Am vergangenen Donnerstag und Freitag kamen die wichtigsten Zentralbanker dieser Welt zum jährlichen Gedankenaustausch nach Jackson Hole zusammen. Die Aufmerksamkeit der kompletten Finanzwelt sollte den illustren Persönlichkeiten sicher sein. Als „Krönung“ stand dann am Ende die Rede von Jerome Powell, dem Chef der amerikanischen Notenbank. Im Vorfeld keimten unter den Investoren Hoffnungen auf, dass die Zinserhöhungen ein Ende finden oder zumindest im September eine Zinspause angestrebt wird. Solchen Erwartungen wurde eine gewisse Absage erteilt. Sowohl die Federal Reserve wie auch die Europäische Zentralbank lassen alle Hintertüren für weitere Zinsanhebungen offen. Damit bleibt uns dieses Damoklesschwert mit dem Risiko einer zeitverzögerten Wirkung erhalten. Die Sturheit der Währungshüter verwundert besonders in Europa. Vor allen Dingen bei der wichtigsten Wirtschaftslokomotive, Deutschland, verschlechtern sich die wirtschaftlichen Parameter permanent. Geschäftsklima, Verbraucherstimmung sowie Wachstum zeigen beunruhigende Tendenzen auf. Mit dem September steht der traditionell schlechteste Börsenmonat des Jahres vor der Tür. Neben allen vorherrschenden Gefahren erscheint ein kleiner Lichtblick aus einer unerwarteten Ecke. In der zweitgrößten Volkswirtschaft unserer Erde, China, geht die Politik die überbordenden Probleme an zwei Fronten aktiv an. Mit Maßnahmen wie Steuererleichterungen soll der heimische Aktienmarkt eine Belebung erfahren. Darüber hinaus sind Stützen für den gebeutelten Immobiliensektor in Planung. Erste Konjunkturhilfen befinden sich auf dem Weg. Mit den Vereinigten Staaten finden nun zaghafte Gespräche statt, es wäre ein Anfang, die extrem angespannten Verhältnisse zu entkrampfen. China spielt für die Weltökonomie eine entscheidende Rolle. Wenn das Land Schritt für Schritt zum alten Wachstum zurückkehrt, wären positive Dominoeffekte für den gesamten Westen die Folge. Diese Hoffnung könnte den Börsen einen schlimmen Crash ersparen. Leider bleiben die politischen Risiken zwischen den beiden „Supermächten“ der ständige Begleiter.
Edelmetalle bewahren relative Stärke
Überraschenderweise gingen die harschen Äußerungen zur Inflationsbekämpfung verhältnismäßig spurlos an den Edelmetallen vorbei. Gold eroberte sogar die wichtige Marke von 1.900 USD zurück, Silber schaffte den Sprung über 24 USD. Die Verteidigung der genannten Grenzen rückt jetzt in den Mittelpunkt. Zudem decken Umfragen interessante Aspekte auf. Während Privatanleger optimistisch von anziehenden Goldnotierungen ausgehen, sieht die Stimmung auf institutioneller Seite bescheidener aus. Normalerweise bräuchte es noch eine gewisse Kapitulation bei den privaten Investoren. Trotz allem generiert der Edelmetallsektor seit kurzer Zeit eine gewisse Stärke. Dem konnte auch die aufflammende US-Dollarstärke keinen Abbruch tun. Im Verlauf der Woche stehen wichtige Inflationskennzahlen in der Eurozone an. Gold & Co würden nachgebende Preisdaten gut zu Gesicht stehen. Öl verharrt in einer spannenden Konstellation. Bei rein technischer Betrachtung liegen die Chancen auf der Oberseite. Dem können auch die Gerüchte um eine Lockerung der Sanktionen seitens der USA gegenüber Venezuela und dem Iran nichts anhaben. Hier dürften wir dann mit einem höheren Ölangebot rechnen, was normalerweise zu sinkenden Preisen führt. Schritte zur wirtschaftlichen Wiederbelebung Chinas entfachen eine gegensätzliche Fantasie. Das Reich der Mitte zählt zu den größten Ölverbrauchern unseres Planeten.
Aussichten auf Zinspause schwinden
Verkehrte Welt wird am Rentenmarkt gespielt. Trotz der Drohungen aus Jackson Hole für zusätzliche Zinsanhebungen reagierten die Kurse der Festverzinslichen Wertpapiere gelassen. Durch zaghafte Käufe wurden sogar leichte Kursaufschläge verbucht. Folglich fiel die Rendite bei den zehnjährigen US-Staatsanleihen von zuletzt 4,36 Prozent p.a. auf 4,23 Prozent p.a. Der für Deutschland maßgebliche Bund-Future kletterte bis in den Bereich von 132 Zählern.