Vor den beiden Notenbanksitzungen (USA/Europa) in dieser Woche geht es an den Aktienmärkten nach den heftigen Ausschlägen etwas geruhsamer zu. Mit großen Überraschungen müssen wir wegen der Treffen der Notenbanker nicht rechnen. Die Rahmen für zukünftige Geldpolitik wurden bereits abgesteckt. Während in den Vereinigten Staaten Anleihekäufe zurückgefahren werden sowie im kommenden Jahr eine Leitzinswende auf dem Plan steht, wird auf dem alten Kontinent weiter das Gaspedal durchgetreten. So ganz nebenbei schließen die Börsianer langsam ihre Bücher für 2021, der Handel stellt sich auf das Jahresende ein. Dabei kommt es erfahrungsgemäß zu kosmetischen Aktionen. Bestimmte Aktien sollen am 31.12. einen hübschen Kurs aufweisen, andere wiederum werden aus steuerlichen Gründen aus den Depots entfernt. Wenn solche Umschichtungen auf einen umsatzschwachen Markt (Weihnachtsurlaub) treffen, kann es zu deutlichen Verwerfungen kommen. Das kann kurzfristig schmerzhaft sein, zu große Bedeutung, ist dem Ganzen jedoch nicht beizumessen. Mittlerweile liegen fast alle Gewinnschätzungen für 2022 von deutschen Unternehmen auf dem Tisch. Folglich lässt sich eine aktuelle Bewertung unseres Deutschen Aktienindex darstellen. Mit einem Kurs-Gewinnverhältnis von 13,7 (2022) zählen wir ohne die Sondersituation Russland zum preiswertesten Aktienmarkt der Welt. Per heute, aber auch historisch liegen deutsche Aktienwerte auf dem Schnäppchentisch. Als Kursziel habe ich oft 20.000 Punkte erwähnt. Rein rechnerisch ließe sich so eine Zahl sofort darstellen. Gegenwind gehört hingegen immer zum Geschäft. Mit einer schwarzen Regierungsführung wäre die oben erwähnte Traummarke ein leichteres Unterfangen. Die Eckpunkte der Ampelkoalition für ihre Vision Deutschland werden immer klarer. Infolge des damit verbundenen Umsetzungsprogramms muss die Prognose für den DAX um vorerst 10 Prozent reduziert werden. Natürlich steht eine regelmäßige Überprüfung dieser Annahme auf der Agenda. Ohne den amerikanischen Aktienmarkt, könnte man deutsche Unternehmen blind kaufen. Dieser bleibt mit seiner üppigen Bewertung die Achillesferse, auch für uns. Ein Knall bei US-Papieren hätte hierzulande starke Auswirkungen. Der zuletzt angesprochene Konflikt in Osteuropa liefert einen zusätzlichen Schatten. Unsere derzeitige Strategie bleibt für diese Gemengelage die beste Option.
Angst vor der Courage
Das Wort Inflation ist nach einer kurzen Atempause erneut in aller Munde. Mit einer Teuerung von 6,8 Prozent p.a. sind die Preise in den USA so kräftig gestiegen, wie zuletzt 1982. So eine Neuigkeit müsste die Edelmetalle befeuern. Gerade eben dominiert aber eine andere Logik. Aus Angst vor rascheren Zinserhöhungen schmissen die Anleger Gold und Silber aus den Depots. An den Terminmärkten ist dementsprechend die Stimmung in den Keller gesunken. Zuletzt war dies ein zuverlässiger Kontraindikator. Wenn viele Investoren pessimistisch sind, tritt oft das Gegenteil ein. Außerdem sollte der Realzins (Nominalzins minus Inflationsrate) eine gewichtigere Rolle spielen. Dieses Argument spricht klar für Gold & Co. Umdenken braucht Zeit, noch ist diese Anlageklasse aus der Mode. Der Ölpreis konsolidiert oberhalb von 70 USD, erst ab 80 USD kann über den nächsten Ausbruch nachgedacht werden.
Leben mit den Notenbanken
Trotz der jüngsten Teuerungsschocks verharren die Rentenmärkte auf der Stelle. Die Angst vor sämtlichen Risiken geht um, was zu Anleihekäufen führt. Solche Kurssteigerungen lassen die Renditen am Boden bleiben. Zuckungen nach oben gehören dazu, sollten auf Sicht in kürzeren Zeitabständen erfolgen. Die Bauzinsen hatten sich zuletzt in Deutschland bei Zinsbindungen von 10 Jahren vom Tief verdoppelt. So eine Wende muss mit dem Seitenblick auf den Immobilienmarkt ernst genommen werden.