Zuletzt zogen lediglich die US-Börsen ihre Kreise auf Rekordniveau. Dort fiel nebenbei ein kurzfristiger Favoritenwechsel auf. Seit geraumer Zeit findet der Hype um Künstliche Intelligenz eine berechtigte Abkühlung. Dementsprechend legten die Lieblinge der Anleger erst einmal den Rückwärtsgang ein. Bei diesen Kursabschwüngen, angetrieben durch die Schwergewichte, lösten sich sagenhafte 500 Milliarden USD in Luft auf. Andere Technologieaktien gerieten in Sippenhaft. Bis vor ein paar Tagen profitierten Unternehmen der alten Ökonomie aus den USA von dem veränderten Investitionsverhalten. Umschichtungen in Form von Branchenrotationen waren die besagten Triebkräfte. Als Konsequenz erreichte der Dow-Jones-Industrial einen historischen Rekordwert, während der technologielastige Nasdaq deutlich das Nachsehen hatte. In der Weltpolitik halten die Turbulenzen unvermindert an. Das Sommertheater gipfelt in einen Kandidatenwechsel bei den US-Präsidentschaftswahlen. Folglich werden die Karten nun neu gemischt. Bisher reagierten die Aktienmärkte gelassen auf das Durcheinander. Politische Börsen haben kurze Beine. Dieses ewige Sprichwort darf in dem Zusammenhang nicht fehlen. Bald sollte die laufende Berichtssaison der Unternehmen das Zepter auf dem Parkett wieder übernehmen. Demnächst öffnen die Technologiegiganten ihre Bücher. Hier ist Hochspannung vorprogrammiert. Dort muss ordentlich geliefert werden, um die zum Teil astronomischen Bewertungen zu rechtfertigen. Geduld, Streuung und eine Barreserve bleiben die Trümpfe im nervösen Umfeld.
Rücksetzer nach Rallye
Heftige Verkäufe holten die Edelmetalle nach der kräftigen Aufwärtsbewegung ein. Einen Auslöser in Form einer Nachricht gab es nicht. Dabei konnte Gold Anfang zurückliegender Woche noch einen geschichtsträchtigen Rekord für sich in Anspruch nehmen. Silber hielt wie so oft dem Tempo nicht stand und hinkte hinterher. So löste der Höchstwert beim gelben Metall Gewinnmitnahmen aus. Nun kommt es dort zum Kampf um die Marke bei 2.400 USD pro Feinunze. Trotz einer auffälligen Besonderheit hielt die Klettertour bei Gold an. Derzeitige Veröffentlichungen zeigen auf, dass China als stärkster Käufer, auch im Juni keinerlei Investitionen vorgenommen hat. Dies ist der zweite Monat in Folge, in welchem der wichtige Marktakteur ausfällt. Laut Experten liegt aber kein Strategiewechsel vor, die Chinesen hoffen auf günstigere Einstiegskurse. In die Presche soll hingegen Indien gesprungen sein. Der andere Bevölkerungsriese tritt neben der Türkei als maßgeblicher Käufer in Erscheinung. Ohnehin möchten mindestens 29 Prozent der weltweiten Notenbanken unabhängig vom Preis ihre Goldreserven aufstocken. Bei Silber sieht das Ganze komplexer aus. Die Kraft reichte bisher nicht aus, um die Schere zum Goldpreis zu schließen. So lange die Notierung pro Feinunze über 28 USD liegt, ist zumindest die Charttechnik mit dem übergeordneten Aufwärtstrend intakt. Seit letzten Donnerstag gerät der Ölpreis wiederholt unter Druck. Unter Umständen hebt die OPEC ihre Förderbeschränkungen im 4. Quartal auf. Darüber hinaus gewinnen Spekulationen auf eine zweite Trump-Präsidentschaft die Oberhand. Ziel seiner Politik wäre eine höhere Ölförderung, was verzögert zwangsläufig zu einem größeren Angebot führt. Solche Aspekte preist der Markt ein.
Die EZB hat gesprochen
Nur wenige Marktteilnehmer rechneten mit irgendeiner Initiative der Europäischen Zentralbank. Folglich blieben die Leitzinsen in der Eurozone unangetastet. Damit verharrt der verbindliche Leitzins bei 4,25 Prozent. Bereits im Juni läutete Frau Lagarde die Zinswende ein. Zum ersten Mal seit 2019 erfolgte eine Herabsetzung um 0,25 Prozentpunkte. Unter den Experten gelten bis zum Jahresende weiterhin zwei Zinssenkungen für Europa als möglich. Jeweils im September und Dezember soll es dann so weit sein. Sorgen bereiten die Preiskennzahlen im Dienstleistungssektor. Außerdem setzt sich mancherorts die typische Lohn/Preisspirale in Gang. Der Bund-Future findet bei 132 Zählern eine Art Gleichgewicht. In den USA zog die Rendite bei zehnjährigen Staatsanleihen zuletzt leicht auf 4,23 Prozent p.a. an.