Nun liegt ein bewegter Oktober hinter uns. Vorerst konnten wir keine Trendwende erleben, aber mussten auch keinen Crash ertragen. Die zuletzt begonnene Bodenbildung wurde jäh durch das Ausbrechen des nächsten Konflikts unterbrochen. Normalerweise beginnt jetzt die statistisch erfolgreichste Börsenzeit des Jahres. Oft fand diese dann eine Fortsetzung bis in das darauffolgende Frühjahr. Natürlich stehen die Vorzeichen zum jetzigen Zeitpunkt etwas anders. Trotz aller Schwarzmalerei gibt es hin und wieder aufmunternde Neuigkeiten. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich gebessert. Hier ist der ifo-Geschäftsklimaindex während des Oktobers im Vergleich zum Vormonat angestiegen. Damit zeigten die Unternehmer eine etwas größere Zufriedenheit mit den laufenden Geschäften. Zudem strahlten die befragten Manager einen geringeren Pessimismus für die Zukunft aus. Ein Silberstreif am Horizont wäre erkennbar. Selbstverständlich spielen sämtliche Preisdaten eine entscheidende Rolle für die Aktienmärkte. Mit dem Rückgang vieler Inflationstreiber steigen berechtigte Hoffnungen auf ein Ende des Zinserhöhungszyklus. Von Interesse bleibt die Bewertungskomponente bei den Aktiengesellschaften. Zahlreiche zyklische Firmen sowie Werte der alten Industrien notieren auf Mehrjahrestiefs und stellen bei fundamentaler Betrachtung echte Schnäppchen dar. Beim Abmildern eines Gefahrenherdes treten die erwähnten Fakten wieder in den Vordergrund. Größere Impulse sind bei der abendlichen Rede von Jerome Powell (FED-Notenbankchef) möglich. Die Spannung steigt. Beim Messen der Anlegerstimmung erreichen wir den Bereich der extremen Angst. In so einem Umfeld treten die Kurse früher oder später eine Erholung an.
Sicherheitskäufe bleiben ein Thema
Ende vergangener Woche konnte Gold für einen Moment die magische Grenze von 2.000 USD pro Feinunze überwinden. Das Ganze gelang im Umfeld äußerst robuster US-Wirtschaftsdaten. So wuchs das amerikanische Bruttoinlandsprodukt um unglaubliche 4,9 Prozent in der Hochrechnung für das laufende Jahr. Vor einiger Zeit hätte so eine Kennzahl die Edelmetallpreise zum Einsturz gebracht. Mit einer starken Wirtschaft geht die Angst vor zusätzlichen Zinserhöhungen einher. Diese sind in der Regel Gift für Gold & Co. Insgesamt ist die relative Stärke gegenüber solchen Neuigkeiten ein gutes Zeichen. Natürlich finden auch weiterhin Angstkäufe wegen der unüberschaubaren Kriegsentwicklungen statt. Einfluss auf die kurzfristige Preistendenz gehen außerdem vom heutigen Statement des amerikanischen Notenbankchefs aus. Gelingt Gold das nachhaltige Überbieten von 2.000 USD steht ein kräftiges Kaufsignal ins Haus. Trotz des schwelenden Krieges im Nahen Osten legte der Ölpreis zuletzt verstärkt den Rückwärtsgang ein. Die Börse hat wie immer ihre eigene Logik und schaut in die Zukunft.
Europa bekommt seine Zinspause
Endlich verstanden die Notenbanker der Europäischen Zentralbank die Signale des Marktes. In Zeichen größter Unsicherheit nahmen sie den Fuß vom Zinspedal. Nach zehn Leitzinsanhebungen hintereinander war nun Schluss. Damit geraten die Rentenmärkte in ruhigeres Fahrwasser. Der für Deutschland maßgebliche Bund-Future verharrt über 128 Zählern. Am heutigen Abend kommt es dann zur Zusammenkunft der amerikanischen Kollegen. Weit über 90 Prozent der Experten gehen hier ebenfalls von keiner weiteren Zinsanhebung aus. Es wäre die zweite Atempause am Stück. Unterstützung für dieses Szenario erfolgte von den jüngsten Preisdaten. Dort zeichnet sich eine Fortsetzung der Inflationsabschwächung ab. Mittlerweile bekommt das Lager der Vertreter regen Zulauf, die ohnehin von keiner weiteren Leitzinserhöhung in den USA ausgehen. Als Kompromiss könnten aber die aktuell erreichten Zinsniveaus für einen längeren Zeitraum beibehalten werden. Demzufolge erwarten wir die erste Zinssenkung im Jahre 2024 zu einem späteren Zeitpunkt.