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Hektik bestimmt den Alltag

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Seit der letzten Kolumne ist zahlentechnisch bei den Indizes bis Montag unter dem Strich nichts Wesentliches passiert. In einer Bandbreite von 13.800 bis 14.600 Punkten bewegte sich unser Deutscher Aktienindex. Bei genauerer Betrachtung täuscht die trügerische Ruhe. Nervosität sowie Schwankungsbreite steigen stark an. Kurzfristige Orientierung ist in solchen Zeiten unmöglich. Zwei Jahre schaffte es Corona täglich auf die Titelseiten der Gazetten. Seit über 60 Tagen ist das Ganze vom Krieg und der Inflationsentwicklung abgelöst worden. Die Investoren finden keine Ruhepause. Beim DAX wurde unzählige Male die Marke von 14.000 Punkten getestet. Es war ein unglaublicher Kampf, der dort zwischen Bullen und Bären stattfand. Hier wurde gestern die Tendenz für die folgenden Tage entschieden. Vieles spricht für einen nachhaltigen Bruch, mit dem es eine Etage tiefer geht. 10 Prozent weiteres Risiko nach unten sind dadurch entstanden. Natürlich kann die eine Neuigkeit alle möglichen Verläufe auf den Kopf stellen. Da wir diese nicht kennen, müssen wir von den derzeitigen Gegebenheiten ausgehen. Per heute gibt es tatsächlich keine gute Nachricht. Die beste ist, dass Aktien noch auf diesem Niveau stehen. Es gibt keinen Ansatz für Friedensverhandlungen, die Preiserhöhungen treffen Bürger sowie Unternehmer in Mark und Bein, die radikale Corona-Politik in China verschärft die globalen Lieferkettenprobleme abermals. Diese Fakten sind alle bekannt, die Märkte können sich darauf einstellen. Etliche Verkäufer, die für die Zukunft schwarzsehen, haben die Bühne bereits verlassen. Ihnen stehen natürlich immer Käufer gegenüber. Sie investieren in die Zukunft, glauben an bessere Zeiten. Zudem sehen fast alle Börsenanalysten weitere Einbrüche an den Aktienmärkten. In Deutschland werden Dividendentitel mit einem Kurs-Gewinnverhältnis von 11 bis 12 bewertet (Historischer Durchschnitt: 16 bis 18, Historisches Hoch: 30). Genau diese Fakten sichern die Märkte etwas nach unten ab. Auch wenn es jederzeit einen zusätzlichen Knall geben kann. Ich bleibe dabei, es gibt eine reale Chance, dass der DAX am Jahresende höher steht als heute. Alle Rohstoffe haben zuletzt ihre Senkrechten gebrochen. Weitere Verluste auf dieser Ebene verringern den Inflationsdruck, befeuern die Fantasie. Unsere Perspektivkäufe für die Depots wurden in mehreren Schritten seit Jahresanfang absolviert. Jetzt gilt es, innezuhalten, viel Geduld bleibt gefragt. Bei der restlichen Liquidität verbieten sich noch Neuengagements. Ich stimme Sie auf schwere Tage oder Wochen ein, echte Alternativen gibt es nicht.

Am Ausbruch gescheitert

Gold scheiterte bei 2.000 USD, Silber an 26 USD. Demzufolge rauschten die Notierungen in den Keller. Am zurückliegenden Montag passierte das Phänomen, dass wirklich alle Anlageklassen deutlich an Boden verloren. Industrierohstoffe, Edelmetalle, Kryptowährungen, Aktien, sämtliche Gattungen flogen aus den Depots, wurden zu Geld gemacht. Bei vielen Metallen bildeten sich Fahnenstangen, die nun korrigiert werden. Gold sowie Silber erfuhren keine Verschonung. Die Irrationalität der Märkte greift an allen Ecken. Jetzt gilt es, die Scherben zu beseitigen. Gold hat zumindest aus technischer Sicht die wichtige Marke von 1.880 USD verteidigt. Bei Silber sieht es mit dem Bruch von 25 USD trüber aus. Nichtsdestotrotz halten wir an den Depotbeständen wegen der fragilen Gesamtsituation fest.

Zinsen können auch fallen

Im Mai, Juni und Juli stehen die nächsten Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten an. Dabei werden die kurzfristigen Sätze um mindestens 0,5 Prozent angehoben. Erste Stimmen verlangen bereits 0,75 Prozent-Schritte. Das ist ein heftiges Tempo, die Bremswirkungen in der Realität setzen dann ab dem ersten Quartal 2023 ein. Unsere EZB verfolgt eine gänzlich andere Politik, kommt um zwei Zinsanhebungen noch in diesem Jahr nicht herum. Trotz dieser Nachrichten fielen die langfristigen Zinsen zuletzt. Zeigen die Märkte damit eine Rezession an? Es ist möglich aber nicht das Ende der Welt.

Hektik bestimmt den Alltag
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.