Die vergangenen Tage haben ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Dabei konnten wir ein extremes Wechselbad der Gefühle miterleben. Die Börse ist ein Spiegelbild der menschlichen Seele. Vor kurzer Zeit regierte zum Großteil berechtigte Hoffnungslosigkeit, nun lösten zwei Ereignisse die ersten Ketten. Der Deutsche Aktienindex wurde dadurch vom jüngsten Zwischentief bei 11.300 Punkten auf nunmehr 13.200 katapultiert. Im Schatten der amerikanischen Wahl nahmen die Aktienkurse einen ersten Anlauf. Die Märkte wollten den Sieg des demokratischen Lagers sehen. Mit jedem gewonnen Bundesstaat wurden 100 Punkte beim DAX dazu gepackt. Die mögliche Entspannung bei etlichen Konflikten wurde von den Investoren höher gewichtet als die solide Wirtschaftspolitik in den zurückliegenden 4 Jahren. An erster Stelle gibt es die Hoffnung auf eine Normalisierung der Handelsbeziehungen mit China. Dieser Punkt muss aber erst noch auf den Prüfstand, gilt Biden doch auch als Hardliner gegen die kommende Wirtschaftsmacht aus dem Osten. Die Probleme sind nicht von heute auf morgen vom Tisch, es wartet unendlich viel Arbeit auf den neuen Präsidenten. Zu dieser politischen Aktienrallye gesellte sich am letzten Montag gegen Mittag die Meldung, dass eine deutsche Biotechfirma in Zusammenarbeit mit dem Pharmagiganten Pfizer einen sehr hoffnungsvollen Impfstoff gegen das Coronavirus vorweisen kann. Danach gab es an den Börsen kein Halten mehr. Die Notierungen explodierten, der Deutsche Aktienindex sprang um zweitweise über 6 Prozent in die Höhe. Solche Dimensionen kennen wir sonst nur von Abwärtsbewegungen. Nun werden die Impfstoffe zu den Taktgebern für den weiteren Verlauf an den Aktienmärkten. Die Lösung aus Mainz klingt nach ersten Recherchen sehr vielversprechend, andere Firmen ziehen mit ihren Ideen bereits heute nach. In Kürze sollten wir bis zu sechs verschiedene Stoffe zur Verfügung haben. Natürlich wird es auch hier den einen oder anderen Rückschlag geben. In der Praxis steht das Ganze vor riesengroßen Hürden sowie Herausforderungen. An der Börse reicht oft die Hoffnung auf baldige Besserung. Endlich besteht die Möglichkeit, dass wir in 2021 Stück für Stück unser altes Leben zurückbekommen. Auf Sicht der nächsten Jahre scheint der Weg frei für die Dividendentitel. Per heute befinden wir uns rein aus markttechnischer Sicht in einer überkauften Phase. Im besten Falle sollten sich die Gemüter vorerst beruhigen, obwohl Euphorie natürlich auch einen kurzfristigen Durchmarsch hervorrufen kann. Wir kaufen nicht blind, sind bereits ordentlich positioniert. An schwachen Tagen muss investiert werden.
Die zwei Seiten der Medaille
Parallel zu den Aktien drehte der Ölpreis auf dem Absatz. Die Hoffnung auf eine deutliche Konjunkturerholung im kommenden Jahr ist zurück. Fast 20 Prozent erreichte der Sprint Richtung Norden. Kurzfristig wäre eine Abkühlung wünschenswert, der generelle Aufwärtstrend ist und bleibt intakt. Zu den größten Verlierern der aktuellen Geschehnisse gehörten die Edelmetalle. Anleger, die in diesem Bereich zum Krisenschutz investiert waren, schmissen ihre Positionen auf den Markt. Es fanden starke Umschichtungen zu Aktien statt. Diese Tendenz kann noch anhalten. Auf mittlere Sicht bieten sich gute Kaufgelegenheiten. Die Gelddruckerei geht exzessiv weiter, die Inflationsangst wird zurückkommen und es gibt keine Zinsen. Investoren werden deswegen Gold und Silber erneut auf dem Schirm haben.
Zinswende?
Diese auszurufen, dafür ist es noch zu früh. Der Bund-Future kippte in wenigen Tagen von 177 auf unter 174 Zähler. An dieser Stelle standen wir schon so oft. Unser Beobachtungsziel bleibt die Grenze von 170. Dort werden wir aktiv. Beim zwischenzeitlichen Geplänkel an der Zinsfront halten wir uns bis dahin zurück.