Ein verrückter Börsenmonat liegt hinter uns. Es begann mit einem fürchterlichen Knall und endete mit einer rasanten Aufholjagd. Schlussendlich reichte es sogar für den Deutschen Aktienindex zu einem Eintrag in den Geschichtsbüchern. Ganz knapp vor der magischen Grenze von 19.000 Punkten stoppte die Rekordhatz. Ein neues Allzeithoch stand trotzdem zu Buche. Die Landtagswahlen vom Wochenende blieben vorerst ohne Folgen für den einheimischen Aktienmarkt. So konnte ebenso die nächste Klatsche aus ökonomischer Sicht keinen überdimensionalen Verkaufsdruck erzeugen. In Deutschland verzeichnet der Einzelhandel eine nochmalige Verschlechterung der Stimmung. Immerhin macht der Konsum um die 50 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts aus. Durch die Wahlergebnisse von Thüringen sowie Sachsen besteht nach wie vor die Möglichkeit eines früheren Regierungswechsels auf Bundesebene. Zweimal kam es in Deutschland seit dem zweiten Weltkrieg zu vorgezogenen Neuwahlen. Im Endergebnis darauf folgte jeweils eine Art Wirtschaftswunder. An den Börsencharts jener Zeit können Sie die Wiederauferstehung bestens nachverfolgen. Wetten auf eine wirtschaftsfreundlichere Regierung in Deutschland sind seit längerer Zeit angelaufen. Demgegenüber stehen teure US-Börsen in Verbindung mit dem September, einem der traditionell schwierigsten Börsenmonate. Einen bitteren Vorgeschmack lieferte der gestrige Tag. Schwache Konjunkturdaten (Schwächelnde Industrie, starker Rückgang Bauausgaben) aus den USA lösten nach dem Labor Day eine Verkaufswelle aus.
Verschnaufpause mit Ansage
Zuletzt spürte man förmlich die leichte Überhitzung im Edelmetallsektor. Vor allen Dingen bei Gold liefen wir in eine kurzfristige Fahnenstange. An der Ausbruchsstelle auf Rekordlevel von rund 2.500 USD pro Feinunze kann es jederzeit zu einem Luftholen kommen. Dies wäre vollkommen normal, gehört der eine Schritt zurück zu einem gesunden Börsentrend. Zuletzt prägte die Entwicklung des glänzenden Metalls bereits einige Zeitschriften auf der Titelseite, die sonst nie darüber berichten. Als weicher Faktor ist es ein weiterer Beleg für eine überkaufte Marktlage. Nichtsdestotrotz nimmt der Appetit der Investoren nach Vermögensabsicherung auch außerhalb Chinas zu. Im Westen steigt das Misstrauen gegenüber dem US-Dollar und den überbordenden Staatsschulden. Auch wenn Rückschläge im Bereich des Möglichen liegen, offenbart die Charttechnik den übergeordneten Trend. Dieser führt auf Sicht zum nächsten großen Ziel von 3.000 USD pro Feinunze. Das große Rätsel bleibt die Silbernotiz. Im Schatten des großen Bruders verfällt das Industriemetall in Lethargie. Spannende Ungereimtheiten legt die so genannte Gold/Silber-Ratio offen. Der Quotient (Goldpreis pro Feinunze geteilt durch Silberpreis pro Feinunze) beträgt heute über 88. Doch der historische Durchschnitt weist 60 aus. Eine Schlussfolgerung aus dieser Tatsache kann die drastische Unterbewertung des weißen Metalls sein. Am Ölmarkt herrscht das Spannungsfeld zwischen Rezessionsängsten auf der einen Seite und geopolitischen Risiken auf der anderen. Nun schlägt das Pendel in Richtung drohender Wachstumsschwächen. Nach dem kurzen Ausflug über 80 USD pro Barrel ging es zuletzt deutlich unter diese Grenze. Die OPEC ist gefordert. Auskünfte über den Umgang mit Förderbeschränkungen erlangen demnächst das Licht der Öffentlichkeit.
Still ruht der See
Am Rentenmarkt ziehen die Preise in Ruhe ihre Bahnen. Seitwärts heißt die Devise. Dieser Trend sollte sich bis zum Ende der laufenden Woche fortsetzen. Erst dann stehen wichtige Ökonomiedaten auf der Agenda. Aus den Vereinigten Staaten wird der aktuelle Arbeitsmarktbericht erwartet. Dieser liefert wichtige Erkenntnisse zur Verfassung der US-Wirtschaft. Im Mittelpunkt des Interesses befindet sich die Zahl der Erwerbslosen. Diese Kennzahl beeinflusst auf maßgebliche Weise die Zinsentscheidungen der Federal Reserve. Während die FED bald die erste Zinssenkung auf den Weg bringt, denkt die Europäische Zentralbank bereits über die zweite Herabsetzung nach. Jüngste Preisdaten im Euroraum untermauern die These. Zudem wächst die Angst vor einer Rezession auf dem alten Kontinent.