Jetzt ging es ganz schnell mit der angedeuteten Verschnaufpause. Kurz vor der Marke von 14.000 Punkten beim Deutschen Aktienindex ging den Bullen die Luft aus. Nach einem mehrwöchigen Anstieg von 12 Prozent stellt es die willkommene Abkühlung dar. An vier Handelstagen wurde die Hälfte des Zuwachses durch eine Verkaufswelle zurückgebaut. Jetzt muss der Markt seine Balance finden. In Normalzeiten wären wir mit so einer Korrektur durch, die Bereinigung weitestgehend erledigt. Unser Umfeld hält gefühlt unendliche Prüfungen für alle Akteure bereit. Seit dem 2. Weltkrieg gab es kaum „aussichtslosere“ Konstellationen. Vergangene Woche veranlasste es weitere Investmentbanken aus den USA zur Ausgabe von Crashprognosen. Lediglich ein bekannter Großinvestor jenseits des Atlantiks bekommt langsam kalte Füße, schließt deswegen einen Teil seiner Short-Positionen (Wetten auf fallende Kurse). Vieles sieht nach einem Wunder aus, dass wir die derzeitigen Niveaus in etwa halten können. Auf der einen Seite liegt es ganz klar an der Qualität der Käufer beziehungsweise den Besitzern der Aktien. Sie investieren in Krisen, sind hartgesotten und denken an die Zeit danach. Zeiträume von zwei bis drei Jahren des Wartens spielen dabei keine Rolle. Geduld ist und bleibt die wichtigste Eigenschaft eines Börsianers, alternative Anlagen bleiben Mangelware. 1,2% p.a. Umlaufrendite in Deutschland stellen keine Konkurrenz dar. Ganz nebenbei hat es seit Februar zahlreiche ängstliche Anleger aus dem Markt gefegt. Andererseits sichert uns die Bewertung, vor allen Dingen in Deutschland, bisher gut nach unten ab. Das Kurs-Gewinnverhältnis für den DAX liegt bei 10,5. Damit zählen wir weltweit zu den preiswertesten Aktienmärkten, auch im historischen Vergleich ist dies einfach nur billig. So etwas verkauft man nicht, egal welcher Sturm uns noch erwartet. Jetzt gilt es, so schnell wie möglich einen neuen Boden für den folgenden Anlauf zu finden. Idealerweise wird die psychologische Grenze von 13.000 gehalten. Beim starken Unterbieten ginge vorerst mehr Porzellan zu Bruch, die Zeitachse würde nach hinten verschoben. Für einen stabilen Trend wäre ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg mit anschließenden Verhandlungen der alles entscheidende Flaschenhalslöser.
Rohstoffpreise bleiben unter Druck
Von allen Fronten bekommen vor allem die Edelmetalle Gegenwind. Mit dem höchsten Stand des US-Dollar seit 5 Monaten und nun wieder steigender Zinsen lasten zwei Faktoren auf den Preisen. Gold & Co notieren in der amerikanischen Währung, mit dem Anstieg dieser, verteuert sich auch die Anschaffung. Zinsanlagen stellen eine Konkurrenz für Edelmetalle dar. Klettern die Renditen, erscheinen Gold sowie Silber unattraktiver. Im besten Umfeld für Krisen- oder Inflationsschutz gibt es in der Unlogik der Märkte derzeit keine Verwendung. Harte Töne vom am Freitag stattfindenden Notenbanktreffen (USA) stellen unter Umständen eine neue Belastung dar. Wir halten unsere Positionen. Panik kann jederzeit auftreten, davon profitieren dann die Edelmetalle. Langfristige Investoren sollten zweimal auf Silber schauen. Im kommenden Jahrzehnt dürfte die Silbernachfrage aus der Industrie sämtliche Bestände mehr als aufsaugen. Was dies für den Preis bedeutet, sollte klar sein.
Zurück im Aufwärtstrend bei Zinsen
Es war ein kurzes Luftholen am Rentenmarkt. In den Vereinigten Staaten und ebenso in Europa fallen die Kurse von Anleihen. Dabei nähert sich der Bund-Future der letzten Haltegrenze von 150 Punkten. Ein Bruch würde ein mächtiges Verkaufssignal auslösen. Für mich steht nicht die Frage des Ob, sondern lediglich des Wann im Raum. US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit werfen über 3 Prozent p.a. Rendite ab. Damit wird der große Trend abermals aufgenommen. Am kommenden Freitag schaut die Investmentwelt gebannt auf das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole. Innerhalb der FED finden ordentliche Machtkämpfe statt. Die so genannten Falken stehen für große und rasche Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung, ihre Rufe, werden zu hören sein.