Teilen
Im Westen nichts Neues

Börsenexperte Sören Weigelt berät Sie gerne rund um die Themen Börse, Aktien und Co. Schreiben Sie uns!

Es bleibt bei einer zähen und nervenaufreibenden Hängepartie. Zahlreiche Erholungen werden sofort abverkauft, deutliche Rückschläge finden restoptimistische Käufer. Am Ende steht häufig ein Nullsummenspiel. In diesem Zusammenhang setzt sich beim Deutschen Aktienindex das Gerangel um 14.000 Punkte fort. Unsere moderate Bewertung in Deutschland sorgt für eine Art Absicherung. Aufgrund der zurückliegenden größeren Blasenbildung an der Wall-Street fällt die dortige Nervosität immer noch wesentlich deutlicher aus. Ehemalige Lieblinge stürzen nach einer Gewinnwarnung oder schlechtem Zahlenwerk um 30 Prozent und mehr innerhalb eines Tages ab. Es ist der der Preis für die Übertreibung. Deswegen bleibt es vor allem in den Vereinigten Staaten bei einer komplizierten Bodenbildung. Die grassierende Angst macht das Fundament brüchig. Oft endeten derartige Abschwünge mit einem abschließenden Unfall wie Lehman Brothers. Die zweite sowie dritte Reihe der Technologieaktien wurde halbiert oder sogar gedrittelt. Auf Sicht stellt das ein interessantes Investitionsniveau dar. Bei den Großen wie Tesla, Amazon, Apple & Co befindet sich weiterhin zu viel Fleisch am Knochen. Der Abverkauf dürfte dort noch nicht vorüber sein. Zeichen der Hoffnung verkörpern zwei Neuigkeiten. Bei den Marktteilnehmern sinkt die Stimmung Richtung Eiszeit, jetzt sind wir auf einem Horrorlevel, wie vor 30 Jahren angekommen. Damit wurde die Börse von einem Großteil Verkaufswilliger bereinigt. Außerdem schlugen im laufenden Monat die Insider laut Bloomberg bei den Aktienkäufen zu. Mit einer gewissen Zeitversetzung ging davon sehr häufig ein positiver Impuls aus. Zuletzt wurden im März 2020 vergleichbare Werte gemessen. Der anschließende Verlauf ist bekannt. Bald geht der oft schwierige Mai zu Ende. Für die Anlegerpsyche verschwindet eine saisonale Belastungskomponente.

Auf den Handtuchwurf folgt Stabilisierung

Gold erreicht dieser Tage ein Zweiwochenhoch, robbt an den Widerstand von 1.860 USD heran. Ein Überbieten der Grenze wäre wichtig, ansonsten verkörpert die jüngste Stärke nur einen geringen Wert. Per heute wird Gold eher als sicherer Hafen im Vergleich zu Bitcoin & Co gesehen. Zusätzlich profitiert das Edelmetall von der einsetzenden Dollarschwäche. Die Zinserhöhungsfantasie im Euroraum löste diesen Prozess aus. An der Terminbörse sank der Optimismus der „Profis“ in den Keller, zuletzt stellte der schwarze Pessimismus immer einen hervorragenden Kontraindikator dar. Am Ölmarkt versucht die Politik verschiedene Eingriffe. Dass ein Stopp der Ölimporte aus Russland eher preistreibende Nebenwirkungen offenbart, ist ein Gesetz des Kapitalismus. Derzeit gibt es Beratungen zu einer Deckelung des begehrten Rohstoffs. Kurzfristig wirkt so eine Aussage, der Preis kommt merklich zurück. Auf Dauer scheiterten in der Historie politische Beeinflussungen kläglich.

EZB gibt dem Druck nach

Bis zuletzt hielt Frau Lagarde allen Zwängen stand. Nun wurde der Druck von der Inflationsfront zu groß. Die Europäische Zentralbank gibt die Negativzinsen auf, erwägt zwei Zinserhöhungen bis zum Ende des dritten Quartals. 7,4 Prozent Inflation p.a. innerhalb der Eurozone stellen ein zu hartes Pfund dar. Für den Sparer ist es ein gutes Zeichen. Mit Verzögerung sollten die Banken folgerichtig ihre Bestrafungen auf Geldguthaben einstellen. Damit nimmt die Zinswende auch diesseits des Atlantiks Formen an. Wir haben frühzeitig auf diesen Trend gesetzt.

Im Westen nichts Neues
Zum Autor: Sören Weigelt verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Finanzindustrie. Seine Leidenschaft ist die Börse. Bevor er die Mitteldeutsche Vermögensberatung Weigelt & Co. GmbH gegründet hat, war er von 2006 bis 2011 als Vermögensverwalter und zusätzlich zwischen 2006 und 2008 als Mitglied des Vorstandes der Adlatus AG tätig. In den Jahren 2002-2006 verantwortete er als Geschäftsführender Gesellschafter die Vermögensverwaltung in der Adlatus GmbH. Er ist Mitbegründer der Adlatus GmbH. Als Wertpapierspezialist bei der HypoVereinsbank AG in Chemnitz betreute er von 1997-2002 ein Kundenvermögen von EUR 100 Mio. Zusätzlich war er zwischen 2000 und 2002 als Leiter der Wertpapierabteilung sowie als Stellvertretender Leiter der Vermögensanlage Sachsen tätig. Er führte ein Team von 40 Mitarbeitern in verschiedenen Filialen. Eine Auszeichnung als einer der erfolgreichsten Individualkundenbetreuer erfolgte im Jahre 2000 in Form eines Auslandsaufenthalts bei der HypoVereinsbank AG in New York. Sören Weigelt begann seine Karriere nach Abschluss der Lehre zum Bankkaufmann als Kundenberater (1991-1993) und im Anschluss als Individualkundenbetreuer (1995-1997) in der Bayerische Vereinsbank AG. Sören Weigelt verfügt über einen Abschluss der Bankakademie Frankfurt/M. als geprüfter Bankfachwirt. Er ist auch Vortragsredner und Kolumnist.