Am zurückliegenden Donnerstag erhöhte die Europäische Zentralbank zum zehnten Mal in Folge den Leitzins auf nunmehr 4,50 Prozent. Mit diesem Schritt rechnete ein Großteil der Marktteilnehmer. Demzufolge setzten die Aktien zu einer Erleichterungsrallye an. Hier fehlte dann die notwendige Breite oder die Substanz. Abgaben auf hohem Niveau ließen die Notierungen etwas abrutschen. Es bleibt technisch eine riesengroße Herausforderung, aus dem Stand von einem Rekordlevel, die nächste Aufwärtsbewegung zu starten. Im Verlauf der Geschichte ist dies nur absolut selten gelungen. In fast allen Fällen brauchte es erst einen deutlicheren Rücksetzer für das Schwungholen zur folgenden Etappe. Eine Achillesferse bleiben in erster Linie die Terminmärkte. Dort wird auf spekulative Weise die kurzfristige Zukunft gehandelt. Zum jetzigen Zeitpunkt erreichen solche Wetten der Zocker genau den gleichen Wert, wie der gesamte „echte“ Aktienmarkt abbildet. Bei den direkten Investments in Aktien überwiegen natürlich die langfristig orientierten Investoren. Hier ist in gewisser Weise ein Pulverfass entstanden. Aus markttechnischer Sicht bedarf es einer Bereinigung. Im allerbesten Fall kann durch ein anhaltendes Seitwärtsgeschiebe so eine Konstellation entschärft werden. Unter Umständen bedarf es eines Anstoßes von außen für die Auflösung des Knotens. Indes halten die schlechten Konjunkturnachrichten an. Unsere deutsche Verarbeitungsindustrie büßt fortgesetzt an Aufträgen ein. Besonders hart trifft es die Automobilbranche und den Maschinenbau. Einen kleinen Hoffnungsschimmer bildet die Auftragsreichweite von 7,2 Monaten ab. Alles führt dazu, dass mittlerweile 75 Prozent der Experten von einer Rezession in Deutschland ausgehen. Trotzdem werden die Aktienmärkte in näherer Zukunft eine Zinssenkungsfantasie sowie den deutschen Regierungswechsel (2025) positiv bespielen. Wir bleiben bei der Barquote und investieren erst bei Schwäche.
Aufatmen bei den Edelmetallen
In den Vereinigten Staaten sorgte die Veröffentlichung der Verbraucherpreise für gemischte Gefühle. Nach einigen Rückgängen zog die Teuerung nun wieder an. Gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise stellten hierfür die Haupttreiber dar. Die Kernrate der Inflation, bei der die soeben erwähnten, stark schwankenden Komponenten herausgerechnet werden, sank hingegen. Dies sorgte für ein gewisses Aufatmen. Folglich kehrte die Kauflust bei den zinssensitiven Edelmetallen zurück. Neben institutionellen und privaten Investoren zählen Notenbanken zu den eifrigsten Käufern am Goldmarkt. Der jüngste Bericht des World Gold Council untermauert solche Vorgänge mit Zahlen. Als fleißigster Sammler des seltenen Metalls ist die chinesische Zentralbank bekannt. Aber während des dritten Quartals sorgten obendrein die Notenbanken aus Polen, Indien, Usbekistan und Tschechien für eine robuste Nachfrage bei Gold. Angst vor Stagflation (stagnierende Wirtschaft bei hoher Inflation) oder anhaltende geopolitische Spannungen führen zur Flucht in den „Sicheren Hafen“. Auch bei der Bewertung können Edelmetalle punkten. So weisen die entsprechenden Minenaktien oder auch die Rohstoffe selbst im Vergleich zu US-Aktien historisch niedrigste Kennzahlen auf. Beim Ölpreis verfestigt sich die starke Tendenz. Nun gerät sogar die magische Grenze von 100 USD pro Barell in Sichtweite. Der Trend ist dein Freund. Satte Gewinne ziehen neue Käufer an. Angebotsknappheit verbunden mit Befürchtungen vor Preissteigerungen im Winter treiben die Kurse.
Jetzt ist die FED an der Reihe
Am heutigen Mittwoch treffen die Verantwortlichen der amerikanischen Notenbank zu ihrer nächsten Sitzung zusammen. Durch eine geringer ausgefallene Kerninflationsrate in den USA steigt die Hoffnung auf eine Zinspause. Ansonsten gehen zahlreiche Marktbeobachter dann von einer letzten Zinserhöhung aus. An den Rentenmärkten, die eine Abbildung der langen Laufzeiten darstellen, steigen die Renditen indes weiterhin an. Zehnjährige US-Staatspapiere warten mittlerweile mit 4,35 Prozent p.a. auf. Damit sehen wir ein Mehrjahreshoch. Bei unserem Bund-Future lösen die nachgebenden Anleihekurse einen Rutsch unter die Grenze von 130 Punkten aus. Solche Zahlen liefen seit einer gefühlten Ewigkeit nicht über den Schirm. Zumindest befinden wir uns jetzt in der Nähe des Zinshochs.