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Die Korrektur wird verschoben

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Im fünften Anlauf hat es geklappt. Der Deutsche Aktienindex überbot die Grenze von 17.000 Punkten und kann diese verteidigen. Bis Mitte vergangener Woche durchlebten die Aktienmärkte eine Zitterpartie auf hohem Niveau. Enttäuschungen über die Verschiebung von Zinsherabsetzungen machten die Runde. In diese Situation platzten überaus positive Geschäftszahlen von Unternehmen aus dem Sektor „Künstliche Intelligenz“. Im Anschluss fanden die Notierungen kein Halten mehr. Zuwächse von mindestens 10 Prozent konnten Aktien innerhalb der Branche vorweisen. Dieses Mal reicht die Strahlkraft auch für andere Bereiche aus. Etliche Indizes erreichen neue Rekordwerte. Unser DAX durchrannte die oft getestete Widerstandszone und löste damit ein Kaufsignal aus. Da es nun keine oberen Begrenzungen mehr aus der Vergangenheit gibt, ist der Weg nordwärts frei. Alle für unmöglich gehaltenen Kursziele sind denkbar. Der Markt tritt in die Überhitzungsphase ein. Dabei zeigt die Vergangenheit, dass diese sogar über Monate anhalten kann. Jeder will dabei sein. Die Angst etwas zu verpassen, wird immer größer. Unerfahrene Anleger erliegen dem Charme schneller Gewinne. Kennzahlen, Risiken und Wirtschaftsdaten geraten in den Hintergrund. Ohne die notwendige Korrektur laufen die technischen Indikatoren jetzt immer heißer. Natürlich könnten wir dem erfolgten Ausbruch hinterherlaufen. Kein Analyst weiß, wie lange die Party genau andauern wird. Wenn Gefühle als Haupttriebfeder die Kontrolle an der Börse übernehmen, sind realistische Einschätzungen nicht möglich. Hier zeigt lediglich die Geschichte, dass je höher ein Anstieg erfolgt, umso heftiger der anschließende Rückgang ausfällt. Mit den bestehenden Positionen bleiben wir dabei. Zukäufe um jeden Preis bergen überdurchschnittliche Gefahren.

Bestehen im harten Umfeld

Edelmetalle erhalten weder von den Äußerungen zur Zinspolitik noch von den jüngsten Wirtschaftsdaten Rückenwind. Beide Sachverhalte drücken auf die Stimmung. Gold erlitt zuletzt einen regelrechten Ausverkauf. Bis auf 1.985 USD ging es mit der Notiz bergab. Traditionsgemäß reagierte der Silberpreis prozentual noch deutlicher. Hier wurde die Talfahrt erst unter 22 USD gestoppt. Trotz des für Edelmetalle ungünstigen Umfeldes zogen die schwächeren Kurse Käufer an. Das gelbe Metall eroberte so die psychologisch wichtige Marke von 2.000 USD pro Feinunze zurück. Silber schaffte den Sprung über 22 USD. Unter den jetzigen Gegebenheiten ist dies ein beachtliches Comeback. Uns wird eindrucksvoll vor Augen geführt, welche Potentiale möglich sind, wenn es im zweiten Halbjahr dann tatsächlich zu niedrigeren Zinssätzen kommt. Zudem vergisst der Markt komplett den Blick auf die Angebotsseite in der mittelfristigen Zeitbetrachtung. Umweltauflagen sowie komplizierte Förderbedingungen erschweren den Abbau der wertvollen Metalle. Dort steuern wir zielstrebig in ein Angebotsdefizit hinein. Dem steht die ausgeprägte ökologische Wende mit steigender Nachfrage entgegen. Anziehende Preise sind somit ausschließlich eine Frage der Zeit. Beim Kurs von Rohöl nahmen zuletzt die Schwankungen ab. Bisher wurde die Unterstützung bei 80 USD verteidigt. Keine wesentlichen Erkenntnisse lieferten aktuell die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) oder der Konflikt im Nahen Osten.

Konjunkturdaten drücken auf die Kurse

Zuletzt fielen wichtige Veröffentlichungen zu den Inflationsentwicklungen in den Vereinigten Staaten über den Erwartungen aus. Zudem präsentierte sich der US-Arbeitsmarkt in einem robusten Zustand. Bisher können die zahlreichen Zinserhöhungen der US-Konjunktur wenig anhaben. Damit wird der Hoffnung auf baldige Zinssenkungen immer wieder der Nährboden entzogen. Damit erhöhen sich selbst für die Notenbanksitzung im Mai die Zweifel, dass es zum lange ersehnten Schritt kommt. Als Folge kletterten die Renditen für zehnjährige US-Staatspapiere auf stattliche 4,25 Prozent p.a. Unser Bund-Future stoppte den Aufwärtstrend. Ein Abfall bis unter 133 Zähler erfolgte.

 

 

 

Die Korrektur wird verschoben
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.