Aus rein technischer Sicht bauen die Aktienmärkte die stark überkaufte Lage derzeit über eine Seitwärtsbewegung ab. Der jüngste Miniknall von minus 5 Prozent bei den Indizes schüttelte wenige schwache Hände aus dem Markt. Hier wäre eine richtige Korrektur für die Stabilität des Aufwärtstrends hilfreich gewesen. Die Euphorie unter den Börsianern hat diesem Verlauf einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus diesem Grund bewegen wir uns erneut wie das Kaninchen vor der Schlange. Bis jetzt braucht es etliche Anläufe beim Deutschen Aktienindex, die Marke von 14.000 Punkten nachhaltig zu überbieten. Bei 14.200 würde sogar ein neues Kaufsignal geboren, der DAX könnte in neue Sphären vorstoßen. In diesem Bereich entscheidet sich also die Tendenz auf kurze Sicht. Unter fundamentalen Gesichtspunkten muss weiterhin behutsam vorgegangen werden. Ein Ende der Pandemie sowie die damit verbundenen Konsequenzen können nicht berechnet werden. Hier hilft nur ein Blick in die Geschichte, der gesunde Menschenverstand und auch eine Portion Glück. Die schlimmste und zumindest etwas vergleichbare Pandemie war die Spanische Grippe. Von 1918 bis 1920 wütete das Virus, forderte bei einer Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden Menschen 50-100 Millionen Todesopfer und verlief in drei Wellen. Der letzte Ausbruch läge also noch vor uns. Nach der dritten Welle wurde die Pandemie damals medizinisch und sozial für beendet erklärt. So lassen sich Szenarien für das zweite Halbjahr sowie 2022 weiterdenken. Es gibt also definitiv etwas Licht am Ende des Tunnels. Auch ohne Corona gibt es eine Menge Risiken, diese müssen wir immer auf dem Schirm haben. Aktien sind nicht mehr durchweg preiswert, hinter den „Kulissen“ der Indizes gibt es starke Kursveränderungen in beide Richtungen. Große Einkäufe machen nur nach einem deutlichen Luftholen Sinn. Warren Buffet, der bekannte Altinvestor, sitzt seit einem halben Jahr auf dem größten Barbestand (130-165 Milliarden USD) seiner langen Laufbahn. Viele Unternehmen sind ihm zu teuer, er wartet ab. Wir üben uns ebenfalls in Geduld. Die Depots entwickeln sich trotz höherem Cash-Anteil ordentlich. Lieber lasse ich eine Chance liegen, wenn ich das mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Jetzt mit voller Kapelle anzugreifen, bleibt schwierig. Bei einem möglichen Rückgang fehlen mir Ihnen gegenüber dann die Argumente. Wir behalten auch nach oben die Nerven, warten auf schwächere Tage und steigen dann ein.
Wie auf Schienen vs. Schrecksekunde
Beim Verlauf des Ölpreises wird man unweigerlich an die Geradlinigkeit von Gleisen erinnert. Wie an der Schnur gezogen waren jetzt die avisierten 60 USD fällig. An dieser Stelle würde eine Atempause gut tun. Erst nach dieser kommen neue Investments in diesem Sektor infrage. Wie aus dem Nichts tauchten die Edelmetalle ab. Nur einen Tag später setzte die Erholung ein, die Notierungen stabilisieren sich. An den Terminmärkten für Gold und Silber regiert die blanke Hektik, Bullen sowie Bären liegen auf Augenhöhe. Aus diesen verrückten Sprüngen ließe sich kein Trend herauslesen. Die Edelmetalle müssen immer wieder für das Stopfen von Liquiditätslücken großer Investoren herhalten. Zusätzlich entziehen die Kryptowährungen Investitionskapital. An dem langen Seitwärtstrend seit dem 3. Quartal 2020 hat sich nichts geändert. Je länger so ein Geschiebe geht, umso größer wird der folgende Ausbruch. Die höhere Wahrscheinlichkeit liegt für mich auf der Oberseite, obwohl viele Analysten ihre Kursziele nach unten anpassen. Das nehme ich gerne als Kontraindikator entgegen.
Kurzer Zinsanstieg
Für ein paar Tage rutschte der Bund-Future unter 176 Punkte. Das ist erstmal Geschichte. Noch wichtiger bleibt die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen. Diese erreichte mit 1,18% p.a. ein Zwischenhoch. Es sind Signale, mehr noch nicht. Zu einer echten Trendwende wird es dann kommen, wenn die zahlreichen Corona-Hilfen ihren Weg in den echten Wirtschaftskreislauf finden.