An den Aktienmärkten wurden wir einige Tage hintereinander mit steigenden Notierungen „verwöhnt“. Natürlich ist dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Immerhin stellt es einen Lichtblick dar, der uns seit Monaten verwehrt blieb. Jetzt wäre eine Verteidigung der erhöhten Stände wichtig, wir erhalten einen Qualitätscheck der jüngsten Erholung. Das Gesamtszenario auf technischer Ebene zeigt Verbesserungen. So gehen die Volatilitäten (Schwankungsbreiten) und Umsätze kontinuierlich zurück. Damit verliert der Kessel an Druck, obwohl es den finalen Ausverkauf schlussendlich nicht gegeben hat. Im weltweiten Vergleich sieht das Chartbild des Deutschen Aktienindex am vielversprechendsten aus. Gegenüber New York sprechen die Zusammensetzung des Barometers, die Bewertung sowie der Ansatz eines Seitwärtsgeschiebes für uns. Untermauert wird das Ganze mit der Stimmungsumfrage bei den deutschen Firmenlenkern. Statt eines erwarteten Rückgangs kann der ifo-Geschäftsklimaindex im Mai zulegen. Noch ist es die berühmte Eintagsfliege, aber ein Anfang. Eine Rezession wäre nicht in Sicht, die Gesamtlage der einheimischen Unternehmen bleibt trotz Krieg, Inflation und Materialengpässen ermutigend. Über kurz oder lang sollte eine weitere Komponente für Rückenwind sorgen. China trägt eine Schlüsselrolle für die Weltkonjunktur. Der Riese schläft nur, das Comeback ist eine Frage der Zeit. Ab Juni enden einige Lockdowns an wichtigen ökonomischen Standorten. Produktion und Arbeit werden endlich aufgenommen. Der Börsenkrach liegt länger zurück als in der westlichen Welt. Nach zahlreichen Zinserhöhungen geht die dortige Notenbank bereits den gegenteiligen Weg. Chinas Staatsmacht hat auch erkannt, dass die eigenen Firmen nicht totreguliert werden können. Geduld bleibt gefragt, unseren Depots, den Börsen und der Weltökonomie wird das Wiedererstarken des Giganten gut tun. Unsere taktische Ausrichtung hat Bestand, für eine endgültige Entwarnung kann es immer noch zu früh sein.
Nach der Erholung seitwärts
Den Edelmetallen trauen die wenigsten Experten große Kurssprünge zu. Die Mehrzahl ist auf Moll eingestimmt. Positive Ausreiser sehen ein sprichwörtlich goldenes Jahrzehnt mit Endziel von USD 5.000. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Zumindest konnte bis heute ein abermaliger Abverkauf verhindert werden, trotz der heftigen Töne seitens der Notenbanken. Über den Terminmarkt fanden erstmals seit Wochen mehr Käufe als Verkäufe statt. Die Technik lässt aktuell keine Aussagen zu, weil die Preise weit von oberen und unteren Ausbruchslinien entfernt sind. Den vorprogrammierten Schock durften wir am Ölmarkt verfolgen. Mit dem Embargo-Light tritt eine preistreibende Komponente ein. Es hätte schlimmer kommen können, die Gemüter sollten bald eine Beruhigung erfahren.
Zinsanstieg nimmt erneut Fahrt auf
Immer wieder melden sich Stimmen innerhalb der amerikanischen Notenbank, die höhere sowie raschere Zinserhöhungen einfordern. Damit bleibt Unruhe vorprogrammiert. Tatsächlich schocken uns Monat für Monat die bekanntgegebenen Inflationsdaten. Trotzdem gibt es auch Basiseffekte, das Ausgangsniveau vor 12 Monaten war eines der niedrigsten überhaupt. Logischerweise musste es deswegen zu Extremsprüngen kommen. Demnächst relativieren sich diese Zahlen, da die Bezugsgrößen höher liegen. Ab dem Sommer pendeln die Inflationsraten Richtung Süden. Die FED darf nicht in blindem Aktionismus verfallen, sollte Kapitalmärkte und Wirtschaft immer im Auge behalten. Dieser Spagat ist schwierig, aber machbar.