Aus einer bisher nicht so ernst genommenen Richtung kam zum Ende der vergangenen Woche eine Meldung, die am Aktienmarkt Spuren hinterließ. In den Vereinigten Staaten wurden aktuelle Preisdaten veröffentlicht. Mit 4,2 Prozent stieg die Inflation im April im Vergleich zum Vorjahresmonat so stark wie seit September 2008 nicht mehr. Dafür verantwortlich waren in erster Linie die Verteuerungen bei den Energiekosten. Mit dieser Neuigkeit plumpste unser DAX auf 14.800 Punkte. Vom bisherigen Rekord sind das 700 Zähler, eine Minikorrektur. Anschlussverkäufe blieben bisher aus und so pendeln wir uns erneut unter dem Allzeithoch ein. Zuerst goss das US-Finanzministerium noch Öl ins Feuer, indem baldige Zinserhöhungen im Forderungskatalog auftauchten. Kurze Zeit später signalisierte hingegen die amerikanische Notenbank ein Festhalten an der ultralockeren Geldpolitik. Tatsächlich ist Inflation immer ein Geschenk für das System „Kapitalismus“. Ohne das Streben danach funktioniert es nicht. Unternehmer gieren zur Gewinnmaximierung nach steigenden Preisen, um diese dann an die Verbraucher weiterzugeben. Erst der Kampf gegen die Inflation in Form von Zinserhöhungen richtet Schaden an. Dabei bekommt zuerst der Aktienmarkt sein Fett weg, danach die Wirtschaft. Mit ihren gemächlichen Äußerungen zur zukünftigen Zinspolitik beruhigte die Federal Reserve die erhitzten Gemüter. Ein großer aber auch vor allem dauerhafter Schaden ist somit vorerst vom Aktienmarkt abgewendet. Nach wie vor beeindruckt die seit Monaten stattfindende, auch so konzertierte Branchenrotation. Mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz bauen Handelsprogramme Schritt für Schritt Positionen bei den überbewerteten Technologieaktien ab. Damit frei gewordene Geldmassen strömen in werthaltige Unternehmen. Deswegen bleibt bisher der große Knall, zumindest in den meisten Indizes, aus. Mit viel Fingerspitzengefühlt werden diese Transaktionen durchgeführt. Zum Beispiel müssen bei Tesla tägliche Verkäufe von bis zu knapp 40 Milliarden Dollar aufgefangen sowie „verarbeitet“ werden. Einen Unfall durch ein bisher unterschätztes oder unbekanntes Ereignis kann uns jederzeit noch ereilen. Auf dem Gipfel trifft dies einen Markt um ein Vielfaches heftiger. Mit dieser Konsequenz bleibt es beim Halten einer vertretbaren Barreserve. Im sehr gut laufenden deutschen Aktienmarkt sind wir seit Monaten übergewichtet.
Auferstanden aus Ruinen
Etliche Marktteilnehmer reiben sich wegen der Entwicklung bei den Edelmetallen die Augen. Als dieser Anlageklasse vor Wochen jegliches Vertrauen entzogen wurde und die neuen Kursziele von Analysten sich immer weiter unterboten, drehten die Notierungen nach oben. Das ist keine Eintagsfliege mehr, es riecht nach Ausbruch. Zudem bleibt seit einiger Zeit der mindestens einmal pro Woche durchgeführte Abverkauf aus. Es war richtig, die Nerven zu bewahren, kein Edelmetall aus der Hand zu geben. Gold und Silber waren nie zu teuer, stehen möglicherweise vor einem Quantensprung. Ein Umfeld von Inflation gepaart mit keinen größeren Zinserhöhungen seitens der Notenbanken wäre perfekt. Vor allem Silber, als noch inflationssensibleres Metall, könnte so richtig durchstarten. Zum Hoch aus dem Jahr 2011 von rund 50 USD pro Feinunze ist es noch ein weiter Weg, das Potential aber verlockend. Bei den Edelmetallen bleiben wir voll investiert. Öl hat sich nun an die Grenze von 70 USD geschoben. Ob der Ausbruch beim ersten Mal funktioniert, muss noch getestet werden. Auf längere Sicht sollten wir drei Stellen vor dem Komma sehen.
Zinsen verteidigen neues Terrain
Im Zuge der jüngsten Inflationsdaten gaben die Kurse an den Anleihemärkten noch einmal nach. Damit nistet sich unser Barometer, Bund-Future, unter 170 Zählern ein. Mit einem Bein hatten wir uns bereits vor Wochen in diesem Segment engagiert. Jetzt sollen die festverzinslichen Wertpapiere den Schock verdauen, die Kurse sich auspendeln. Bei einer Bestätigung des Trends wäre ein Ausbau dieser Position sinnvoll.