Das neue Jahr ist jung, zeigt aber bereits deutlich, dass zahlreiche Herausforderungen den zukünftigen Weg begleiten. Während die Pandemie, ausschließliches Thema der letzten 24 Monate, etwas an Schrecken verliert, ziehen zwei ungewohnte Gewitterwolken auf. Ein langjähriger Begleiter erwartet uns aus meiner Sicht mit dem „Schreckgespenst“ Inflation. Dabei geht die Mehrzahl der Marktkommentatoren nur von einem temporären Phänomen aus. Dies ist durchaus verständlich, sind sie doch in ihrem Alter, nie bewusst einer Inflationsphase ausgesetzt gewesen. Ein Blick in die Geschichtsbücher würde Abhilfe schaffen. In fast allen Fällen erscheint die Teuerung wie ein Phantom, verschwindet aber nicht einfach wieder. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Dahinter verbergen sich tiefgreifende Prozesse, die in eine Art Spirale münden. Der eine Stein stößt den nächsten an. Zwischendurch kann es zu Atempausen kommen, danach erfolgt ein weiterer Schub. Vor allen Dingen in Deutschland zucken wir beim Wort Inflation ängstlich zusammen. Auf Grund unserer Erfahrungen in der Historie ist dies sogar nachvollziehbar. Trotzdem ist eine entscheidende Differenzierung unerlässlich. Nicht die Inflation an sich schadet der Börse oder Wirtschaft. Es ist der Kampf der Notenbanken gegen den Preisanstieg in Form von Zinserhöhungen, der schlussendlich zu Verwerfungen führt. Steigende Zinsen verteuern den Faktor Geld, es steht in Zukunft einfach weniger Liquidität für Aktienkäufe zur Verfügung. Ab einer bestimmten Zinshöhe wird es zudem für Investoren attraktiver sowie risikoärmer, in sparähnliche Anlageformen zu wechseln. Mit so einer Konkurrenz bleibt ebenso weniger Geld für die Börse übrig. Inflation selbst ist nicht schädlich, sie ist die wichtigste Triebfeder des kapitalistischen Systems. Ohne Preissteigerungen würde kein Unternehmer auf dem Planeten investieren. So kurios es klingt, die erste Zinserhöhung der US-Notenbank, sollte schnellstmöglich über die Bühne gehen. Börse ist Psychologie, liebt damit klare Fakten. Schon mehrmals habe ich es persönlich erlebt, dass Aktien mit den frühen Anhebungen zunächst gut leben können. Im späteren Stadium mit Zinssätzen von 4 bis 6 Prozent p.a. wird es dann natürlich für Dividendentitel wesentlich schwieriger, bis dahin wird einige Zeit vergehen. Als wäre das nicht genug, schwelt der Konflikt in Osteuropa neuerlich hoch. Ein drohender Krieg verbreitet selbstverständlich vielgefächerte Horrorvorstellungen. Kurzfristig können bei tatsächlichem Ausbruch alle Dämme brechen. Trotzdem sollte deswegen nicht alles zum Verkauf gestellt sein. Panik ist ein Gefühl, dadurch nie ein guter Ratgeber. Bei einem Crash, bei dem kein Mensch genau weiß, ob oder wann er kommt, ist Durchhalten angesagt. Wir sind keine Militärstrategen, eine seriöse Einschätzung der Lage ist unmöglich. Optimale Verkauf- und Kaufzeitpunkte funktionieren nicht, fordern nur das Glück heraus. Mit unserer derzeitigen Streuung in deutsche Aktien, China, Gold, Silber, steigende Zinsen sowie der Barreserve sind wir bestmöglich aufgestellt. Bei einem Knall würden die Depots leiden, die beschriebene Aufteilung federt das Ganze ab. Mit der vorhandenen Liquidität könnten wir auf Einstiegskurse reagieren. In so einer Zeit ist es besser, nicht so oft auf die Kurse zu schauen, das schont die Nerven. Wie kaltblütig beziehungsweise verrückt Börse mit Kriegen umgeht, will ich an einem Beispiel zeigen. Aus Angst vor dem Ausbruch kamen die Notierungen 1939 permanent zurück. Als dann wirklich die ersten Schüsse fielen, knallten die Kurse nach oben. Sie stiegen bis weit in den Sommer 1940 hinein. Erst als klar war, dass dieser Krieg kein kurzfristiges Ende findet, ging die Börse auf Tauchstation.
Weiter keine Krisenwährung
Die Eigenschaft als „Sicherer Hafen“ in unruhigen Zeiten müssen die Edelmetalle hart zurück erkämpfen. Bisher gilt dies nicht. Höhere Zinsen drücken auf die Gemüter, der Schaden hält sich derzeit in Grenzen. Öl kennt keine Schwäche, marschiert Richtung 90 USD. Hier ist das nächste Ziel.
Renditen sorgen für Unsicherheit
Hierzulande rutscht der Bund-Future unter 170, unsere Zinsanlage profitiert davon. Am US-Markt winken bald 2% p.a. auf 10 Jahre, dann sollte eine Verschnaufpause möglich sein.