Mit einem kleinen Freudensprung feierten die Börsianer die finale Lösung im Haushaltsstreit der Vereinigten Staaten. Dadurch hüpfte der Deutsche Aktienindex kurzzeitig über die Marke von 16.000.
Nach der Kür muss nun die Pflicht folgen. Hierbei steht die Frage im Mittelpunkt, ob wir es mit einer nachhaltigen Stärke oder einem Strohfeuer zu tun haben. Eine Aufklärung darüber sollte der Markt in den nächsten zwei Wochen geben. Wie bereits mehrfach erwähnt, liegt die höhere Wahrscheinlichkeit bei einer Konsolidierung (Rückgang) als bei einem Durchmarsch. Ein starker Jobbericht aus den Vereinigten Staaten konnte die Suppe nicht versalzen. Trotz Abkühlungstendenzen schufen die Unternehmen der weltgrößten Volkswirtschaft wesentlich mehr neue Arbeitsplätze als erwartet. Nimmt deswegen die Federal Reserve im Juni keine Zinspause vor? Eine eindeutige Antwort wie zuletzt kann darauf nicht mehr gegeben werden. Vorteilhaft war die Neuigkeit, dass die Lohnzuwächse gegenüber dem April geringer ausgefallen sind. Unterdessen signalisieren andere Konjunkturindikatoren eine schwächelnde amerikanische Volkswirtschaft, die in den Rückwärtsgang geschaltet hat. Neue Industrieaufträge gingen nur in der halben Höhe der Erwartungen ein. Die für die USA so wichtige Dienstleistungsbranche (macht 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus) steht sogar kurz vor der Schrumpfung. Nun muss der Aktienmarkt mit dem berühmten Blick nach vorn (12 Monate) sämtliche Nachrichten einpreisen. Dabei stehen sich die Rezessionsgefahr sowie die Hoffnung auf ein Ende der Zinsanhebungen als Hauptpole gegenüber. Per heute sehen wir hier ein Gleichgewicht. Trotz einiger Rekordstände an den Aktienmärkten herrschen breite Skepsis oder Pessimismus vor. Dies stellt ein gewisses Absicherungsnetz dar. In der langwierigen Seitwärtsbewegung drängt sich noch kein Handlungsbedarf auf.
Angriff der Bullen wird abgewehrt
Bis zum Ende der vergangenen Woche ereilte die Edelmetalle eine vorsichtige Kaufwelle. Gold wanderte dabei in die Schlagdistanz von 2.000 USD. Am letzten Freitag beendete ein zu robuster Arbeitsmarktbericht in den USA den Aufschwung. Die nun aufflammende Angst vor weiteren Zinserhöhungen sowie die jüngste Dollarstärke bremsten die Optimisten aus. Wenig später atmeten Edelmetallinvestoren etwas auf. Schlechte Wirtschaftsdaten aus dem Dienstleistungssektor nahmen Druck aus der grassierenden Zinsphobie. Dadurch erhielten Gold & Co Rückenwind, da weiter steigende Zinsen sonst als ernstzunehmende Konkurrenzanlage zu den glänzenden Rohstoffen angesehen werden. Ein Mini-Comeback feierte der Ölpreis. Nach der stattgefundenen OPEC-Konferenz gab der Ölriese, Saudi-Arabien, eine einseitige Förderkürzung bekannt. Für den Monat Juli wird das tägliche Fördervolumen um eine Million Barrel gesenkt. Sofort sprang der Preis wegen der zu erwartenden Angebotsverknappung an und generierte dabei sogar ein Kaufsignal.
Im Seitwärtstrend gefangen
Seitdem die Wahrscheinlichkeiten für zusätzliche Zinserhöhungen auf beiden Seiten des Atlantiks gestiegen sind, legen die Anleihekurse den Rückwärtsgang ein. Damit steigen die Renditen beziehungsweise die Zinsen. Besonders rau bleiben die Töne der EZB-Chefin. Frau Lagarde sieht sich nicht am Ende im Kampf gegen die Inflation. Mit der achten Zinserhöhung in Folge, die in Kürze auf uns zukommt, bleibt sie stur. Natürlich kann diese Vehemenz mit Verzögerung zu ökonomisch negativen Spätfolgen führen. Wichtige Wirtschaftsindikatoren in Europa zeigen bereits beachtliche Abschwächungsentwicklungen. Zudem sollte sie die Zinsdifferenz zwischen Nord- und Südeuropa auf dem Schirm haben. Ein zu großer Unterschied würde den maroden Euro obendrein gefährden.