Mitten in der weltweiten Hektik legten die Aktienmärkte in der vergangenen Woche ein beachtliches Comeback auf das Parkett. Zuerst handelte es sich um die typische technische Gegenreaktion auf die vorher angefallenen Verluste. Auf diese folgte der Rückenwind von positiv aufgenommen Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten sowie unterstützende Aussagen zum Sektor Künstliche Intelligenz. Sofort sprang die Kauflust der Investoren an. Jüngst verlorene Milliarden USD im amerikanischen Hightech-Segment erlebten eine spürbare Abmilderung. KI erfährt noch mindestens für 12 Monate einen beachtlichen Auftrieb durch die Investitionsbereitschaft in die entsprechende Hardware, so die Aussagen prominenter Branchenvertreter. Microsoft & Co nehmen für den Bau leistungsfähiger Rechenzentren unglaubliche Beträge in die Hand. Ab wann das Ganze sich betriebswirtschaftlich rechnet, bleibt die entscheidende Frage. Bis zum jetzigen Zeitpunkt stecken die Aktienmärkte den Angstmonat September ordentlich weg, die selbsterfüllende Prophezeiung blieb aus. Von Unternehmensseite fehlen die Impulse. Erst in drei Wochen beginnt die Berichtssaison zum laufenden Quartal. Im Westen notieren die Indizes auf hohen Niveaus. Bei genauerem Hinsehen ergibt sich ein differenziertes Bild. Einigen viel zu teuren Aktiengesellschafften stehen im Schatten zahlreiche preiswerte Alternativen gegenüber.
Kaufsignale in der Luft
Im Vergleich zu den zurückliegenden Ruhephasen gab es dieses Mal bei den Edelmetallen nur eine kurze Verschnaufpause. Gold überbot wiederholt seinen letzten Rekordpreis und generierte somit ein frisches Kaufsignal. Neben den unzähligen Risiken sowie Ängsten trieben die vollzogenen beziehungsweise angedachten Zinssenkungen die Notierungen an. Bei niedrigeren Einkünften aus sicheren Anlagen steigt die Attraktivität der Edelmetalle, die bekanntlich keine laufenden Erträge abwerfen. Interessante Schatten werfen die baldigen Präsidentschaftswahlen in den USA voraus. Besonders bei einem Wahlsieg von Kamala Harris wird von einer zusätzlichen Beflügelung der Edelmetalle ausgegangen. Unter ihrer Regentschaft würde die Staatsverschuldung noch deutlicher ausufern. Folglich verliert der US-Dollar immer mehr seinen Nimbus als Weltreservewährung. Gold stünde dann als beruhigender Gegenpol bereit. Jetzt erschienene Studien zu Silber beflügeln die Fantasie. In den Minen erblickt Silber als Beiprodukt der Förderung von Gold, Kupfer oder Zink das Licht der Welt. Folglich ist eine schnelle Angebotserweiterung schwierig umsetzbar. Kommt es zu bemerkenswerten Nachfrageschüben, sind Preissprünge kaum vermeidbar. Silber verfügt über die beste Stromleitfähigkeit aller Metalle. Erneuerbare Energien aber auch die Branche der Künstlichen Intelligenz mutieren zu großen Verbrauchern. Hier entsteht eine explosive Konstellation. Die Unterstützung bei 70 USD pro Barrel für Öl hielt stand. Bisher handelt es sich um einen technischen Konter auf den zurückliegenden Einbruch. Bahnbrechende Meldungen zum wichtigen Basisrohstoff standen nicht auf der Agenda.
Alle Augen auf die USA
Zuerst war die Europäische Zentralbank mit ihrer Sitzung an der Reihe. Sie lieferte das erwartete Ergebnis. Mit der zweiten Leitzinssenkung von 3,75 Prozent auf nunmehr 3,50 Prozent setzt die EZB den im Juni 2024 begonnen Zyklus fort. Selbst für die nächste Zusammenkunft am 18. Oktober 2024 ließ sich Frau Lagarde ein Hintertürchen zu einer weiteren Lockerung offen. Darüber entscheiden die zu veröffentlichenden Konjunkturdaten in der Eurozone. Bei neuerlichen Abwärtsrisiken könnten die Entscheider zum Handeln gezwungen sein. Am heutigen Abend tagt das berühmte Pendant, die Federal Reserve. Eine Zinsherabsetzung um 0,25 Prozentpunkte gilt als ausgemachte Sache. Für den großen Schritt von 0,5 Prozent nahm in den vergangenen Tagen die Wahrscheinlichkeit sogar zu. Es wäre ein Eingeständnis von Jerome Powell, zu lange in einer gefährlichen Untätigkeit, gefangen gewesen zu sein. Anleger könnten dann von einer panischen Reaktion der US-Notenbank ausgehen. Dabei soll von dieser Stelle doch eine Marktberuhigung erfolgen. Schlussendlich muss die FED den schwierigen Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und dem Nichtabwürgen der Wirtschaft bewerkstelligen.