Seit Monaten gab es keine bemerkenswerten Schwächephasen an den Aktienbörsen. Nun gehen die Kurse in den angedeuteten Rückwärtsgang. Unser Deutscher Aktienindex klopfte viermal im Bereich von 16.400 Punkten beim Rekordhoch an. Dort fehlte am Ende die Kraft für den Durchbruch. Natürlich gibt auch die Nachrichtenlage noch keine Impulse für neue Investitionen her. Geopolitik oder Weltkonjunktur liefern offiziell fast unentwegt besorgniserregende Signale. Zumindest stürzen sich die Medien ausnahmslos darauf. Gute Nachrichten sowie Hoffnungsschimmer sind eben schwer verkäuflich. So dreht sich im Moment bei den Börsenberichterstattungen alles um das Thema, Rezession. Was steckt tatsächlich hinter dem Begriff? Wenn das Bruttoinlandsprodukt einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum zurückgeht, sprechen wir von einer Rezession. Im aktuellen Fall würde dieser Prozess auf einem hohen Niveau vollzogen, wäre also kein Beinbruch. Außerdem läge die Schrumpfung nach den jetzigen Berechnungen in einem Bereich mit einer Null vor dem Komma. Dadurch wird dem öffentlichen Schockwort etwas der Schrecken genommen. Jede ökomische Entwicklung verlauft in unterschiedlichen Zyklen oder Phasen. Lineares sowie stetiges Wachstum sind unerreichbar. Wechsel zwischen Boom- und Schwächephasen bilden die Normalität. Gut ist, dass die ganze Welt über eine bevorstehende Delle spricht. So liegen die Karten auf dem Tisch, eine unvorhergesehene Überraschung bleibt aus. Damit können die Börsianer mit dem Einpreisen der Erwartungen beginnen. Neben dem Blick auf heute, steht die Sicht der Dinge in 12 Monaten im Zentrum der Überlegungen. Aufflammender Pessimismus in Verbindung mit üppiger Liquiditätsausstattung an der Seitenlinie sollten eine richtige Trendwende vermeiden. Überdies ist mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ bereits der kommende große Konjunkturbeschleuniger geboren. Trotz dessen steht uns wahrscheinlich ein holpriger Sommer bevor. Die überkaufte Marktlage muss abgebaut werden. Mit dem berühmten Schritt zurück kann es beim DAX ein bis zwei Etagen tiefer gehen. Dann ergeben Käufe mit der vorhandenen Barquote Sinn.
Abwehr in letzter Minute
Edelmetalle stehen seit Wochen unter Druck. Die Zielmarken (Gold 2.000 USD/Silber 26 USD) rückten in weite Ferne. Jetzt wurde der Abverkauf in der Nähe wichtiger Unterstützungslinien vorerst gestoppt. Es war eine knappe Angelegenheit, für eine Entwarnung gibt es noch keine Zeit. Dafür bräuchten wir die entscheidenden Anschlusskäufe. Ansonsten wäre es abermals eine „Falle“ im kurzfristig vorherrschenden Abwärtstrend. Bei einem Blick über den Tellerrand hinaus bleiben die mittelfristigen Aussichten erfolgsversprechend. Laut einer aktuellen Studie sieht ein zunehmender Anteil von Investoren überdurchschnittliche Chancen bei Gold & Co. Als Hauptgrund werden die attraktive Bewertung sowie das gestiegene Rezessionsrisiko genannt. Demzufolge möchten über die Hälfte der in den USA befindlichen Goldanleger ihre Bestände in den folgenden 6 bis 12 Monaten weiter erhöhen. Interessanterweise stehen die Edelmetalle bei jüngeren Käufergruppen immer höher im Kurs, was für die Nachhaltigkeit des Trends spricht. Ein Importverbot russischen Goldes seitens der G7-Staaten zeigte nur eine kurze Wirkung, da die damit einhergehende Angebotsverknappung gering ausfallen sollte. Der Ölpreis gerät nach den jüngsten Turbulenzen in ein ruhigeres Fahrwasser. Dort stehen den Ängsten vor einer Abschwächung der Weltwirtschaft die Interessen der OPEC für anziehende Preise gegenüber. Derzeit endet dies in einer Pattsituation.
Gespaltene Zinslandschaft
Am Rentenmarkt geht es aus der oberflächlichen Betrachtungsweise gelassen zu. Beim genauen Hinschauen fallen dann Überraschungen oder Verwerfungen auf. Während unser Bund-Future am Mehrjahrestief ruhig seine Runden dreht, sendet der Rentenmarkt in den Vereinigten Staaten zwiespältige Signale. Dort fällt wiederholt die inverse Zinskurve ins Auge. Auf US-Staatsanleihen mit zweijähriger Laufzeit wird mittlerweile eine Rendite von 4,70% p.a. erzielt, wobei zehnjährige Staatspapiere nur 3,74% abwerfen. In normalen Zeiten müsste es umgekehrt sein. Aufgrund dieser Tatsache halten Skeptiker eine größere Rezession für unausweichlich. Unbelehrbare Notenbanker dies-und jenseits des Atlantiks halten trotzdem unverfroren an ihrer straffen Geldpolitik fest.