Am morgigen Donnerstag findet das jährliche Treffen der internationalen Notenbanker in der oben genannten Kleinstadt innerhalb der Rocky Mountains statt. Dabei gingen von diesem sonst unbedeutenden Ort schon spektakuläre Entscheidungen in die Welt, die sogar für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgten. Vor allem die Äußerungen von Jerome Powell, dem Chef der Federal Reserve, werden auf die Goldwaage gelegt. Er muss um jeden Preis die richtigen Töne treffen. Auf dem hohen Niveau der Aktienmärkte herrscht unter den Börsianern Nervosität. Für die kommenden Wochen bleibt es der oft beschriebene Drahtseilakt. Jeden Monat pumpt die US-Notenbank über Anleihekäufe 120 Milliarden USD in die Märkte. Das hält auf der einen Seite die Zinsen am Boden, zudem profitieren die Wirtschaft sowie auch die Aktienkurse von dieser Geldmengenflutung. Durch diesen Prozess konnten die Dividendentitel erst auf die permanenten Rekordjagden gehen. Zinsanlagen sind die größte Konkurrenz für Aktien. Stehen diese bei Null, sind Aktieninvestments besonders attraktiv. Nun befinden wir uns vor einer Zeitenwende. Die Pandemie hat die Geldschleusen, wie bereits 2008 die Finanzkrise, auf nicht gekannte Ausmaße geöffnet. Der Weg zurück in die Normalität ist die größte Herausforderung der vergangenen Jahrzehnte. Wir betreten absolutes Neuland, da es in der Historie keine vergleichbaren Szenarien gab. Mit den richtigen Worten, einer klug durchdachten Taktik ist ein sanfter Rückbau der Geldmengen möglich. So könnte ein gewaltiger Knall oder auch Chaos vermieden werden. Powell kennt seine Verantwortung, hat selbstverständlich keinerlei Interesse an irgendwelchen Turbulenzen. Ganz nebenbei zeigen die Aktien in dieser Woche weiterhin keine Schwäche. Im Gegenteil, wir tasten uns Schritt für Schritt an die jüngsten Rekorde heran. Egal was dieser Tage passiert, mit unserer Barquote warten wir auf einen Rücksetzer. An der Börse kann die Stimmung innerhalb kürzester Zeit von Euphorie in Panik umschlagen. US-Aktien sind teuer, Fonds sind überwiegend bis zur Halskrause investiert und am amerikanischen Immobilienmarkt steigt Rauch auf. Meistens befindet sich dort auch Feuer. Streuung sowie Cash sind unsere langweiligen, aber unabdinglichen Begleiter. Dies bliebe auch so, wenn sich die Rekordjagd vorerst fortsetzt.
Der Boxer versucht, aufzustehen
Nach dem KO bei den Edelmetallen gibt es erste Gehversuche. Dabei schneidet Gold besser ab als Silber. Der Goldpreis lugt bereits über 1.800 USD. Eine Randnotiz zog dabei Beachtung auf sich. Börsenneuling Palantir, ein US-Technologieunternehmen, investiert zum Schutz vor der nächsten Krise in Gold sowie Bitcoin. Zumindest wird dadurch eine zusätzliche Fantasie durch eventuelle Nachahmer geweckt. Silber tut sich schwer, müsste schnellstmöglich über 25 USD springen. Insgesamt bewegen wir uns weiterhin auf wackeligen Terrain. Dabei herrscht vor Donnerstag unter den Edelmetallinvestoren besondere Aufregung. Einigen stehen die Schweißperlen auf der Stirn. Nach den letzten Zusammenkünften der Zinslenker kam es oft zu heftigen Kurseinbrüchen. Zinsen und Gold werden im kausalen Zusammenhang gesehen. Deswegen stürzt der Goldpreis bei Zinserhöhungsangst regelmäßig ab. Diese Betrachtung kommt mir zu kurz, da der Inflationsrate eine ebenso große Bedeutung zukommt. Öl bildet derzeit eine V-Formation aus. Diese ist typisch für Preisverläufe. Dem scharfen Abgang folgt eine rasche Erholung. 70 USD bleiben das kurzfristige Maß aller Dinge.
Analysten mit Weitblick
Per heute notiert die wichtigste Kennzahl (Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen) der globalen Rentenmärkte bei 1,26% p.a. Dieser Bereich stellt seit Monaten die untere Begrenzung dar. Eine Zinswende hält die große Masse für undenkbar. Oft tritt dann das Gegenteil ein, es wäre ein typisches Beispiel für Massenpsychologie. In der Analystengemeinde kippt ein weiteres Mitglied. Nach dessen jüngsten Aussagen hat die Umkehr zu höheren Zinssätzen bereits begonnen.