Die Medien waren in ihrem Element und konnten im Minutentakt vom großen Politikkabarett berichten. Natürlich besprachen die „Experten“ auch im Vorfeld alle möglichen Szenarien für die Finanzmärkte. Gnadenlose Hektik sowie mögliche Crashs wurden beherzt diskutiert. Der erfahrene Börsianer ließ sich davon nicht anstecken und beobachtete besonnen. Die Börsen reagierten am Montag mit einem coolen Schulterzucken und leichten Aufschlägen. Es war wieder einmal viel Lärm um Nichts. Trotzdem ist die zuletzt eingeleitete Konsolidierung noch nicht abgeschlossen. Die über 20 Prozent Kursgewinn seit Jahresbeginn benötigen eine längere Atempause. Zusätzlich könnte uns die Situation bei den italienischen Banken sowie die Staatsverschuldung von Bella Italia in Atem halten. Nichtsdestotrotz müssen wir diese Schwächephase überstehen, es gibt keine Alternative. Bei einem Niveau von 11.600 Punkten erreicht unser DAX den überverkauften Bereich und wird damit aus bewertungstechnischer Sicht wieder ein Kauf. Zudem steht eine Besonderheit für die kommenden Monate auf dem Plan. Investoren unterscheiden sehr oft zwischen Growth- und Valueaktien. Unter Growth finden wir Titel wie Facebook oder Amazon, also Vertreter der neuen Industrie, bei Value stoßen wir auf Nestle und Procter & Gamble, die sinnbildlich für die Old-Economy stehen. In den letzten 20 Jahren gab es keinen so deutlichen Bewertungsunterschied zwischen beiden Gruppen wie heute. Die Lücke sollte geschlossen werden, damit deutet sich ein erhebliches Aufwärtspotential bei den Aktien der alten Industrien an. Dieser Sachverhalt sollte im Jahresverlauf stützend wirken.
Noch keine Entscheidung
Öl musste in den vergangenen Tagen kräftig Federn lassen und baut damit die übergekaufte Marktlage ab. Es sollte nur eine Frage der Zeit sein, bis die Notierung erneut nach Norden dreht. Die Edelmetalle verteidigen mit letzter Kraft die letzten Bastionen. Bisher ist diese Gegenwehr von Erfolg gekrönt. Die Stimmung ist so bescheiden und kein Anleger traut Gold und Silber noch etwas zu. Unter antizyklischen Gesichtspunkten zeigt sich ein interessantes Kaufniveau. Beim letzten starken Anstieg in 2018 war noch eine Kapitulation der letzten Optimisten notwendig. Werfen diese auch noch die Flinte ins Korn, ist der Markt bereit für den Aufschwung. Die folgenden Wochen werden so oder so eine Entscheidung herbeiführen.
Italien lässt deutsche Zinsen weiter fallen
Von den italienischen Sorgen konnte Gold als sicherer Hafen nicht profitieren. Als Zufluchtsort dienen dieses Mal deutsche Anleihen. Den Bund-Future treibt es damit an seine historischen Rekorde von 168 Punkten. Die größte Spekulationsblase der vergangenen Jahrzehnte wird damit weiter aufgepumpt. Bei einer Rendite von 0 Prozent springen die Investoren trotzdem auf diesen Zug. Wir können nur zuschauen und auf die überfällige Normalisierung warten.