Ab Mitte vergangener Woche schaute die gesamte Investmentwelt auf die Veröffentlichung der Konsumenten- und Produzentenpreise in den Vereinigten Staaten. Beide Male fielen die Zahlen besser als vom Markt erwartet aus. Sogleich stiegen die Hoffnungen der Börsianer, dass die Leitzinsen seitens der Federal Reserve im Juli die letzte Anhebung erfahren. Mit dem Rückenwind sprang der Deutsche Aktienindex abermals über 16.000 Punkte. Um diese Grenze tobt seit Wochen ein erbitterter Kampf. Im Hintergrund startete die Berichtssaison der Unternehmen. Es ist der dritte Einblick in die Geschäftsentwicklung innerhalb des laufenden Jahres. Wie immer wird der Aussicht in die Zukunft der Unternehmenslenker eine größere Bedeutung beigemessen als dem in der Vergangenheit liegenden Zahlenwerk. Dabei bekommen wir vor Augen geführt, welcher Vorstand seine Aktiengesellschaft, wie gut durch die rauen Zeiten manövriert hat. Die Spreu wird vom Weizen getrennt. Je nachdem wie die Prognosen der einzelnen Firmen ausfallen, kommt diesen in Summe bei der kurzzeitigen Richtungsfindung des Marktes eine enorme Bedeutung zu. Aus technischer Sicht bleibt eine Korrektur oder ein Luftholen unabdingbar. Auch die Bewertung, vor allen Dingen bei Technologieaktien, gibt kaum noch Spielräume her. Manchmal rückt für eine vorrübergehende Zeit die Vernunft in den Hintergrund. Die Jahre 1999-2000 sind dafür ein beeindruckendes Beispiel. Gegen Ende einer Aufwärtsbewegung kann die Gier alle normalen Mechanismen aushebeln. Dann springen die Kurse täglich in den Himmel, weit entfernt von der Realität. Damals hat die Erfindung des Internets diesen Überschwang möglich gemacht, jetzt könnte es die Künstliche Intelligenz sein. So ein Spiel kann längere Zeit andauern. Nur das Ende ist gewiss, weil in der Euphorie jede Hausse stirbt. Das Platzen von Blasen gehört zur Börse. Je höher die Kurse vorher steigen, umso schmerzhafter wird der anschließende Rückgang. Von der Ekstase beim Internethype sind wir noch ein Stück entfernt. Damals wollten wirklich Alle dabei sein, Neuemissionen verkamen zu einem spekulationswütigen Volkssport. Trotzdem sollte eine gesunde Vorsicht unser Wegbegleiter sein.
Geringere Verteuerung stützt Edelmetalle
Natürlich gab es nach der Bekanntgabe der neuesten US-Inflationszahlen ebenfalls Reaktionen an den Rohstoffmärkten. Die als besonders zinssensibel geltenden Edelmetalle verzeichneten einen kleinen Kaufansturm. Dabei funktionierte es für Gold sogar mit dem Kaufsignal. 1.960 USD wurden als Widerstand geknackt. Für einen nachhaltigen Ausbruch muss eine Bestätigung her. Ein Überbieten von 2.000 USD wäre die beste Voraussetzung. Bei Silber reichte die Kraft bisher nicht, die 26 USD stellen einen harten Brocken dar. Unterstützung erhielten Gold & Co zudem von der Währungsseite. Der Euro markierte zum US-Dollar ein neues Jahreshoch. Insgesamt verbessert sich das Chartbild zunehmend. Vor allen Dingen bei Gold scheint die Nachfrage aus den Reihen der Notenbanken ungebrochen. Damit steigt die Chance auf eine Beendigung der seit Monaten andauernden Konsolidierung. Öl prallte am Widerstand von 80 USD nach unten ab. Schwächere Wirtschaftsdaten aus China nähren Ängste auf eine abnehmende Nachfrage durch die Volksrepublik. Daran änderten auch Berichte nichts, wonach das Reich der Mitte derzeit täglich unverändert hohe Menge des Schwarzen Goldes in seinen Raffinerien verarbeitet.
Aufschläge am Zinsmarkt
Durch die Entspannung an der Preisfront lockte der Anleihemarkt neue Käufer an. Auch hier lebt die Fantasie auf die Beendigung des Zinserhöhungszyklus. Als Folge zogen die Kurse der Festverzinslichen Wertpapiere an, die Renditen fielen. Unser Bund-Future sprang von unter 131 auf 134 Zähler. In den USA werfen Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit eine Rendite von 3,74 Prozent p.a. ab. Dies stellt einen merklichen Rückgang von jüngst über 4,00 Prozent p.a. dar. Jetzt wetten die Investoren auf eine abschließende kleine Zinserhöhung von 0,25 Prozentpunkten im Juli durch die FED. In Europa müssen wir noch längere Zeit mit einer strafferen Geldpolitik leben.