Für eine Marktschwäche muss es nicht immer einen Auslöser geben, überwiegend ist es aber der Fall. Schon oft mussten wir in der Geschichte eine Herbstkorrektur hinnehmen, in 2021 wird diese aus China angestoßen. Der Immobilienriese, Evergrande, sieht sich mit massiven Liquiditätsproblemen konfrontiert. Bei angehäuften Schulden von über 300 Milliarden USD steht damit ein drohendes Fiasko im Raum. Unweigerlich kreisen die Gedanken um Lehman Brothers mit der sich damals anschließenden Finanzkrise. Nach den Erfahrungen mit der eben benannten Bankenpleite aus 2008 würde der Westen alles dafür tun, eine Wiederholung zu vermeiden. Wie geht dagegen eine staatskapitalistische Regierung mit so einer unglaublichen Herausforderung um? Jetzt ist eine große Menge an Fingerspitzengefühl notwendig. Schon eine falsche Wortwahl kann Panik auslösen, eine Kettenreaktion verursachen. Dabei ist mir die Asienkrise von 1997 in deutlicher Erinnerung geblieben. Das Unheil nahm von Thailand aus, seinen Lauf, erfasste ganz Asien und sendete Schockwellen in die gesamte Welt. Über einen Zeitraum von 4 Monaten büßte unser Deutscher Aktienindex damals 20 Prozent von der Spitze ein. Wie immer bei einem Crash, spielte die vorherige Gier der Finanzakteure die Hauptrolle. Es gibt keinen Knall, dem nicht ein Boom vorausgegangen war. Geschichte wiederholt sich nicht, wie immer sind trotzdem Parallelen vorzufinden. Ich stimme Sie auf wahrscheinlich schwierige Wochen ein, es sei denn, wir bekommen eine kurzfristige „Wunderlösung“ in China aus dem Hut gezaubert. Der Schritt zurück war so oder so unausweichlich. Sollte der DAX deutlicher unter 14.000 Zähler rutschen, werden wir Käufe veranlassen. Egal wie stark der Rückgang auch ausfallen mag, dieser sollte von kurzfristiger Natur sein. Auf Sicht von zwei Jahren bleibt ein Kursziel von 20.000 realistisch. Unser Barbestand erweist sich als absolut richtig. Es hat lange gedauert, wir werden die Liquidität brauchen, um flexibel auf Einstiegschancen reagieren zu können. Am heutigen Mittwoch tagt ganz nebenbei die amerikanische Notenbank. Am Niedrigzins von 0,00% bis 0,25% p.a. wird nicht gerüttelt. Wann werden hingegen die monatlichen Anleihekäufe von 120 Milliarden USD zurückgefahren? Diesen Umstand haben die Aktienmärkte bis dato nicht eingepreist.
Krise plus Inflation
Nach dem neuerlichen Schock bei den Edelmetallen stellt sich zaghaftes Kaufinteresse ein. Einen neuen Trend bedeutet dies nicht. In den vergangenen beiden Jahren wurden während einer Krise Gold und Silber trotz allem auf den Markt geschmissen. Von einer Funktion als Sicherheitswährung, wie sonst überwiegend in der Börsengeschichte, war nichts zu spüren. Der Beweis, dass es demnächst anders kommt, darf erst erbracht werden. Dazu muss Gold 1.840 USD sowie Silber 25 USD als Widerstand überwinden. Bis dahin warten wir ab. Öl bremst den Aufwärtstrend. Mittlerweile ergreifen die kurzfristigen Konjunktursorgen das sensibelste Barometer für zukünftige Erwartungen. Der Rückgang wird von temporärer Natur sein, höhere Kurse in den kommenden 24 Monaten sollten die logische Konsequenz sein.
Kurse halten still
An den Anleihemärkten geht es derzeit noch am geruhsamsten zu. Trotz allgemeiner Hektik bewegen sich die Kurse in engen Bahnen. Zuletzt sprangen die Notierungen von festverzinslichen Wertpapieren bei Unruhen an den übrigen Märkten zuverlässig in die Höhe. Solche Umschichtungen von Aktien in Anleihen blieben bisher aus. Die endgültige Härteprüfung dafür steht vor uns. An der Zinswende würde sich nur auf kurze Sicht etwas ändern. Unter 170 Punkten beim Bund-Future stehen zusätzliche Käufe auf der Agenda. Die Zusammenkunft der Federal Reserve wird von den Marktteilnehmern mit Argusaugen verfolgt.