Für die aktuelle Nachrichtenlage halten sich die globalen Aktienmärkte extrem gut. Der Trend ist dein Freund. Hohe Kursgewinne ziehen neue Anleger an, wie das Licht die Motten. Das Interesse für Dividendentitel nimmt spürbar zu. Menschen, die sich geschworen hatten, nie wieder an die Börse zu gehen, wagen den nächsten Versuch. Das ist mutig, zeigt aber die Überhitzung auf. Hier haben wir es, mit massenpsychologischen Phänomenen zu tun. Je mehr Interessenten auf den fahrenden Zug aufspringen, umso weniger Käufer gibt es in der Zukunft. Eine Schwäche des Marktes ist damit vorprogrammiert. Der alles entscheidende Faktor bleibt hingegen Geld und damit ist die Liquidität gemeint. Kurse können nur klettern, wenn das entsprechende Schmiermittel vorhanden ist. An dieser Front müssen wir uns noch keinerlei Sorgen machen. Niedrigzinsen sowie die auf Hochtouren laufende Gelddruckmaschine schaffen die bestmögliche Versorgung. Wegen Corona wird ein Großteil dieser Mittel in der realen Wirtschaft noch nicht gebraucht. Zwangsläufig suchen dann die Kapitalinhaber nach Investitionsmöglichkeiten. Fast jeder Teilmarkt hat sein Fett wegbekommen. Dort wo sich die Kapitalströme zuletzt konzentriert haben, bildeten sich gefährliche Fahnenstangen im Chart und dadurch Spekulationsblasen. Solche Übertreibungen werden immer bereinigt, dies ist ein Börsengesetz. Der Zeitpunkt dafür ist leider nicht bestimmbar. Meistens gibt es einen Anlass, einen Nadelstich, der dieses Ereignis auslöst. Dann wollen alle zur gleichen Zeit durch die eine Tür, die Implosion ist perfekt. Einige Werte der Hochtechnologie müssen in den kommenden Monaten 30 bis 50 Prozent Luft ablassen. Dieser Rückbau ist gesund, wurde bei einigen wenigen Adressen bereits absolviert. Das hierbei freigewordene Geld fand einen neuen Hafen bei den Aktien der alten Industrien. Langweilig klingende Unternehmen, genannt seien General Motors oder General Electric, steigen wie Phoenix aus der Asche. Mit diesen Umschichtungen werden bisher größere Verluste in den Indizes vermieden. Die Kursrückgänge der letzten Highflyer gleichen sich durch Zugewinne der Dinosaurier aus. Über all diesen taktischen Verzerrungen liegt weiterhin der nicht einzuschätzende Schleier der Pandemie. Jederzeit könnte eine zunehmende Kontrolle über das Virus zu regelrechten Kursexplosionen führen. Auf der anderen Seite reicht eine zusätzliche schlechte Nachricht zu Impfstoff oder Mutation aus, um ein kurzfristiges Desaster anzurichten. Hochstehende Märkte sind für Hiobsbotschaften wesentlich anfälliger. Zudem ist das heutige Chance-/Risikoverhältnis mit 3 zu 6 nicht optimal für eine Komplettinvestition des Depots. Wir müssen weiterhin auf Sicht fahren. Geduld ist die wichtigste Eigenschaft eines Börsianers und diese brauchen wir genauso auf der Oberseite. Mit Beginn des Frühjahrs liegt auch noch eine typisch schwache Börsenzeit vor uns.
Spannende Ansätze
Nach dem Kurzfristschock befinden sich die Edelmetalle auf Orientierungssuche. Wichtige Unterstützungszonen wurden behauptet, es wäre die Voraussetzung für ein Comeback. Aus technischer Sicht ist trotz des herben Abrutschens kein Porzellan zerschlagen worden. Gold sollte 1.800 USD sowie Silber 24 USD verteidigen. Die Aufwärtstrends sind intakt. Mittlerweile läuft die Korrektur hier bereits seit August 2020. Für Edelmetalle sind solche langen Pausen eine typische Begleiterscheinung. Der Ölpreis rennt erneut nach Norden, eine Pause wäre angebracht. Im Anschluss könnte der langersehnte Angriff auf die Marke von 60 USD erfolgen.
Still ruht der See
Mit stoischer Ruhe ziehen die Kurse an den Anleihemärkten ihre Kreise. Es gibt noch überhaupt keine Signale oder Trendansätze. Vom Gefühl her ist dieser riesengroße Markt nicht existent. Trotzdem bleibt die tägliche Kontrolle unerlässlich, ein Ignorieren wäre fahrlässig. Der Bund-Future ist derzeit zwischen 177-178 Zählern gefangen.