Teilen
Die Hoffnung stirbt zuletzt

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Beim Deutschen Aktienindex folgte dem beeindruckenden Kampf um 16.000 Punkte vor geraumer Zeit nun eine ähnlich spannende Auseinandersetzung bei 15.000 Zählern. Über das jüngste Wochenende braute sich ein gefährlicher Nachrichtencocktail (Pleitegefahren in China, Corona-Impfpflicht, Lockdown) zusammen, der etlichen Marktakteuren die Schweißperlen vor dem Handelsstart am Montag auf die Stirn trieb. Das Gegenteil trat ein, der Markt bestand die Härteprüfung mit Bravour. Im Verlaufe des Dienstags setzte eine Art Kaufrausch ein. Die neue Virusmutation, Omikron, die gerade noch die Kurse zum Absturz brachte, sorgte nun für gehörigen Schwung. Es besteht die zarte Hoffnung, dass diese Virusvariante zwar ansteckender ist, aber weniger schwere Verläufe bei Patienten hervorruft. Sollten diese Fakten wissenschaftlich bestätigt werden, wäre dies ein Brustlöser für die Börse. Neben diesem kleinen Lichtblick bedroht eine „neue“ Horrorvorstellung die Notierungen. Hochrangige Quellen bestätigen die stark angestiegene Wahrscheinlichkeit einer militärischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine im Zeitraum Januar/Februar 2022. Ein Krieg vor der Haustür wäre das Letzte, was virusgebeutelte Menschen und höchstnervöse Märkte dann noch gebrauchen könnten. Die Schwankungsbreite der zurückliegenden Tage zeigt die riesige Anspannung unter den Investoren besonders eindrucksvoll. Ab- und Zuschläge im zweistelligen prozentualen Bereich gehörten zur Tagesordnung. Dies ist nichts für schwache Nerven. Mit dem weiteren Damoklesschwert, Osteuropa, rechtfertigt sich kein Vollinvestment. Es bleibt vorerst beim üblichen faulen Kompromiss. Die Depots sind breit gestreut, gespickt voller Chancen sowie mit der Barquote für etliche Eventualitäten gefeit. Durch das eindrucksvolle Aktiencomeback steigt die Wahrscheinlichkeit für eine nicht mehr möglich gehaltene Weihnachtsrallye sowie einen versöhnlichen Jahresausklang.

Utopische Kursideen

Mit einer Nebenrolle fristen die Edelmetalle ihr Schattendasein. Nunmehr ein Jahr befinden wir uns in einem zähen Seitwärtsgeschiebe. Auch das Kursgemetzel bei Kryptowährungen am letzten Wochenende konnte dieser Sparte keine neuen Käufer bescheren. Da ist es kein Wunder, dass genervte beziehungsweise ungeduldige Anleger das Handtuch werfen. Genau in diesem trostlosen Umfeld kommt ein Edelmetallexperte mit utopischen Kursprognosen um die Ecke. Das nächste Jahrzehnt würde aus seiner Sicht bei Gold und Silber zu einer Dekade der Knappheit mit den entsprechenden Wirkungen auf der Angebotsseite. Demgegenüber steht eine Inflation, deren baldiges Verschwinden einen Irrglauben darstellt. Solch ein explosiver Mix lässt ihn Kursziele von 10.000 USD für Gold sowie 500 USD für Silber in den Raum werfen. Sie haben richtig gelesen. Alles ist möglich, auch das Unmögliche, schreibe ich immer an dieser Stelle. Auch wenn seine Zielgrößen aus heutiger Sicht deutlich über die Vernunft hinaus schießen, teilen wir gemeinsam die bullische Sicht. Mit unserem zukünftigen Optimismus stehen wir einsam in Wald und Flur, aber das ist gut so. Ein Bruchteil seiner Vorstellungen (Gold 3.000 USD/Silber 50 USD) würde mir für unsere Depots genügen. Den Rest nehmen wir gerne als Schnaps obendrauf mit. Öl atmet wie Aktien durch die Nachrichtenlage von der Virusfront auf. Mit einem ordentlichen Satz nach oben wird an der Rückkehr in den unterbrochenen Aufwärtstrend gearbeitet.

Renditen klettern leicht

Es ist etwas Druck aus dem Kessel. Alle Marktteilnehmer verarbeiten die Schockwellen. Damit werden vorsichtige Umschichtungen aus Anleihen hin zu Aktien angestoßen. Folgerichtig klettert die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen auf 1,46 Prozent p.a. Damit pausiert die Zinswende, im großen Kontext wird diese bald wieder auf der Tagesordnung stehen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.