Seit 5 Monaten müssen sich die Aktienmärkte an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Dieses Mal wurde kein schleichender Prozess vollzogen. Es gab eine knallharte 360-Grad-Wende. Dazu hat hauptsächlich der mehr oder weniger unerwartete Krieg in der Ukraine beigetragen. Die weitreichenden Konsequenzen spüren wir am eigenen Leib, zusätzliche unangenehme Überraschungen bleiben möglich. Am ehesten vergleichbar ist das Ganze mit der Ölkrise von 1973. Auch damals bestand die Verbindung mit einem Krieg. Zu Beginn gaben die Kurse unter dem Schock ebenfalls nach. Mit der Zeit stellten sich die Marktteilnehmer auf die neuen Gegebenheiten ein. Ende 1974 wurde der Tiefpunkt beim DAX erreicht. Durch eine Umkehrung beim Ölpreis nach unten bekam die Börse ihre Initialzündung. In einem schwierigen Umfeld stiegen die Kurse bis 1976 stark an. Der schwierige Mai liegt hinter uns, etliche Investoren fürchteten sich wegen historischer Erfahrungen vor diesem Monat. Mit dem Juni steigt tatsächlich das Kaufinteresse etwas an. Ein größerer Abfall wie zuletzt bleibt bisher aus. Tage mit positiven Vorzeichen, beginnen zu überwiegen. Für die zahllosen Pessimisten überraschend, schiebt der Deutsche Aktienindex Richtung obere Begrenzung. Damit liegt ein Kaufsignal in der Luft. Ein Ausbruch nach Norden kommt in den Bereich des Möglichen. Die folgenden Tage versprechen pure Spannung. Aus dem Fernen Osten erhalten wir zusätzliche Unterstützung. Selbst im staatskapitalistischen China kann eine knallharte Regierung sture Ansichten aufweichen beziehungsweise umdenken. Dies hat eine größere Signalwirkung für alle derzeitigen Krisen, als es sich die Masse vorzustellen vermag. Dort findet die berühmte Rolle rückwärts statt, das hatten die Wenigsten auf dem Schirm. Nun steht der nächste Kompromiss im Raum, davon profitiert die Fantasie sowie die Börse. DiDi Global, ein chinesischer Fahrdienstleister wurde vor geraumer Zeit zur Zielscheibe der Politik, ein Exempel sollte statuiert werden. Einschneidende Verbote schickten die Aktie tief in den Keller. Laut aktuellen Berichten erwägen die Behörden eine Wiederzulassung neuer Kunden für das geschundene Unternehmen. Der Titel explodierte daraufhin um 50 Prozent. Es ist noch ein kleines Licht, das eine große Strahlkraft über die Grenzen hinaus aufbauen kann.
Ruhigere Gemüter bei Rohstoffen
Edelmetalle laufen zur Seite mit aufwärts gerichtetem Blick. Das klingt unspektakulär. Bei dem Getöse um eine viel härtere Geldpolitik seitens der Notenbanken ist es dann eine beachtliche Leistung. Noch vor ein paar Wochen wären dadurch etliche Dämme Richtung Süden gebrochen. Nun lässt das derzeitige Marktverhalten leichte Hoffnungen aufkeimen. Dutzende Abverkäufe müssten seit Januar 2022 viele Pessimisten aus dem Markt gedrängt haben. Automatisch gewinnen dann die Käufer zu einem bestimmten Zeitpunkt die Übermacht. Diese investieren auch nicht für heute, sondern für morgen und übermorgen. Bei Gold bleibt der wichtige Widerstand von 1.860 USD in Sicht. Silber steht vor einem steinigen Weg, da erst beim Überbieten von 25 USD ein Kaufsignal generiert wird. Auf hohem Niveau verharrt der Ölpreis. Trotz gestiegener Planungssicherheit bleibt die Situation angespannt. Es ist ein tiefpsychologischer Markt, bei dem auf kurze Sicht ausschließlich Gefühle reagieren. Zahlreiche Parallelen zu anderen Industrie- und Agrarrohstoffen sehen wir hier.
Bund-Future mit bemerkenswertem Bruch
Am vergangenen Freitag veröffentlichte das zuständige Ministerium den mit großer Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht in den USA. Dabei wurden in der amerikanischen Volkswirtschaft im Verlauf des Monat Mai mehr neue Stellen geschaffen als prognostiziert. Normalerweise ist dies eine positive Nachricht. Trotz aller großen Belastungsfaktoren brummt die US-Wirtschaft. Damit erfahren hingegen alle Befürworter einer noch strafferen Geldpolitik reichlich Rückenwind. Höhere Zinsen würgen mit Verzögerung das Wirtschaftswachstum ab, belasten alle Kapitalmärkte. Für unsere Anlage, die auf steigende Zinsen setzt, war es der nächste Meilenstein. Unser Bund-Future rutscht unter 150 Zähler. An so einen Stand müssen sich die Augen gewöhnen. Vor nicht allzu langer Zeit liefen 178 Punkte über die Ticker. Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht.