordlevel. Es bleibt natürlich bei einem Ritt auf der Rasierklinge. Besonders die in den Himmel geschossenen Technologiewerte ziehen frisches Geld an. Hier besteht nach wie vor die Möglichkeit, dass der Markt vorerst in seine letzte Phase eintritt. In dieser findet dann die Übertreibung statt. Zahlen sowie Statistiken spielen dort keine Rolle mehr. Gefühle wie Euphorie verbunden mit Sorglosigkeit übernehmen das Zepter. Solche Entwicklungen können einen längeren Zeitraum einnehmen. Zum Schluss beginnen die Kurse, zu springen. Künstliche Intelligenz als Haupttreiber lässt Aktionärsträume wahr werden. Risiken existieren nicht oder erleben die Ausblendung. Selten in der Geschichte klaffte die Schere zwischen tatsächlicher Wirtschaftsleistung und Börsenbewertung (Europa, USA) so weit auseinander. Ein Ende der Aufwärtsbewegung wäre dann erreicht, wenn die Liquidität versiegt, also den Käufern sprichwörtlich das Geld ausgeht. Im Hintergrund gibt es dafür die ersten Signale. Als weitere Option für eine Unterbrechung des Kaufrausches stünde das Auftauchen einer schlechten Nachricht, ein so genannter „Schwarzer Schwan“. Auf hohen Kursniveaus sind die Auswirkungen selbstverständlich dramatischer. Mittlerweile nimmt die Berichtssaison der Unternehmen Fahrt auf. Zum überwiegenden Teil kann sich das Zahlenwerk sehen lassen. Kleinste Verfehlungen führen zu deutlichen Abschlägen. Stellvertretend sei hier der Börsenstar Tesla genannt. Innerhalb kürzester Zeit wurden dort wegen enttäuschender Neuigkeiten 80 Milliarden US-Dollar an Marktkapitalisierung vernichtet. Insgesamt bleibt eine besonnene sowie abwartende Haltung sinnvoll. Erst bei einem Rücksetzer wird die aufgebaute Barquote zum Einsatz gebracht. Einen Lichtblick für Deutschland sendet der schwer gebeutelte Immobiliensektor. Fallende Hypothekenzinsen sorgen für eine erste vorsichtige Wiederbelebung.
Käufer finden langsam zurück
Vorerst konnten verschiedene Rohstoffe den aktuellen Abwärtstrend beenden. Auf ermäßigten Niveaus kehrten zaghaft die Käufer zurück. Gold behauptet die Unterstützung bei 2.000 USD pro Feinunze. Die psychologische Wirkung im positiven Sinne, ist dabei nicht zu unterschätzen. Im Kontext eines anziehenden US-Dollarkurses ist die relative Stärke von Gold beachtlich. Im Schatten vom gelben Metall tut sich der Silberpreis erneut schwerer. Hier wirken zunehmende Ängste vor einer Wirtschaftsabkühlung als Spielverderber. Mehr als die Hälfte der Silbernachfrage (63 Prozent) stammt aus der Industrie. Bisher deuten die Charts auf eine typische Konsolidierung hin, die im Anschluss nach oben aufgelöst werden sollte. Dafür müssen natürlich die entscheidenden Linien eine Verteidigung erfahren. Öl knackte die Marke von 80 USD pro Barrel. Hier lag auch das jüngste Kaufsignal. Zunehmende Spannungen im Nahen Osten mit der Gefahr einer Ausweitung des Konfliktes trieben die Preise an.
Erst Europa und dann die USA
Vergangene Woche tagte die Europäische Zentralbank auf ihrer ersten Sitzung des neuen Jahres. Wie erwartet blieben die Leitzinsen in der Eurozone unangetastet. Dieses Ergebnis entsprach den Erwartungen der Marktteilnehmer und verursachte keinerlei Reaktionen. Am heutigen Abend ist die amerikanische Notenbank an der Reihe. Es sollte alles beim Alten bleiben. Eine größere Bedeutung geht von der anschließenden Pressekonferenz aus. Oft wird dort jedes Wort der Währungshüter auf die Goldwaage gelegt. Optimistische Investoren gingen bisher von sechs Zinssenkungen im laufenden Jahr aus. Nach den jüngsten Äußerungen aus den Reihen der FED müssen wir uns eher mit nur drei Herabsetzungen begnügen. In den zurückliegenden Tagen setzte sich der lustlose Handel in Form einer Seitwärtstendenz fort.