Jetzt nimmt die Berichtssaison in den Vereinigten Staaten so richtig Fahrt auf. In dieser Woche veröffentlichen Firmen wie Microsoft, Apple, Facebook, Amazon und Alphabet ihre Geschäftszahlen. Damit sind alle wichtigen Vertreter des Silicon Valley sowie Trendsetter mit von der Partie. Dieses Mal ist das Ganze kein Schaulaufen, sondern ein echter Qualitätstest. Die gesamten US-Hightech-Konzerne müssen mit sensationellen Zahlen auftrumpfen, um die extremen Bewertungen zu rechtfertigen. Zuletzt wurden sogar sehr ordentliche Zahlen abgestraft, Enttäuschungen enden im Desaster. Wenn der Markt auf gute Nachrichten nicht mehr steigt, ist dies immer ein Warnzeichen. In diesem Fall sind alle Teilnehmer investiert, können oder wollen nicht mehr kaufen. Auffällig wirkt nebenbei das gestiegene Interesse an Aktienanlagen von privaten Anlegern. Die neue Begeisterung für Dividendentitel ist dies- und jenseits des Atlantiks, merklich zu spüren. Viele Banken kommen mit den Depoteröffnungen nicht mehr hinterher. In erster Linie ist es eine positive Nachricht, wenn immer mehr Menschen den Zugang zur Börse finden. Die Schattenseite solcher Entwicklungen zeigt ein Blick in die Geschichtsbücher. Der Großteil dieser Neulinge verfügt über keinerlei Erfahrung. Die Märkte vermittelten zuletzt den Eindruck, dass die Kurse nur den Weg nach oben kennen, Erfolge ohne große Vorkenntnisse leicht möglich sind. Mit jedem neuen unerfahrenen Investor wird das Börsenfundament wackliger sowie angreifbarer. Beim ersten Gegenwind werden die Zittrigen ihre Papiere ohne großes Nachdenken auf den Markt schmeißen. Wann uns welcher Auslöser eine Denkpause bringt, ist ungewiss. Es kann nächste Woche oder erst im Spätsommer knallen. Darauf sollten wir immer vorbereitet sein. Überkaufte Börsen bergen Gefahren, überverkaufte erfordern Mut, denn in so einem Fall muss den stürzenden Preisen entgegengegangen werden. Insgesamt besteht kein Grund zur Panik. Die hervorragende Liquiditätsversorgung sichert uns mittelfristig bestens ab. Ein Unfall wäre eine kurze Angelegenheit, die neue Investments einfordert. In Deutschland schauen wir auf der politischen Bühne jetzt ganz genau hin. Welche Konstellationen sind für eine neue Regierung ab September rechenbar? Der erste Schreck scheint verdaut, die Kuh ist aber noch nicht vom Eis. US-Präsident Biden schockte mit seinen Steuerplänen. Zur Kasse werden die Reichen gebeten. Mit dieser Umlage soll das 2 Billionen USD-Investitionsprogramm zur Belebung der Wirtschaft finanziert werden. Die Börse hat es ziemlich gelassen aufgenommen, die Wirkungen werden zukünftig trotzdem spürbar sein.
Edelmetalle vor nächstem Anlauf
Totgesagte leben länger. Nach der jüngsten Rallye konsolidieren die Edelmetalle auf dem leicht erhöhten Niveau. Zwei Gründe befeuern die Spekulationswut unter den Investoren. China wird in Kürze als großer Käufer von Gold am Markt zurückerwartet. Die People’s Bank of China (Chinesische Zentralbank) erteilte die Genehmigung zu umfangreichen Goldimporten. Im Zuge der Pandemie fanden 2020 monatlich nur noch 10 Tonnen Gold (600 Mio. USD) den Weg in die Volksrepublik. Jetzt sollen durch die Wirtschaftserholung vor Ort in diesem sowie kommenden Monat 150 Tonnen Gold (8,5 Milliarden USD) eingeführt werden. Zeitverzögert können wir mit einer ähnlichen Entwicklung in Indien rechnen. Beide Staaten sind in normalen Zeiten mit 40 Prozent Goldnachfrage die bedeutendsten Käufer auf der Welt. Bei Silber stieg zum dritten Mal in Folge das Kaufinteresse der Terminspekulanten. Beide Ereignisse sollten die nachhaltige Bodenbildung begünstigen, sorgen für Zukunftsphantasie. Der Ölpreis pendelt sich in der Mitte der Bandbreite 60/70USD ein. Erst bei einem Über- oder Unterschreiten würde ein neues Signal ausgelöst.
Still ruht der See
An den Rentenmärkten werden die Kursverluste verdaut. Die nächste mögliche Verkaufswelle lässt auf sich warten. Bullen und Bären liegen auf der Lauer, geben derzeit kein weiteres Feld preis. Wir sind zum Zuschauen verdammt und reagieren beim immer möglichen Ausbruch.