Im zweiten Anlauf schaffte der Deutsche Aktienindex den Sprung über die Grenze von 13.000 Zählern. Für die geschundene Psyche der Anleger stellt dies einen Lichtblick dar. Das Ganze wurde geschafft, trotz deutlicherer Zinserhöhung seitens der EZB (0,5 Prozentpunkte) und dem neuerlichen Drosseln der Gaslieferungen auf nun 20 Prozent. Wenn Märkte auf schlechte Nachrichten nicht mehr fallen, ist das immer ein positives Zeichen. Mittlerweile liegt der letzte Ausverkaufstag geraume Zeit hinter uns, die Börsenumsätze trocknen fast aus. Für die Sommermonate handelt es sich um ein typisches Phänomen, zudem haben etliche Börsianer während der unzähligen Ausverkäufe das Handtuch geworfen. Sie sahen keinerlei Hoffnung auf irgendeine Linderung oder gingen von noch dramatischeren Entwicklungen aus. Ein Halten der 13.000 wäre gut für den Kopf, die entscheidende Linie auf kurze Sicht bleibt 12.400. Drei Tests seit März 2022 zeigen die extreme Bedeutung dieser Unterstützung. Erst ein Unterbieten würde die Wiederaufnahme des Abwärtstrends bedeuten. Von der Politik erreichen uns keine aufmunternden Signale. Wir bleiben als Anleger und Privatpersonen ein Spielball des geopolitischen Desasters. Selbst alle Unternehmenslenker stochern im Nebel der Ungewissheit, da in so einem Umfeld Planbarkeit unmöglich ist. Ein breit gestreutes Portfolio mit Bargeldanteil bleibt die einzige Option.
Hoffnung stirbt zuletzt
Durch springende Rohstoffpreise schossen die Inflationsraten zuletzt durch die Decke. Ausgerechnet von dieser Seite sollte es demnächst zu Entspannungen kommen. Bis auf den Erdgaspreis verloren die Gattungen dieser Anlageklasse zuletzt stark an Boden. Viele Agrar- und Industrierohstoffe weisen seit den Höchstständen Minuszeichen von mindestens 20 Prozent aus. Ab August müsste dieser Sachverhalt Stück für Stück in den dann zu veröffentlichen Preisraten ersichtlich sein. Davon gehen im Anschluss zumindest positive Impulse für Edelmetalle sowie Aktien aus. Ein Abflachen der Inflationskurve mit anschließender Umkehr nimmt an einer Stelle Druck aus den Börsen. Gold rutschte unter 1.700 USD, konnte aber an dieser Marke zum dritten Mal innerhalb eines Jahres nach oben drehen. Hier entscheidet sich demnächst die kurzfristige Tendenz.
EZB zieht die Zügel an
Nun ist die die Zinswende von offizieller Seite eingeläutet worden. Der Schritt fiel deutlicher als erwartet aus, was bei den herrschenden Verteuerungen kein Wunder darstellt. Am Rentenmarkt begann der neue Trend bereits vor Monaten. Natürlich befindet sich die EZB in einem riesengroßen Dilemma. Steigende Zinsen können jederzeit eine neue Staatsschuldenkrise auslösen. Die Zuglokomotive Deutschland, die über Jahre einen Großteil der südlichen Eurostaaten mitfinanziert hat, steht selbst mit dem Rücken zur Wand. Um jeden Preis soll das waghalsige Konstrukt Euro gerettet werden. Es steht eine unglaubliche Herkulesaufgabe an, dessen Ausgang vollkommen offen erscheint. Deswegen wurde so ganz nebenbei ein neues Anleihekaufprogramm aufgelegt. Damit soll der Aufkauf von Staatsschulden der südlichen Weichwährungskandidaten wie Portugal, Spanien und Italien gewährleistet sein. 800 Milliarden Euro pro Jahr müssen dafür her, Zusatzunfälle sind dort noch gar nicht eingeplant. Eine weitere Verwässerung Ihres Vermögens wird damit in Kauf genommen.
In eigener Sache
Vom 01.08.-12.08.22 ist ein Urlaub vorgesehen. Auf Grund der angespannten Marktlage bin ich selbstverständlich in dieser Zeit immer erreichbar, die Handlungsfähigkeit bleibt gewährleistet. Die nächste Kolumne erscheint am Mittwoch, den 17.08.22.