Wie im realen Leben liegen die in der Überschrift genannten Gefühlserlebnisse auch an der Börse eng beieinander. Vor zwei Wochen wurde beim Deutschen Aktienindex die untere Begrenzung von 15.000 Punkten durchbrochen. Dabei stellte sich dieser Versuch innerhalb eines Tages als ein Fehlsignal dar. Schon wenige Zeit später arbeiten wir am Überwinden einer magischen Grenze. Dieses Mal soll es aber die nördliche Richtung sein. Am historischen Höchststand von rund 15.500 findet das Kräftemessen statt. Sollte dieser nachhaltig übertroffen werden, sind die 16.000 das folgende Etappenziel. Aus technischer Sicht sind beim Knacken von Allzeithochs erstmal alle Dämme gebrochen. Es gibt dann keine Widerstände mehr, der Himmel ist das Ziel. Eine richtige Bereinigung blieb leider aus, wir zittern uns weiter durch den Börsenalltag. Unserem DAX kommt dabei seit Wochen die geringe Technologielastigkeit innerhalb des Index zugute. Im vergangenen Jahr wurde er deswegen noch als lahme Ente verschrien, heute zählt man zur Weltelite. Dabei konnte auch die Meldung, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal mit 1,8 Prozent stärker geschrumpft ist, den heimischen Aktien nichts anhaben. Das ist die Vergangenheit, der Markt blickt immer in die Zukunft. Unterstützt wird das Ganze zusätzlich von den zunehmenden Lichtblicken bei der Corona-Pandemie. Börse hat eben deutlich mehr mit Psychologie, anstatt von Wissenschaft zu tun. Solche Effekte dürfen nicht unterschätzt werden. Wiederkehrender Mut löst Angstbarrieren, sogar das Überschwängliche kann für eine begrenzte Zeit den Gesellschaftsalltag in allen Kategorien dominieren. Rückenwind für die Bullen entfaltete der neueste Ifo-Geschäftsklimaindex. Deutschlands Unternehmer blicken demzufolge so zuversichtlich nach vorne wie seit zwei Jahren nicht mehr. Auf dieses Fundament wird aufgebaut, auch wenn Lieferkettenprobleme am Anfang noch belasten. Insgesamt spielt hier trotz etlicher Nachteile die Globalisierung ihre Trumpfkarte aus. Impulse aus nachfragetechnischer Sicht seitens China und den USA werden in Europa dringend benötigt. Unsere Aktienanteile entwickeln sich solide, korrigierte Werte aus China sowie den Emerging Markets wurden nun aufgestockt. Im technischen Niemandsland bewegt sich der DAX, zwischen 15.000 bis 15.500 brennt nichts an. Der kurzfristige Trend hängt vom Verlassen dieser Zone nach unten oder oben ab.
Gemächliche Fahrt voraus
Bei den Edelmetallen ist nach dem fulminanten Comeback eine Verschnaufpause angesagt. Diese ist immer gesund, bildet den Boden für den kommenden Kraftakt nach oben. Gold wirkt von der Verfassung her etwas lebendiger. Jetzt stehen bereits 1.900 USD in Schlagdistanz. Für die Überwindung sind mehrere Anläufe, nicht auszuschließen. Silber kämpft mit 28 USD. Hier hat sich die Stimmung unter den Terminmarktprofis etwas eingetrübt. So eine Entwicklung begrüße ich stets. In der Normalisierung oder Skepsis steckt die Kraft für künftige Zugewinne. Derzeit rechnet das Silberinstitut mit einer Nachfrage von 1.033 Millionen Unzen in diesem Jahr. Ein Drittel davon geht auf das Konto der Elektronikbranche. In den Sektoren Photovoltaik, Energieversorgung sowie Automobile entsteht dabei der größte Bedarf. Im Gegensatz zu Gold entsteht bei Silber Interesse von zwei wichtigen Fronten. Die Trends sind intakt, wir bleiben an Bord. Beim Ölpreis sehen wir relative Stärke. Es ist der Verlauf einer klassischen Konsolidierung. Erst nach einem deutlichen Überbieten von 70 USD dürfen wir mit weiter steigenden Preisen rechnen. Alle Industriemetalle sollten weiterhin etwas Luft aus der entstandenen Blase ablassen.
Die Gemüter sind vorerst beruhigt
In New York startet der Versuch, den jüngsten Zinsschock zu verdauen. Mit einem Nachhall verstärkt sich die Wirkung der Beruhigungspillen seitens der amerikanischen Notenbank. Aufgeschoben ist in diesem Fall nicht aufgehoben. Die echte Probe für die zukünftige Preisentwicklung steht aus. In der jüngeren Geschichte ist die herrschende Pandemie absolutes Neuland. Beim Neustart der Wirtschaft mit den entsprechenden Nachholeffekten kann sich die Inflation verselbständigen. Während die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf entspannte 1,56 Prozent p.a. sinkt, verharrt unser Bund-Future unter 170 Zählern. Wir bleiben auf der Lauer.