Unser Deutscher Aktienindex bewegte sich Monate in einer Spanne von 13.500 bis 14.500 Punkten. Es fanden lediglich zwei kurze Ausbruchsversuche nach oben statt, die kläglich scheiterten. Nun rutschte das Barometer Ende letzter Woche durch die untere Begrenzung, dabei fiel sogar die Mauer von 13.000. Damit wurde aus rein technischer Sicht viel Porzellan zerschlagen. Demzufolge kann es jederzeit eine weitere Etage Richtung Süden gehen. Das Jahrestief von 12.400 oder Schlimmeres stehen vom Chart her zumindest im Raum. Montag startete die überfällige Erholung, wobei diese sehr fragil ausschaut. Für eine Entspannung würde eine Rückkehr in den oben erwähnten Trendkanal sorgen. Ob dafür die Kraft reicht, entscheidet die ständig wechselnde Nachrichtenlage. Gefühlt, kommt jeden Tag eine belastende Neuigkeit hinzu. Letzte Woche erhöhte die amerikanische Notenbank den Leitzins gleich um beachtliche 0,75 Prozent. Weitere harte Einschnitte bei der Geldpolitik sollen dort folgen. Dadurch steigen alle Finanzierungskosten, der Faktor Geld wird teurer. Folglich verringert dies die Bewertungsspielräume bei Aktien, Firmen mit hoher Verschuldung oder Verlustausweisen stehen mit dem Rücken zur Wand. In Deutschland wird unsere Wirtschaft mit der möglicherweise härtesten Keule des Krieges konfrontiert. Russland verringert auch zu uns die Gaslieferungen. Ein kompletter Verschluss der Pipeline würde zu einer schweren Rezession, verbunden mit einem DAX-Abschlag von mindestens 20 Prozent führen. Sollte deswegen alles verkauft werden. NEIN. So ganz nebenbei trafen sich die Spitzen der Europäischen Zentralbank am vergangenen Donnerstag zu einer außerordentlichen Sitzung. Hinter verschlossenen Türen musste ein Notfallplan her. Erneut geht es wie 2008/2011 (Finanzkrise/Griechenland) um die Rettung unserer Währung. Durch das vorherrschende Inflationsgespenst rannten Renditen von italienischen Staatsanleihen (10 Jahre) auf über 4 Prozent p.a. Im Vergleich zu Deutschland bedeutet dies einen satten Aufschlag von fast 3 Prozent p.a. Nicht wenige Schwarzmaler sehen eine Eurokrise 2.0 oder ein Ende des gesamten Systems. Bargeld ist dementsprechend auch nicht die einzige Lösung. Aktien können zwar stark fallen, aber auch Werte in die Zukunft und sogar in eine neue Währung transferieren. Nach einem Austoben der Märkte stellten Dividendentitel in der Historie sogar einen guten Inflationsschutz dar. Vieles spricht dafür, dass weitere harte Wochen vor uns liegen. In so einer Zeit ist Mut und extreme Geduld gefragt. Jederzeit ist auch die eine positive Neuigkeit möglich. Gestern vermeldet die deutsche Industrie abermals einen neuen Rekord beim Auftragsbestand. Zahlreiche Kurs-Gewinnverhältnisse im DAX sind nun deutlich einstellig. Auf Sicht wird es eine Investmentchance gewesen sein. Unsere Depotstruktur sowie der Barbestand erlauben bis zu drei Nachkäufe auf niedrigeren Niveaus.
Rohstoffmärkte bleiben zweigeteilt
Trotz der rasanten US-Zinserhöhung mit zusätzlichen scharfen Tönen bleibt den Edelmetallen ein Ausverkauf bisher erspart. Der weltgrößte Gold-ETF verzeichnete am Freitag ordentliche Zuflüsse in der Größenordnung von fast 12 Tonnen des seltenen Metalls. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass es in Inflationsphasen Monate dauern kann, bis Investoren ihren Umdenkprozess im positiven Sinne zu Gold & Co abgeschlossen haben. Im Anschluss gehörte diese Anlageklasse zu den angenehmen Überraschungen an den Finanzmärkten. Erdgas geht wegen der politischen Besonderheiten durch die Decke, Öl legt dagegen den Rückwärtsgang ein. Viele Preise im Rohstoffsektor bleiben Kriegskurse, die zum Spielball von Spekulanten mutieren. Ein Marktgleichgewicht oder Einpendeln gibt es erst bei klareren Perspektiven.
Notenbanken in schlimmster Zwickmühle
In den USA führt die Federal Reserve streng ihre Hauptaufgabe durch. Hier steht die Geldwertstabilität im Vordergrund. Steigen die Inflationsraten, wird mit Zinserhöhungen dagegen gehalten. Mittlerweile gibt es bei zehnjährigen Papieren (Vereinigte Staaten) eine Rendite von rund 3,3 Prozent p.a. Unsere EZB ist hingegen zu einer Staatsbank verkommen. Statt Preiserhöhungen zu bekämpfen, steht an erster Stelle die Rettung südeuropäischer Staaten und damit des Euro. Zu was die jetzige Schere führen wird, ist vollkommen offen. Explodierende Preise begleitet von heftigen Renditeaufschlägen hat es so seit der Einführung der europäischen Währung noch nicht gegeben. Den Bund-Future drückte diese Gemengelage bereits unter 143, dieser Trend hilft unserer Zinsanlage.