An den Aktienmärkten ist das Wort Schwäche seit langer Zeit von der Bildfläche verschwunden. Wenn die Masse einmal in Bewegung gekommen ist, kann sie über lange Zeiträume ohne Wenn und Aber in nur eine Richtung laufen. Fundamentale Daten spielen keine Rolle mehr. Wunschdenken sowie Realität bilden eine zunehmend auseinanderlaufende Schere. Solche Prozesse können getrieben durch Gier oder Euphorie sogar über ein Jahr anhalten. Die besten Vergleiche datieren aus den Jahren 1987 und 2000. Damals katapultierte die Spekulationswut der Anleger die Kurse senkrecht in den Himmel. Es gab keine Grenzen. Immer wieder wurden neue Argumente für noch höhere Kurse gefunden. Im Alltag zieht das Licht die Motten an. An der Börse geht sinnbildlich die größte Anziehungskraft von erzielten Rekorden aus. Steigende Kurse locken immer größere Teile des Publikums in den Markt. Dieses Spiel dauert so lange an, bis einer der beiden Haupteinflussfaktoren wegbricht. Entweder geht den Börsianern sprichwörtlich das Geld aus oder die Stimmung dreht durch einen externen Blitzeinschlag. Für den erstgenannten Grund spielt die Geldmenge die alles entscheidende Rolle. Hier gibt es bereits besorgniserregende Signale. Durch die etlichen Zinserhöhungen befindet sich die Geldmenge bereits seit Monaten auf dem Rückzug. Dementsprechend werden in der kommenden Zeit, irgendwann keine Mittel mehr für Aktienkäufe zur Verfügung stehen. Spätestens dann kippt auch die Laune unter den Aktienbesitzern. Natürlich kann der geschilderte Prozess auch jederzeit durch eine schlechte Nachricht seine Auslösung finden. So funktioniert die Börse seit 400 Jahren. Besonders gefährlich für so ein Szenario wären die Monate September und Oktober. In diesen Zeiträumen gingen in der Historie die markantesten Kurseinbrüche über die Bühne. Wir bleiben auf der Hut, auch wenn die Party eine Fortsetzung findet. Mit der vorhandenen Liquidität würde bei einem Einbruch auf die Käuferseite gewechselt.
Erneutes Kräftesammeln steht auf der Tagesordnung
Für die Edelmetalle geht es nach dem Angriff Richtung Norden vorerst den berühmten Schritt zurück. Folglich findet nach dem kurzen Anspringen gleich eine Konsolidierung statt. Mit Argusaugen blicken Edelmetallinvestoren auf die am Mittwoch beziehungsweise Donnerstag anstehenden Notenbanksitzungen. Größere Ausschläge stehen je nach Verlautbarung im Raum. Im besten Fall erfolgt in den USA die letzte Zinserhöhung. Damit würde ein großer Belastungsfaktor verschwinden.Ein weiterer unterstützender Aspekt aus China erreichte das Licht der Öffentlichkeit. Neben der ohnehin robusten Nachfrage für Gold durch die dortige Zentralbank, blüht das chinesische Konsuminteresse am gelben Metall endlich auf. Im ersten Halbjahr stieg die maßgebliche Kennzahl um mehr als 16 Prozent auf fast 555 Tonnen. Vorerst ist es der OPEC gelungen, ihren wichtigen Ölpreis zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Die Förderkürzungen zeigen ihre Wirkung. Mit dem Überbieten von 80 USD liegt ein Kaufsignal in der Luft.
Zinsentscheidungen rücken in den Fokus
Selten sind alle Experten einer Meinung. Für die Zusammenkunft der Federal Reserve am heutigen Abend (20.00 Uhr MEZ) gehen einhundert Prozent der Marktbeobachter von einer Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte aus. Am morgigen Donnerstag sollte die Europäische Zentralbank die gleiche Größenordnung folgen lassen. Darauf sind die Märkte vorbereitet. Wie geht es danach weiter? In den USA steigen die Hoffnungen, dass es sich um den letzten Zinsschritt handeln könnte. Dies ist bisher keine ausgemachte Sache. Deswegen gilt der anschließenden Pressekonferenz das größte Gehör. In Europa sollte bis zum Jahresende noch mindestens eine weitere Anhebung der Leitzinsen im Raum stehen.
In eigener Sache
Vom 31.07. bis 11.08.23 werde ich meinen Urlaub verbringen. In dringenden Fällen bin ich immer für Sie erreichbar. Die nächste Kolumne erscheint am Mittwoch, den 16.08.23.