Eine lange nicht erlebte Unruhe prägte die zurückliegenden Tage an den Aktienmärkten. Dies war eine Frage der Zeit und stellt nichts Außergewöhnliches dar. Zuletzt stiegen zahlreiche unerfahrene Börsianer in das Marktgeschehen ein. Solche Entwicklungen konnten wir vor allen Dingen in den Vereinigten Staaten beobachten. Damit befindet sich ein erheblicher Teil von Aktien in den sogenannten zittrigen Händen. Anfang der Woche bestanden diese einen ersten Härtetest. Die neuerliche Eskalation im Nahen Osten führte bisher zu keinen Panikverkäufen. Größerer Druck ging zuletzt von den jüngsten Preisdaten in den USA aus. Hier klettern wiederholt die Verbraucherpreise. Im März liegt dort ein Anstieg um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf dem Tisch. Die für die Märkte so wichtige Zinswende in den Vereinigten Staaten erfährt damit eine empfindliche Verschiebung. Schlussendlich platzte die Zinserwartungsblase. Damit wackelt eine Säule des Aufwärtstrends. Nun müssen es die Unternehmen mit der gerade begonnenen Quartalsberichtssaison richten. Traditionsgemäß eröffnen die amerikanischen Banken den Zahlenreigen. Anfänglich überwogen dort die Enttäuschungen. Mittlerweile finden wir auch Lichtblicke. Einige Firmen aus Deutschland überzeugen mit ihren Bilanzen und den zum Teil angehobenen Ausblicken. Nichtsdestotrotz gehen die Börsen in ihre Korrekturphase. Wo dann die Böden liegen, bleibt vollkommen offen. Kurzfristig kann wegen der fragilen Weltgesamtlage alles passieren. Dafür wurde die bestehende Barquote gehalten. Wenn uns starke Kursrückgänge ereilen oder es zu einer Art Ausverkauf kommt, erfährt die Liquidität ihren Einsatz über Käufe.
Luftholen nach dem Ansturm
Bis zum Ende der vergangenen Woche gab es bei den Edelmetallen kein Halten mehr. Dabei erreichte der Goldpreis fast täglich ein neues Allzeithoch. Bis auf 2.432 USD pro Feinunze wurde die Notierung nach oben katapultiert. Im Chart ist eine Fahnenstange sichtbar. Nun sollte eine Atempause erfolgen. Zwei Schritte vorwärts und einer zurück sind der Rhythmus einer gesunden Aufwärtsbewegung. Aufgrund der erfreulichen Entwicklung beim gelben Metall, trauen sich einige Analysten ihre Meinungen zu überdenken. Die Experten von Goldman Sachs erhöhen ihr Kursziel zum Jahresende auf 2.700 USD. Trotz des Anstiegs beim Goldpreis bricht keinerlei Euphorie unter den Investoren aus. Dies ist ein gutes Zeichen. Auf Sicht sollte sogar die nächste Traummarke von 3.000 USD keine Utopie sein. Kurstreibend wirken obendrein die im Ukraine-Konflikt eingefrorenen russischen Gelder. Als Konsequenz findet eine gewisse Flucht in die Alternativwährung statt. Im Silbersektor bemerkt man eine positive Unruhe. So importierte Indien im Februar 2024 eine Rekordmenge von 2.295 Tonnen Silber, was einer Zunahme von 260 Prozent gegenüber dem Vormonat entspricht. Parallel haben Adressen aus China ungewöhnlich große Mengen bei Silberminen-Förderern geordert. Zunehmend scheint die drohende Angebotsknappheit, ihre Wahrnehmung zu finden. Jahrelange Unterinvestitionen in den Abbau des wichtigen Rohstoffs fordern ihre Konsequenzen. Öl verharrt trotz einer Ausweitung des Nahostkrieges bei 90 USD. Entsprechend der folgenden militärischen oder politischen Ereignisse in der Region können heftige Ausschläge die Folge sein.
Viele offene Fragen
Nur noch 20 Prozent der Marktteilnehmer gehen von einer Zinssenkung der Federal Reserve im Juni 2024 aus. Vor kurzer Zeit lag diese Erwartung bei 80 Prozent. Robuste Konjunktur- oder Preisdaten aus der US-Wirtschaft verhindern die erhofften Lockerungen. Mittlerweile besteht die Gefahr, dass es verspätete oder keine Leitzinsherabsetzungen im laufenden Jahr gibt. Die Anleihenmärkte vollführen dementsprechend erste Anpassungen. Folglich erlangen die Verkäufer die Oberhand. Unser Bund-Future rutscht abermals unter 132 Zähler. Für zehnjährige US-Staatspapiere laufen Renditen von bereits 4,64 Prozent p.a. über die Ticker.