An den westlichen Aktienmärkten geht die Rekordjagd unvermindert weiter. Die großen Indizes der Vereinigten Staaten wie Dow Jones Industrial oder S&P 500 grüßen vom Gipfel. Im Schlepptau gelingt unserem Deutschen Aktienindex wiederholt eine geschichtsträchtige Leistung. Nur noch rund 2 Prozent fehlten zur absoluten Traummarke von 20.000 Punkten. Solche Anstrengungen in nicht gekannten Höhenlagen beanspruchen eine Menge Kraft und bedürfen unter Umständen der Konsolidierung. Für eine große Anzahl der Anleger klafft obendrein eine erhebliche Schere zwischen gefühlter Realität im Vergleich zu den erreichten Kursniveaus. Erst auf den zweiten Blick gibt es dafür Erklärungen. Zum einen handelt die Börse immer die Zukunft. Auf der anderen Seite hievten extrem wenige Einzelpapiere die Indizes auf ihre Rekorde. Nvidia, Microsoft, Apple, Meta in den USA und SAP, Allianz hierzulande seien stellvertretend genannt. Hier gibt es Klumpenrisiken in Verbindung mit krassen Überbewertungen. Im Gegensatz dazu verweilt ein überwiegender Anteil von Dividendentiteln in absolut vertretbaren Sphären. Zwischenzeitlich begann die mit Spannung erwartete Berichtssaison der Unternehmen zum abgelaufenen Quartal. In Summe mit den jeweiligen Ausblicken der Firmenbosse liegt hier das Zünglein an der Waage zum kurzfristigen Gesamttrend. Die US-Banken starteten schon einmal mit beruhigenden sowie soliden Ergebnissen.
Edelmetalle abermals auf dem Gaspedal
Das Durchschnaufen war nur von kurzer Dauer. Sofort erfolgten Anschlusskäufe durch Notenbanken, Terminspekulanten sowie privaten Investoren. Allen voran setzt der Goldpreis seinen Siegeszug fort. In Euro aber auch in US-Dollar stand ein frisches Allzeithoch auf der Agenda. In erster Linie dienen die Investitionen in das gelbe Metall der Vermögensabsicherung. Im Nahen Osten kann es nun jederzeit zum Gegenschlag Israel/Iran kommen. Zusätzlich wirken im Hintergrund die ausufernden Staatsschulden als Katalysator. Zahlreiche Ökonomen warnen vor dem drohenden Kollaps So reiht sich die USA mit einer Staatsschuldenquote von 122 Prozent im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt auf Platz 10 der weltgrößten Schuldner ein. Dort kommt die aktuelle Studie der Bank of America ins Spiel. Sie sieht die Verschuldungsspirale äußerst kritisch. Eine abermalige Finanzkrise wäre eine mögliche Folge. Die dann einzige Variante einer stabilen Wertaufbewahrung sehen die entsprechenden Analysten in Gold. Mittlerweile löste die Türkei (44,7 Tonnen) im ersten Halbjahr 2024 Indien (37,2 Tonnen) sowie China (28,9 Tonnen) als global größten Goldkäufer ab. Im Schatten knackte Silber die Widerstandszone bei 32,50 USD pro Feinunze. Jetzt müsste eine Bestätigung des Kaufsignals erfolgen. Die Prüfung dafür ist angelaufen. Ungeachtet der Dramen im Nahen Osten verläuft der Handel von Öl in eher ruhigen Bahnen. In der zurückliegenden Woche kam es sogar zu deutlichen Rückschlägen. Zweifel an einer Wiederbelebung der Weltkonjunktur gewinnen die Oberhand. Zudem könnte Israel auf die Bombardierung iranischer Ölanlagen verzichten.
Alle Augen auf Europa
Vergangene Woche trafen sich die Mitglieder der Europäischen Zentralbank zu ihrer anberaumten Sitzung. Schlussendlich wurden alle Erwartungen erfüllt. Die Notenbanker meldeten Vollzug bei der von allen Investoren erhofften Zinssenkung. Innerhalb weniger Wochen sanken die maßgeblichen Leitzinsen zum dritten Mal in Folge. Der jetzige kleine Schritt um 0,25 Prozentpunkte verbilligt den Hauptrefinanzierungssatz auf 3,25 Prozent. Trotz solcher Maßnahmen schwächelt der Rentenmarkt. Normalerweise müssten die Notierungen anziehen und damit die Renditen fallen. Das Gegenteil tritt ein. Unser Bund-Future purzelt unter die Grenze von 133 Zählern. Bei zehnjährigen US-Staatsanleihen sehen wir das höchste Level seit August 2024. Diese rentieren bei 4,21 Prozent p.a. Damit misstrauen einige Investoren der Tatsache, dass die Inflationsraten bereits dauerhaft im Rückwärtsgang befindlich sind.