Deutschland blamiert sich beim Thema Corona bis auf die Knochen, die Welt schaut kopfschüttelnd oder mitleidig zu. Trotz aller kurzfristiger Perspektivlosigkeit konnten die jüngsten Beschlüsse den Deutschen Aktienindex noch nicht umhauen. Natürlich bewegen wir uns weiterhin auf sehr dünnem Eis, das Gefühl vom Gang über ein Minenfeld scheint der passendste Vergleich. Eine gesunde Vorsicht bleibt für die kommenden Wochen ratsam, dafür wird die noch vorhandene Liquidität bereit gehalten. Zu den vielen ökonomischen Fragezeichen gesellt sich nun die neue Unsicherheit über die politische Konstellation. Aufgrund des Vertrauensverlustes kassiert die Fraktion CDU/CSU in den Meinungsumfragen eine historische Klatsche. Damit ist die Wahlwette eröffnet. Wer kann alternativ das Land nach der Pandemie wirtschaftlich wieder auf die Beine stellen? Eine große Auswahl an notwendiger Expertise sehe ich nicht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ergibt sich ein anderweitiges Szenario in den Vereinigten Staaten. Gemäß den jüngsten Äußerungen seitens der Notenbank erreicht die US-Wirtschaft das Vor-Corona-Niveau bereits Ende dieses Jahres. Wieviel dieser Annahme steckt bereits in den Kursen? Amerikanische Aktien sind alles andere als billig. Hier müssen Realität und Erwartung behutsam in Einklang gebracht werden. Dieser Spagat wird eine Herausforderung. Rückenwind bekommen wir an dieser Stelle vom Halbleitermarkt. Dieser entwickelt sich in einer digitalen Welt zum brauchbarsten Konjunkturindikator. An der Wall-Street verfestigt sich die Meinung, dass der jetzige Zyklus an Fahrt aufnimmt. Insgesamt bleibt eine ausreichende Liquiditätsversorgung die Achillesferse des gesamten Aktienmarktes. In Europa können wir diesbezüglich entspannter sein. Die USA geben den Takt bei Zinsen und Geldmenge vor, wir ziehen mit monatlicher Verspätung nach. Darauf gilt mein wichtigstes Augenmerk.
Lebenszeichen der Edelmetalle/Öl bricht ein
Gold kann bis jetzt die wichtige Unterstützung von 1.700 USD verteidigen, die schlechte Stimmung sowie die erneut zunehmenden Unsicherheiten helfen dem Preis. Nach wie vor signalisieren die Minenaktien mit ihrem Verlauf die Chance auf ein Comeback. Des Weiteren lassen zum ersten Mal seit Wochen die Verkäufe am Terminmarkt nach. Anders gelagert ist die Ausgangssituation bei Silber. Vollkommen unlogisch bleibt der Druck über die Terminmärkte bestehen. Dabei verhält sich Silber im möglichen Inflationsumfeld besser. Zudem wird das Metall in unzähligen ökologischen Anwendungen als Rohstoff verwendet. Außergewöhnliche Eigenschaften (Leitfähigkeit, Lichtreflektion) bieten Alleinstellungsmerkmale. Auf längere Perspektive wird die Produktion mit der Industrienachfrage nicht mithalten können. Wegen steigender Allgemeinrisiken geben wir auch bei Schwäche keine Stücke aus der Hand. Öl hat die jüngste Übertreibung, schmerzhaft zu spüren bekommen. Über 10 Prozent beträgt der Abschlag vom letzten Hoch. Viele Augen richten sich auf Saudi-Arabien. Die dortigen Kassen sind klamm, was zu einer Ausweitung der Fördermenge führen könnte. Dem Ölpreis würde das nicht gut tun. Jetzt ist Abwarten angesagt, die Bodenbildung sollte über 60 USD gelingen.
Die Federal Reserve stellt sich
An den amerikanischen Zinsmärkten ist die Anspannung, an allen Ecken zu greifen. Die US-Notenbank lenkt ein. Mit einer Regeländerung zwingt sie indirekt die Geschäftsbanken zum Verkauf von Staatsanleihen im hohen dreistelligen Milliardenbereich. Von dieser Seite wird Druck auf die Anleihemärkte ausgehen, die Renditen steigen. Das schnellere Erstarken der einheimischen Konjunktur bringt die Notenbanker in die Bredouille. Im Gegensatz dazu will die EZB aus allen Rohren feuern. Der Ankauf von Anleihen im unbegrenzten Umfang soll die Renditen unten halten. Dementsprechend relaxt regiert bisher der Bund-Future. Trotzdem gebührt diesen Entwicklungen unsere vollste Aufmerksamkeit.