Obwohl der Pessimist der einzige Mist ist, auf dem nichts wächst, hat das entsprechende Lager erneut die Überhand gewonnen. Auf Grund der Nachrichtenlage ist dies auch kein Wunder. Wir Menschen werden von Emotionen regiert, an der Börse ist es nicht anders. Wer derzeit den Fernseher einschaltet, die Zeitung oder das Internet liest, könnte jeglichen Lebensmut verlieren. Gerade jetzt ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren, in zukünftigen Wahrscheinlichkeiten zu denken. Ein Blick in die Geschichtsbücher wirkt unterstützend. Heute gibt ausschließlich der Krieg mit seinen zahllosen Konsequenzen den Takt für den Tag vor. Kein Mensch kann wissen, wie und wann das Desaster zum Schluss kommt. Trotz allem Elend gibt es keine politische Gallionsfigur auf dem Planeten, die mit Stärke, Erfahrung, Ausstrahlung und Weitblick den unsäglichen Konflikt schnell zum Ende bringt. Je länger das Ganze dauert, umso unschätzbarer werden die Folgen für alle Menschen sein. Die Furcht vor einer Rezession schleicht in die Knochen der Investoren. Bei diesem Begriff verfallen etliche Marktteilnehmer in eine Schockstarre. Doch was steckt hinter dem Unwort? Eine Rezession existiert dann, wenn die Wirtschaftsleistung eines Landes in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen sinkt. Nach 32 Jahren im Geschäft kann ich dabei nur noch mit der Schulter zucken. Eine Rezession ist vollkommen normal, gehört zum Kapitalismus und bedeutet nicht den Weltuntergang. Oft steigen Aktienpreise sogar vor oder während so einer Phase. Börsianer schauen nicht auf heute, sondern bis zu einem Jahr voraus. Solange die Inflationsrate so deutlich über der momentanen Verzinsung liegt, muss uns nicht bange werden. Zu Aktien gibt es dann keine brauchbare Alternative. Wir bleiben eng am Geschehen und reagieren bei maßgeblichen Änderungen.
Edelmetalle mit starker Behauptung
Trotz hoher Inflationsdaten sowie Zinsanstieg konnten Edelmetalle sogar zulegen. Das ist ein starkes Zeichen. Kommt es hier zum Umdenkprozess? Mit dem Krieg kehren Ängste vor wertlosem Papiergeld zurück. Stark negative Realzinsen sorgen zudem für Kaufkraftverlust und schleichender Enteignung der Ersparnisse. Aus solchen Beweggründen entstehen neue Käuferschichten. Im technischen Bild gibt es keine Fahnenstangen, also keine Übertreibungen. Der Trend sieht gesund aus. Deswegen kippen mehrere Analystenhäuser, die seit Ewigkeiten pessimistisch für Gold & Co waren, in ihren Meinungen um. Goldman Sachs sieht jetzt Gold bei 2.500 USD in 2022. Auf Sicht sollten wir nach meiner Einschätzung noch höher stehen. Öl konsolidiert um die 100 USD, es bleibt der hektischste Preis im Bann des Konflikts. Bei einer Entspannung in Osteuropa winkt der Rückwärtsgang.
Käuferstreik am Rentenmarkt
Mit 7,3 Prozent p.a. sind die Verbraucherpreise in Deutschland in die Höhe geschossen. Nur vor der Wiedervereinigung und 1981 infolge des Ersten Golfkrieges standen ähnliche Ausreiser in der Statistik. Damit wächst der Druck auf die Anleihebesitzer. In den vergangenen 13 Jahren flossen unglaubliche Beträge in diese Anlageklasse. Dort baute sich eine der größten Spekulationsblasen aller Zeiten auf, die in einen Bund-Future von über 178 Punkten mündete. Nun notieren wir bei 154. Es ist weiterhin genügend Luft im Ballon, die in Zukunft abgelassen wird.
In eigener Sache
Trotz der widrigen Umstände wünsche ich Ihnen geruhsame Osterfeiertage im Kreise Ihrer Lieben. Wegen der Ferien wird die Kolumne in der kommenden Woche entfallen. Die nächste Ausgabe erscheint dementsprechend am Mittwoch, den 27.04.2022.