Teilen
Arbeiten an der Weihnachtsrallye

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Mit aller Macht basteln die Marktteilnehmer an der Jahresendaufwärtsbewegung. Der Schwächeanfall in der vergangenen Woche wurde sofort aufgekauft, jetzt stehen wir vor der magischen Grenze von 16.000 Punkten beim Deutschen Aktienindex. Bis zum Allzeithoch von 16.032 Punkten fehlt ein Wimpernschlag, bei einem nachhaltigen Ausbruch über diese Zone wäre aus technischer Sicht der Weg für höhere Notierungen frei. Von den Leitwölfen der Wall Street wird der Takt vorgegeben, wir marschieren mit. Magische Impulse sendeten die meisten Hightech-Giganten, das zieht Anleger an, wie das Licht die Motten. Das veröffentlichte Zahlenwerk war zum Teil beeindruckend, die dadurch erreichten Bewertungen trotzdem schwierig zu rechtfertigen. Tesla schaffte als erster Autobauer der Welt eine Börsenkapitalisierung von 1 Billion US-Dollar. Damit kostet der Elektroautopionier siebenmal so viel wie Volkswagen. Einer der bekanntesten Börsianer in den Vereinigten Staaten wirft bei diesem Wahnsinn das Handtuch. Er hatte seit Monaten auf fallende Kurse (Tesla) gesetzt, streicht nun entnervt die Segel. Michael Burry wurde berühmt, als er vor der Finanzkrise (Lehman Brothers) auf einen Zusammenbruch des Marktes wettete. Satte 800 Millionen USD Gewinn brachte sein damaliges Gespür mit dieser Spekulation ein. Das Ganze wurde sogar in dem Film „The Big Short“ verewigt. Jetzt gibt er trotz nachvollziehbarer Idee auf, der Druck der Spekulationswütigen ist zu groß. An vielen Fronten flammt die Gier erneut auf. Etliche Aktien, einige Rohstoffe sowie Kryptowährungen springen durch euphorische Investoren in die Höhe. Warnungen werden zur Seite geschoben, der Vorsichtige ist jetzt der Dumme. Wie lange wird das gut gehen? Einen Vergleich in der jüngeren Geschichte der Börse gibt es lediglich für die Zeit von 1997 bis 2000. Abgesehen von zwei großen Einbrüchen marschierten die Kurse Richtung Himmel. Am Ende stieg nur noch das Wertlose. Die Verpackung (Internet) musste stimmen, der Inhalt war egal. Parallelen sind unverkennbar. Als Resümee müssen wir einen „faulen“ Spagat bestreiten. Unsere Aktienquoten sind weiterhin ansprechend, diese halten wir, weil die Party augenscheinlich weitergeht. Neue Käufe können nur in besonderen Fällen oder anderen Anlageklassen stattfinden.

Doch die alte Leier

Es sah nach einem vielversprechenden Ansatz für die Edelmetalle aus. Ganz spät in der vergangenen Woche drückten die Pessimisten den Verkaufsknopf. Kritische Kommentare in der Wirtschaftspresse taten ihr Übriges. Der Bitcoin ist das neue Gold, stellt einen wesentlich besseren Inflationsschutz dar. Natürlich sprechen die Preise beider Anlageformen heute eine deutliche Sprache. Gegensätzlicher können Argumente beider Fanlager nicht sein. Kryptowährungen sind ein Internetphänomen, hat einige Menschen steinreich gemacht. Das “Gegenstandslose“ zieht durch Zukunftsversprechen immer mehr Jünger in seinen Bann. Es gibt kein Halten mehr. Im Schlepptau explodieren „Hunde-Kryptos“, Erinnerungen an die Tulpenzwiebelpreise des 17. Jahrhunderts werden wach. Täglich sprechen mich Menschen auf den Hype an, die Bild-Zeitung ist voller Berichte darüber. Solche Entwicklungen machen mir Angst, wenn überhaupt, sollte man lediglich mit Spielgeld dabei sein. Eine einzige Transaktion mit dem Bitcoin verschlingt 350 Euro Stromkosten. Den zukünftigen ökologischen Ansätzen wird das ein Dorn im Auge sein. Bei Edelmetallen erhält der Anleger zumindest einen reellen Gegenwert, ein Anstoß zur Inflationsschutzalternative bleibt eine Frage der Zeit. Aktuell sind wir in der undankbaren Rolle des Zuschauers.

Pause wird verlängert

Für einen Moment wurden die Knie der Anleihebesitzer weicher. Der Bund-Future knackt mi 168 Punkten die nächste Marke nach unten. Dann war erstmal Schluss. So eine Atempause ist verdient. Von der Preisfront kommt der Druck auf allen Ebenen. Eine Fortsetzung des Zinsanstiegs scheint unausweichlich.

Arbeiten an der Weihnachtsrallye
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.