Der statistisch schlechteste Börsenmonat ist mit dem Ablauf des Septembers Geschichte. Pünktlich zum Start in den Oktober versuchen die Aktienmärkte ein Comeback. Im letzten Quartal eines Jahres können erhebliche strategische Operationen von großen Investmentadressen erfolgen, auch mitten in einem Krieg. Fondsgesellschaften sitzen auf Tonnen von Cash, die angelegt werden wollen. Trotz Zinsanstieg ist der Anlagenotstand nicht beseitigt. Mit dem Schwung der vergangenen Tage eroberte der Deutsche Aktienindex die 12.000-Punktemarke zurück, liegt derzeit sogar über der wichtigen Unterstützung von 12.400. Das ist eine Ansage. Ob diese nachhaltig ist, kommt sogleich auf einen harten Prüfstand. Bald beginnt die Berichtssaison der Unternehmen zum 3. Quartal. Es dürften die spannendsten Veröffentlichungen der letzten 14 Jahre sein. Welche Aktiengesellschaft und welcher Firmenlenker kommen wie durch die herausforderndste Zeit seit dem 2. Weltkrieg? Dabei sollten positive Überraschungen aber auch zahlreiche Gewinnwarnungen auf der Tagesordnung stehen. Zweistellige prozentuale Kurssauschläge stellen dann die logische Konsequenz dar. Natürlich stochern Chefs sowie Analysten im Nebel, zu viele Unbekannte lauern in unserer momentanen Situation. Wie immer kommt es nicht auf die Nachricht an sich an, sondern auf die Reaktion des Marktes. Über alledem schwebt das Damoklesschwert der Politik. Eine Deeskalation scheint durch die gerade stattfindenden Aktionen und Reaktionen beider Lager nach wie vor in weiter Ferne. In der Theorie wächst sogar die Gefahr unkontrollierbarer Entwicklungen. Innerhalb so eines Rahmens, ist der komplette Verzicht auf eine Barquote für Zukäufe schwer zu rechtfertigen. Trotzdem besteht aufgrund des riesigen Pessimismus seitens der Investoren, der zum Teil niedrigen Bewertung sowie hoher Cashbestände die Möglichkeit einer längeren Erholungsphase. Ob es zu einer Art Trendwende reicht, wird täglich zu bewerten sein. Vorkommnisse wie ein Atomschlag oder eine Ausweitung der Kriegshandlungen auf neue Gebiete dürfen dabei natürlich nicht zur Realität werden. Dies würde zwangsläufig zu Panik führen verbunden mit unabsehbaren Konsequenzen. Dass Kurse trotz Aussichtslosigkeit klettern können, zeigte eindrucksvoll die Zeit nach dem Zusammenbruch des DAX infolge des Corona-Schocks.
Totgeglaubte leben länger
Da traute man seinen Augen kaum. Aus dem Stand schossen die geschassten Edelmetalle in einen vorerst kleinen Himmel. Gold holte vom Tief rund 100 USD auf, notiert immerhin erneut über der Unterstützungsgerade von 1.680 USD. Prozentual wurde das Ganze vom Silberpreis noch überboten. Fast sagenhafte 9 Prozent Zuwachs standen am Montag auf der Agenda. Sinkende Renditen verbunden mit einem schwächeren US-Dollar sorgten für Kauflaune. Zusätzlich mussten zahlreiche Short-Spekulanten (Wetten auf fallende Kurse) ihre Positionen eindecken, was zusätzlichen Aufwärtsdruck auslöste. Andere Rohstoffe wie Öl folgten in Sippenhaft mit anziehenden Notierungen. Wenn Hoffnungen, seien sie auch noch so klein, auf überverkaufte Märkte treffen, gibt es heftige Bewegungen.
Stopp beim Zinsanstieg
Immer deutlicher wird die Kritik von außen an der amerikanischen Notenbank. Ihr rigoroser Kurs bringt alle Märkte aber auch die Volkswirtschaft zum Wanken. Ausgerechnet ein schwächerer Einkaufsmanagerindex in den USA stoppte den jüngsten Höhenflug bei den Zinsen abrupt. Hier deutet sich eine Abschwächung der US-Konjunktur an, was sofort die Fantasie auf eine weniger aggressive Zinspolitik auslöste. Bei zehnjährigen Staatsanleihen in den USA gab es einen merklichen Renditeschwund von rund 4 Prozent p.a. auf unter 3,60 Prozent p.a. Für Spannung ist also bei den nächsten Bekanntgaben zur Verfassung der amerikanischen Wirtschaft gesorgt. Jede Enttäuschung würde gefeiert, die Börse verkörpert ihre eigene Logik oder Unlogik.