Es ist die überfällige Konsequenz aus der Entwicklung in den zurückliegenden Wochen. In etlichen Teilmärkten hatten sich Spekulationsblasen gebildet, die in krankhafte Fahnenstangen mündeten. Zuletzt wollte sogar jeder Laie bei dieser Party dabei sein. Auch in der Bild-Zeitung fanden vermehrt Aktienstories auf den vordersten Seiten ihren Platz. Wann genau so eine Entwicklung endet, ist leider nicht vorhersehbar. Steigende Kurse ziehen das Publikum an und verführen neue Käufer, welche die Preise weiter treiben. „Die Letzten beißen die Hunde“ heißt ein bekannter Film von 1974. Gamestop-Aktionäre, die zuletzt auf den Zug gesprungen sind, wissen wovon ich rede. In der Spitze 420 Euro, wenige Tage später gibt es noch 36 Euro für das gleiche Papier. Bei den jüngsten Befragungen im US-Kongress wurde das ganze Ausmaß dieses Hypes offensichtlich. Das gesamte System stand für einige Minuten am Abgrund. Es war verdammt knapp, wir müssten uns heute über vierstellige DAX-Kurse im tieferen Bereich unterhalten. Übertreibungen werden abgebaut, das war schon vor 400 Jahren zu Beginn der Börsengeschichte so. Indizes, die zum großen Teil Unternehmen der „Alten Industrien“ beinhalten, kommen bis heute vergleichsweise glimpflich davon. Dazu gehören beispielsweise unser DAX, Dow Jones Industrial sowie der SMI (Schweiz). Die größten Einschläge verzeichnen nun Corona-Gewinner, Börsenlieblinge (H2, Tesla) und Kryptowährungen. Von den Spitzenkursen gaben diese Investments in kurzer Zeit im Durchschnitt 30 Prozent ab. Im Gegenzug konnten Vertreter von Fluglinien sowie Touristik sogar zulegen. Die große Umschichtungswelle nimmt weiter Fahrt auf, Verlierer des letzten Jahres werden zu Favoriten und umgekehrt. Jetzt müssen die Kurse in den kommenden Tagen oder Wochen auspendeln. Häufig folgt auf den ersten Abschwung eine Erholung, auf diese sich dann mindestens noch eine Verkaufswelle anschließt. Je heftiger und dynamischer so ein Prozess verläuft, umso besser. Es dient der Gesundung des Marktes, wirkt trendbestätigend. Unter Umständen beschränkt sich dieses Phänomen dieses Mal nur auf die Übertreibungssektoren und „normale“ Indizes bleiben verschont. In dieser Phase wird auf Chancen gelauert, die geschaffene Liquidität soll sinnvoll reinvestiert werden. Optimalerweise sollen Käufe auf mehrere Schritte verteilt werden, um bestmögliche Einstiegskurse zu gewährleisten. Diesbezüglich im Mittelpunkt wird die wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Börsianers stehen, nämlich Geduld.
Attacke vorerst abgewehrt
Der Goldkurs konnte gerade noch so an der unteren Grenze auf dem Absatz kehrtmachen. Zum wiederholten Male hielten 1.770 USD. So manifestiert sich diese Unterstützungszone noch. Silber bewahrt seit Wochen relative Stärke, die wichtigen 25 USD kamen nach unten nicht mal in Schlagdistanz. Beide Edelmetalle konnten endlich nach längerer Zeit in einem unruhigen Gesamtmarkt für Stabilität sorgen. Cool, cooler, Ölpreis, so läuft das jetzt schon seit geraumer Zeit. Das Schwarze Gold will nach oben, hat sein Potential lange noch nicht ausgereizt. Eine Pause wäre trotzdem wünschenswert, diese schützt vor Überhitzung und der nächste Schritt zurück muss dann nicht so schmerzhaft sein.
Spannung pur ist angesagt
An den Zinsmärkten geht schleichend die Angst um. Die Renditen zucken Richtung Norden. Mit aller Kraft stemmen sich die Notenbanken gegen den wieder einmal begonnenen Zinsanstieg. In den Pressekonferenzen beschwichtigen die EZB sowie die FED mit allen Mitteln der Kunst. Wieviel Munition haben die Währungshüter noch im geschundenen Köcher? Es wird ein harter Kampf in den folgenden Wochen. Ein steigender Ölpreis trägt hier nicht zur Beruhigung bei. Der Bund-Future steuerte bereits 174 an und bei den US-Anleihen (10 Jahre) laufen 1,35% p.a. über den Ticker. Wir haben jetzt einen zaghaften Fuß in die Tür gesetzt.