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Erster Kursrutsch seit Monaten

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Am vergangenen Donnerstag verzeichneten die Aktienmärkte ohne einen Auslöser die größten Tagesverluste seit langer Zeit. Mit dem stark beachteten Arbeitsmarktbericht aus den USA kehrte keine Ruhe ein. Zwar fiel der monatliche Stellenzuwachs seit der Pandemie am geringsten aus. Trotzdem zeigen 209.000 neue Arbeitsplätze bei gestiegenen durchschnittlichen Stundenlöhnen eine überhitzte Nachfrage aus der Wirtschaft an. Dies ist ein Dorn im Auge der Federal Reserve. Damit gilt die nächste Zinserhöhung im Juli als ausgemachte Sache. Nun richtet sich der gesamte Fokus auf die in dieser Woche zur Veröffentlichung anstehenden Preisentwicklungen in den Vereinigten Staaten. Am Mittwoch bestreiten die Konsumentenpreise den Anfang. Hier möchten die Experten einen Rückgang von 4,00 auf 3,10 Prozent sehen. Tags darauf folgen die Produzentenpreise. Kleinste Abweichungen können Kurskapriolen in beide Richtungen auslösen. Zu geringe Rückgänge bei den Teuerungsraten würden unweigerlich Druck auf die Kurse ausüben. Um den Gipfel einiger Aktienindizes schauen sich derzeit Optimisten (Bullen) und Pessimisten (Bären) lauernd in die Augen. Dabei können die Bären eine ganze Kette an Argumenten aufweisen. Vor allem der US-Aktienmarkt ist aus historischer Sicht zu teuer, risikoärmere Anleihen als Konkurrenz zu Dividendentiteln werfen über 4,00 Prozent p.a. Rendite ab, die Stimmung unter den Börsianern ist zu optimistisch sowie sorglos, die Zinserhöhungen (bremsen verzögert Wirtschaft und Börse) der Notenbanken finden kein Ende und die Konjunkturängste nehmen zu. Demgegenüber steht ein Aufwärtstrend, der durch die Kursgewinne weitere unerfahrene Käufer anlockt. Dadurch ausgelöste Gier kann die Preise für Aktien kurzfristig in ungeahnte Höhen treiben. Zudem bestehen die Wetten auf fallende Kurse auf Rekordniveau. Wenn es bei diesen bisher schiefliegenden Positionen zu Zwangseindeckungen (Rückkäufen) kommt, schießen die Notierungen ungewollt durch die Decke. Insgesamt steht uns ein spannender Sommer bevor, in dem es um zukünftige Weichenstellungen geht. Im besten Fall sendet die Konjunktur Erholungssignale bei nachlassendem Preisauftrieb. Hier könnte ein beginnendes Comeback Chinas sowie der Schwellenländer das Zünglein an der Waage sein.

 

Lauerstellung wird verteidigt

Trotz robuster Arbeitsmarktdaten in den Vereinigten Staaten konnten die Edelmetalle wichtige technische Unterstützungslinien behaupten. Jetzt sorgt eine Meldung für eine faustdicke Überraschung. Gemäß dem staatlichen Sender RT bestätigte die russische Regierung Ende vergangener Woche, dass die sogenannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) eine neue Währung einführen wollen, die durch Gold gedeckt sein soll. Von offizieller Seite würde das Ganze im August während des nächsten BRICS-Gipfels in Südafrika eine Bestätigung finden. Hinter der Idee steht eine verringerte Abhängigkeit vom US-Dollar in der globalen Wirtschaft. Natürlich vergeht bis zur Realisierung des ambitionierten Projektes etliche Zeit. Trotzdem dürfte bei einem tatsächlichen Angehen so eines Planes frischer Schwung in den Goldmarkt kommen. Da die Edelmetallpreise sich gegenseitig bedingen wäre dann eine Sippenhaft für Silber, Platin sowie Palladium vorstellbar. Fortgesetzte Förderkürzungen seitens Saudi-Arabiens und Russlands stabilisierten den Ölpreis. Sogar der Bereich von 80 USD pro Barell wurde ins Visier genommen. Bei einem nachhaltigen Überbieten dieser Grenze wäre eine Trendumkehr geschafft.

Nun also doch

Den anhaltend harschen Äußerungen führender Notenbankfunktionäre konnten die Anleihekurse nicht länger standhalten. Dementsprechend setzten Verkäufe die Notierungen unter Druck, was zu steigenden Renditen führte. Unseren deutschen Bund-Future ließen die Kommentare Richtung 130 Zähler fallen. Einen vergleichbaren Stand sahen wir letztmalig im September 2011. Als Konsequenz kommen Festverzinsliche Wertpapiere als Alternative gegenüber riskanteren Anlageformen in Betracht.

 

Erster Kursrutsch seit Monaten
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.